Neukirchen-Vluyn Vier Kandidaten werben um Sympathie

Neukirchen-Vluyn · In der Kulturhalle in Vluyn stellten sich gestern jene vier Anwärter vor, die 2017 für die SPD im Bundestagswahlkreis antreten möchten. Themen des Abends waren das verlorene Vertrauen in die Politik und die soziale Gerechtigkeit.

 Die Anwärter für die Bundestagskandidatur in Neukirchen-Vluyn (von links): Sabine Groß, Silvia Rosendahl, Atilla Cikoglu, Elke Buttkereit.

Die Anwärter für die Bundestagskandidatur in Neukirchen-Vluyn (von links): Sabine Groß, Silvia Rosendahl, Atilla Cikoglu, Elke Buttkereit.

Foto: Klaus Dieker

Von wegen Heimspiel: "Ich war vorher beinahe nervöser als in Krefeld", bekannte Elke Buttkereit gestern Abend nach der Vorstellungsrunde. Drei Anwärterinnen und ein Anwärter für die Nominierung zur Bundestagswahlkampf-Kandidatur stellten sich in der Galerie der Kulturhalle Vluyn vor. Es geht um die Nachfolge von Siegmund Ehrmann, der noch bis zur Wahl 2017 den Wahlkreis Krefeld II - Wesel II (WK 14) in Berlin vertritt. In drei Städten müssen die Kandidaten Sympathiepunkte sammeln, in Krefeld haben sie sich bereits vorgestellt. Elke Buttkereit machte dabei offensichtlich den besten Eindruck, der SPD-Vorstand hat den Krefelder Delegierten die Neukirchen-Vluynerin als Kandidatin empfohlen.

Nun also die zweite Runde: Obwohl Buttkereit im Laufe ihrer Vorstellung versicherte, sie könne "Säle füllen", war die Galerie nicht bis auf den letzten Platz besetzt. Etwa 40 Zuhörer waren gekommen, die meisten Sozialdemokraten aus Neukirchen-Vluyn, aber auch Interessierte aus Moers. Schließlich kommen drei der vier Bewerber um die Kandidatur aus den Ortsvereinen Moers bzw. Rheinkamp.

Um lange Monologe zu vermeiden, gab es verschiedene Fragerunden für die vier potenziellen Kandidaten, beispielsweise mussten sie einen vorgegebenen Satz ergänzen, eine Frage in drei Begriffen beantworten und so fort. Aber auch Auskunft über persönliche Stärken und Schwächen, über Art und Weise des Wahlkampfes, über die politische Ausrichtung der Partei und über die richtige Balance zwischen der Parlamentsarbeit in Berlin und der Präsenz daheim am Niederrhein mussten die Vier geben.

Doch wie gewinnt man die Sympathie der Zuhörer? Zum Beispiel mit Humor und Lockerheit. So sorgte Silvia Rosendahl für Lacher, als sie versicherte "Ich kann mein Magisterzeugnis vorzeigen" - ein Hinweis auf die Hinz-Affäre, die vielen SPDlern zurzeit schwer im Magen liegt. Elke Buttkereit bekam Applaus, als sie ihre Schwächen aufzählte. "Ich bin impulsiv, unnachgiebig und anstrengend."

Authentisch zu sein, glaubwürdig zu sein, das versprachen alle vier Anwärter auf der Bühne. Es gelte, das Vertrauen der Menschen wiederzugewinnen. "Viele haben sich leider von der Demokratie abgewandt", meinte Atilla Cikoglu.

Eindeutig sprachen sich alle vier Bewerber dafür aus, die SPD wieder zur Partei der sozialen Gerechtigkeit zu machen. Das kam bei vielen Genossen im Saal hörbar gut an: Die SPD als Partei der Arbeitnehmer, der sozial Schwachen - "back to the roots", wie Sabine Groß sagte, "zurück zu den Wurzeln".

Rosendahl demonstrierte nebenbei, dass sie sich mit den Gegebenheiten in Neukirchen-Vluyn beschäftigt hatte. "Wie ich höre, gibt es Probleme mit der Sanierung der Fußgängerzone", sagte sie. "Besonders, was die Beiträge der Bürger angeht." Alle vier Kandidaten betonten, sie würden sich rückhaltlos für einen Sieg der SPD im Wahlkreis einsetzen.

Und doch war nicht zu übersehen, dass die Sozialdemokraten - als Ganzes gesehen - noch nicht zur Geschlossenheit vor der Wahl 2017 gefunden haben. Bei einer der letzten Fragerunden mussten die Bewerber Karten mit "Ja", "Nein" oder einem Fragezeichen hochhalten. Als die Frage kam, ob Sigmar Gabriel der richtige Kanzlerkandidat der SPD ist, fiel das Votum einhellig aus - vier Fragezeichen.

(s-g)
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