Neukirchen-Vluyn Vom Jazz aus der Swing-Ära

Neukirchen-Vluyn · Musikschule veranstaltet eine Konzert-Matinee in Neukirchen-Vluyn.

 RP-Foto: Klaus Dieker

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Foto: Dieker Klaus

Seit 2010 gibt es sie, die jährliche Matinee der Jazz-Abteilung von der Musikschule Neukirchen-Vluyn. Inzwischen gehört sie zum festen Bestandteil des Musiklebens der Stadt. Im nächsten Jahr feiert die Veranstaltung dann ihr zehnjähriges Jubiläum. An diesem Sonntag aber fand zunächst einmal die neunte Ausgabe statt. Als Interpreten mit dabei waren die Dozenten Arno Brechmann (Gesang), Roman Sieweke (Saxofon und Querflöte), Bernhard Weichinger (Schlagzeug) und Steffen Molderings (Bass) sowie als besonderer Gast der Oberhausener Pianist Matthias Dymke.

Auch wenn in diesem Jahr (vielleicht wetterbedingt) einige Plätze im Zuschauerraum unbesetzt blieben, die schätzungsweise rund 70 Besucher genossen die lockere Atmosphäre des Mittagskonzertes, in dem Jazz-Standards aus der Swing-Ära bis zu Titeln aus den Bereichen Jazzrock sowie Rock und Pop zu hören waren.

Vielleicht oder gerade deshalb, weil der musikalisch-dramaturgische Aufbau beim Jazz-Standard einem stets gleichen Schema folgt, geriet der Titel "All At Sea" (2003) von Jamie Cullum aus dem Bereich Rock-Pop zu einem Höhepunkt der Jazz-Matinee.

Acht Titel plus Zugabe präsentierte das Quintett innerhalb einer guten Konzertstunde, wobei Sänger Brechmann seinerseits bei vier Titeln pausierte, weil diese instrumental vorgetragen wurden. Von diesen wiederum erzielte der Song "Black Nile" (1964) von Wayne Shorter, den Sieweke ausgesucht und raffiniert für Querflöte arrangiert hatte und führungsstark intonierte, eine große Aufmerksamkeit bei den Zuhörern. Molderings kannte diesen Song zwar, wie er sagte, doch gespielt habe er ihn zuvor noch nie.

Ohnehin kamen die Musikbeiträge mit Gesang gefühlt etwas besser beim Publikum an, als die rein instrumental vorgetragenen Stücke. Vielleicht mag es auch am gut gewählten Intro-Lied "Fly Me to the Moon" (1954) zu Konzertbeginn gelegen haben, das der legendäre Frank Sinatra in seiner Interpretation einst weltberühmt machte. Brechmann zeigte stimmlich dort wie auch bei "Good Morning Heartache" (1946), einst von Billie Holiday gesungen, seine außergewöhnliche Klasse.

Nicht weniger vortrefflich gelang ihm der Vortrag des Songs "Stormy Weather" (1933), den schon so bekannte Größen wie Judy Garland, Billie Holiday und Ella Fitzgerald zum Besten gaben.

So war es nicht verwunderlich, dass das Publikum am Schluss eine Zugabe forderte. Und diese fiel mit "Moon Over Bourbon Street" (1985) von Sting wohltuend poppig aus. Darin erzählt der Song eine wundersame Geschichte über einen Vampir wider Willen: Die Hauptfigur wird nämlich aus Versehen zum Blutsauger und hat fürchterliche Skrupel, andere Menschen zu töten, um selbst am Leben zu bleiben. Mit diesem einst für den Grammy Award als bestes Instrumentalarrangement mit Gesangsbegleitung nominierten Song endete die äußerst abwechslungsreiche und unterhaltsame Konzert-Matinee.

Schade nur, dass nicht auch Weichinger sein Können am Schlagzeug solistisch unter Beweis gestellt hatte. Gelegenheit dazu gab es im Rahmen der Improvisationen eigentlich genug.

(reife)
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