Neukirchen-Vluyn Unser tägliches Brot - und mehr als das

Neukirchen-Vluyn · Landwirtschaft und Lebensmittel standen dieses Mal im Mittelpunkt der Sommerreise des SPD-Landtagsabgeordneten René Schneider. Zum Abschluss gab es eine interessante Podiumsdiskussion in der Kulturhalle Vluyn.

 Der Landtagsabgeordnete René Schneider (rechts) hatte Gäste eingeladen, die aus ihrer Perspektive etwas zum Thema beitragen konnten. Von links: Klaus Bird (Bio-Landwirt), Hartmut Becks (Pfarrer) und Norbert Büsch (Bäckermeister).

Der Landtagsabgeordnete René Schneider (rechts) hatte Gäste eingeladen, die aus ihrer Perspektive etwas zum Thema beitragen konnten. Von links: Klaus Bird (Bio-Landwirt), Hartmut Becks (Pfarrer) und Norbert Büsch (Bäckermeister).

Foto: Arnulf Stoffel

An sechs Stationen ist der SPD-Landtagsabgeordnete Rene Schneider in den vergangenen Wochen der Frage nachgegangen: Was sind uns gute Lebensmittel wert? Dazu hatte er unter anderem dem Müller der Kriemhild-Mühle in Xanten, den Obsterzeugern in Bloemersheim und dem Bio-Landwirten Bärbel und Klaus Bird über die Schulter geschaut.

Für Montagabend lud Schneider zu einer abschließenden Gesprächsrunde in die Vluyner Kulturhalle ein. Auf dem Podium begrüßte er neben Klaus Bird den Alpener Pfarrer Hartmut Becks und den Bäckermeister und Unternehmer Norbert Büsch.

Schneider hatte auf seiner Sommertour den Eindruck gewonnen, dass viele Menschen sich Gedanken über die Herkunft der Lebensmittel machten, sich bewusst und gesund ernähren wollten und dafür auch bereit seien, mehr Geld auszugeben. Die Klientel des Hoerstgener Biohofes von Familie Bird entspricht dieser Käuferschicht. Deshalb ist es Bird auch vor anderthalb Jahren gelungen, durch einen Preis von 48 Cent pro Ei die Aufzucht der sogenannten Bruderhähne, die auf anderen Höfen getötet werden, mitzufinanzieren.

Auf der anderen Seite sei der achtlose Umgang mit Lebensmitteln ein großes Problem, berichtete Pfarrer Becks, der die Tafeln in Alpen und Rheinberg mit gegründet hat. "Als Bauernkind wusste ich anhand der Lebensmittel, die auf den Tisch kamen, immer, welche Jahreszeit gerade ist. Heute fehlt dieser Bezug vielfach. Mit einem Spitzkohl wissen viele gar nichts mehr anzufangen. Andererseits gibt es wieder einen Trend zu mehr Bewusstheit. Junge Leute legen Parzellen an und wollen selbst ihr Gemüse erzeugen."

Das bestätigt eine Mitarbeiterin der Kamp-Lintforter Tafel: "Das Wissen, wie man eine einfache, aber gesunde Mahlzeit aus frischen Lebensmitteln kocht, ist einfach verlorengegangen. Wenn wir aber einmal Tütensuppen in der Ausgabe haben, werden sie uns aus der Hand gerissen", sagte sie. Der Sprung von der billigen Discounter-Ware, die in keiner Weise den Wert des Lebensmittels widerspiegele, zu Biolebensmitteln sei schlicht und einfach zu groß.

Ein Mittelweg könnte darin bestehen, verstärkt für regionales oder sogar lokales Einkaufen zu werben. Doch, was soll man überhaupt essen? Gläschenkost fürs Baby oder selbst kochen? Superfood oder saisonale Hausmannskost? Auch hier gebe es eine große Unsicherheit. "Das Wissen über gutes Essen und der bewusste Umgang mit Lebensmitteln sollte nicht in elitären Kreisen steckenbleiben", merkte auch Freiherr Friedrich von der Leyen aus dem Publikum an. Man müsse eigentlich bei den Kindergarten- und Schulkindern anfangen, war der Konsens unter den Gästen. Es sei falsch, dass die Kindergärten mit Essen aus Großküchen beliefert werden und dass es an den Schulen kaum noch Hauswirtschaftsunterricht gebe. Oftmals würden Kochaktionen an den strengen Hygienevorschriften scheitern, berichteten Gäste. Diese leidvolle Erfahrung hatte auch der Kriemhild-Müller Rolf Peter Weichold gemacht, als er Kindergärten mit seinen Vollkornprodukten beliefern wollte. Dabei stelle das Riechen, Schmecken, Schnibbeln und gemeinsame Zubereiten den besten Einstieg in einen bewussten Umgang mit Lebensmitteln dar.

René Schneider sagte zum Abschluss, es sei zwar ein schwieriger Weg, aber er wolle sich nicht damit abfinden, dass übertrieben strenge Vorschriften diese Lernerfahrungen verhindern. Er wolle mit der nordrhein-westfälischen Familienministerin Christina Kampmann sprechen und versuchen, entsprechende Pilotprojekte auf den Weg zu bringen, erklärte der Sozialdemokrat.

(RP)
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