Neukirchen-Vluyn Streetworker bangt erneut um seine Stelle

Neukirchen-Vluyn · Die Stelle von Umit Kusatmer in Neukirchen-Vluyn war 2014 um ein Jahr verlängert worden, gegenfinanziert durch die Anhebung der Vergnügungssteuer. Die wird jedoch deutlich niedriger ausfallen. Stadt und Kreis suchen eine Lösung.

 Umit Kusatmer vor dem Awo-Büro an der Hochstraße in Neukirchen. Erreichbar ist der Streetworker unter der E-Mail-Adresse streetwork@awo-kv-wesel.de oder unter der Telefonnummer 02845 980199.

Umit Kusatmer vor dem Awo-Büro an der Hochstraße in Neukirchen. Erreichbar ist der Streetworker unter der E-Mail-Adresse streetwork@awo-kv-wesel.de oder unter der Telefonnummer 02845 980199.

Foto: Klaus Dieker

Es ist nicht angenehm, sich Sorgen um die berufliche Existenz machen zu müssen. Umit Kusatmer, der Streetworker in Neukirchen-Vluyn, tut dies schon im zweiten Jahr. Als er im März 2014 seine Stelle antrat, erfuhr er nur wenige Wochen später, dass es Ende des Jahres damit aus sein könnte. Die Stelle wurde dann doch um ein Jahr verlängert (die RP berichtete).

Nun muss Kusatmer erneut mit der Ungewissheit leben. Und das Jahr ist bereits weit fortgeschritten. "Ich habe mich wegen der Drei-Monats-Frist vorsorglich schon arbeitssuchend gemeldet", sagt der gebürtige Bremer. Das gehe schon an die Nerven. "Es fühlt sich an, wie ein ständiger Ringkampf."

Kusatmer ist nicht unmittelbar für die Stadt tätig, sondern Mitarbeiter der Arbeiterwohlfahrt (Awo), die das "Streetwork" im Auftrag der Verwaltung durchführt. Sein Büro hat er in den Awo-Räumlichkeiten an der Hochstraße in Neukirchen. Er würde seine Arbeit in Neukirchen-Vluyn nur zu gerne fortsetzen. "Im vergangenen Jahr habe ich Kontakte geknüpft und ein Vertrauensverhältnis zu den Jugendlichen-Cliquen hergestellt", berichtet der 28-Jährige. "In diesem Jahr habe ich deutlich mehr Einzelfallhilfe geleistet."

Doch die Stadt muss bekanntlich gegen ein Defizit im Haushalt kämpfen und spart, wo es möglich und vertretbar ist. Im vergangenen Jahr hatte eine Ratsmehrheit das Konzept zur Haushaltskonsolidierung verabschiedet. Was die Stelle des Streetworkers betraf, hoffte man auf die Kostenübernahme durch das Kreisjugendamt, das für Neukirchen-Vluyn zuständig ist. Doch vom Kreis kamen im vergangenen Jahr negative Signale. Nun sieht es so aus, als wäre man in Wesel bereit, zumindest einen Teil der Kosten zu übernehmen. "Es ist im Gespräch, dass der Kreis 60 Prozent der Kosten übernimmt", berichtet Umit Kusatmer. Die Frage ist nun: Wer zahl die übrigen 40 Prozent?

Die Verlängerung der Stelle war ohnehin nur finanziell getragen worden, weil die Verwaltung die Vergnügungssteuer erhöhte. Doch das hat sich zumindest im laufenden Jahr als ein Flop entpuppt. "Wir erwarten einen Einbruch bei diesen Steuereinnahmen", sagt Wirtschaftsförderer Hans-Willi Pergens. Zu den Ursachen wolle er sich nicht äußern, doch werde die Kompensation der Stelle - die Rede ist von 60 000 Euro - wohl nicht erreicht. Pergens betont allerdings: "Wir arbeiten daran, die Stelle zu erhalten." Doch erst einmal müsse auf Kreisebene geklärt werden, wie es mit der Übernahme der oben genannten 60 Prozent aussieht. Dazu muss der Kreistag einen Beschluss fällen. Anschließend würde dann die Politik in Neukirchen-Vluyn entscheiden. "Das wäre voraussichtlich im November, im kommenden Sozialausschuss", sagt Pergens. Umit Kusatmer muss wohl noch eine Weile mit der Ungewissheit über seine Zukunft leben.

(s-g)
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