Neukirchen-Vluyn Spurensuche in Neukirchens Erdreich

Neukirchen-Vluyn · Mitarbeiter einer archäologischen Fachfirma begleiten die aktuellen Arbeiten im Dorf und schauen nach archäologischer Substanz. Die Funde werden dann sorgfältig dokumentiert.

 Grabungstechniker Frank Popko achtet bei den Tiefbauarbeiten in Neukirchen auf mögliche archäologische Spuren.

Grabungstechniker Frank Popko achtet bei den Tiefbauarbeiten in Neukirchen auf mögliche archäologische Spuren.

Foto: Klaus Dieker

Unter den Männern, die zurzeit in den Baugruben im Dorf Neukirchen tätig sind, ist Frank Popko mit seinem charakteristischen Hut leicht auszumachen. Ihn interessieren weniger Rohre und Leitungen unter dem Pflaster, sondern Zeugnisse aus der Vergangenheit.

Popko ist Grabungstechniker des Unternehmens "Archäologie.de" und hat derzeit im Auftrag der Stadt Neukirchen-Vluyn ein Auge darauf, ob an der Hochstraße archäologisch Interessantes zu Tage gefördert wird. Falls ja, dokumentiert er die Funde. Das Landesamt für Bodendenkmalpflege schreibt diese Vorgehensweise vor.

Sensationelle Schätze, die im Untergrund des Dorfes schlummern, sind freilich sehr unwahrscheinlich. Doch Interessantes lässt sich aus dem ausgehobenen Erdreich allemal herauslesen. Verfärbungen in den Schichten lassen beispielsweise auf Pfosten oder Abfallgruben schließen und so fort. Popko stellt klar, dass er die Arbeiten an der Hochstraße lediglich begleitet, nicht etwa leitet. "Es ist nicht so, dass ich den Arbeitern sage: Grab' mal bitte hier ein Loch, da könnte etwas sein." Vielmehr soll die archäologische Dokumentation die Tiefbauarbeiten so wenig beeinträchtigen wie möglich.

Doch welche Funde könnten theoretisch gemacht werden? Die Geschichte Neukirchens ist im Hochmittelalter erstmals greifbar. 1230 wird der Ort als "Nyenkirken" erwähnt, in einer Urkunde des Klosters Kamp, in der es um einen Landerwerb geht. Das steckt schon einmal den historischen Rahmen für mögliche Funde im Dorf Neukirchen ab. Zumindest denkbar ist also, dass ältere Gebäudereste gefunden werden.

"Wenn wir auf archäologisches Substanz stoßen, säubern wir sie, dokumentieren sie fotografisch und machen eine maßstabsgerechte Zeichnung", erläutert Frank Popko, der seit Montag ein Auge auf die Baustellen im Dorfkern hat. Angefangen von der Mozartstraße im Süden haben sich die Arbeiter nach Norden in Richtung Dorfkirche vorgearbeitet. Kirche, das heißt meist auch Kirchhof - könnten die Bauarbeiter etwa auf Skelette stoßen? "Ganz ausschließen lässt sich das nicht", sagt der Grabungstechniker. Dann kommt es darauf an, ob der Tote für die Erdarbeiten ein Hindernis darstellt. Unter Umständen muss ein Grab komplett ausgeräumt werden, doch die Ruhe des Toten wird wieder hergestellt. "In diesem Fall werden die Gebeine an die Kirche übergeben und wieder bestattet." Die Pietät bleibt also gewahrt.

Sollten Frank Popko und seine Kollegen von "Archäologie.de" tatsächlich auf einen ungewöhnlichen Fund stoßen, müssten die Archäologien sich mit der Firma, welche die Tiefbauarbeiten ausführt, abstimmen. "In dem Fall wird beispielsweise an einer anderen Stelle weitergearbeitet, bis der Fund dokumentiert ist", sagt er.

Dass es bei solchen Arbeiten durchaus Überraschungen geben kann, zeigte sich im Jahr 2012 in Geldern, als dort Arbeiten unter dem Kleinen Markt stattfanden. Ein mittelalterlicher Keller kam beim Buddeln zum Vorschein, am Ende wurden rund 5000 Fundstücke dokumentiert, sogar von einem Goldfund war zunächst die Rede, allerdings erwies sich im Labor, dass das Metallstück doch "nur" aus Messing bestand.

Mehr Informationen zum Thema finden Interessierte unter www.archaelogie.de

(s-g)
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