Neukirchen-Vluyn Sperrung beschlossen, Handel enttäuscht

Neukirchen-Vluyn · Während des freitäglichen Marktes im Dorf Neukirchen wird die Lindenstraße gesperrt. Das hat die Politik nun entschieden. Das trifft die Geschäftsleute im Dorf, die über Umsatzeinbußen klagen.

 Edgar Leinung (links) und Uwe Horn (2. von links) im Februar 20156 beim Sammeln von Unterschriften gegen die Sperrung.

Edgar Leinung (links) und Uwe Horn (2. von links) im Februar 20156 beim Sammeln von Unterschriften gegen die Sperrung.

Foto: Klaus Dieker

Die Politik hat entschieden: Wenn freitags die Marktbeschicker ihre Stände im Dorf Neukirchen aufschlagen, wird die Durchfahrt durch den Ortskern abgeriegelt. Zwei verschiedene Varianten waren in den vergangenen Monaten erprobt worden, eine mit und eine ohne Sperrung. Die Erstere hat sich nun durchgesetzt. Das freut Anwohner der Lindenstraße, die sich über den Verkehr geärgert hatten, und enttäuscht die Geschäftsleute im Dorf, die durch die Sperrung Umsatzeinbußen erleben. Einer von ihnen ist Edgar Leinung, Inhaber des gleichnamigen Radio- und TV-Geschäftes. Sein Laden liegt an der Lindenstraße, dennoch hat Leinung wenig Verständnis für Anwohner, die sich freitags durch den Verkehr gestört fühlen. Denn jetzt, so erklärt er, sei die Lage auch nicht viel besser. "Direkt vor unserem Geschäft stehen die Poller, jetzt wissen die Fahrzeuge oft nicht mehr, wie sie aus der Straße wieder rauskommen sollen."

Zwar steht am Eingang der Straße ein entsprechendes Verkehrsschild, doch das bringe wenig, ist Leinungs Eindruck. "Werktags ist die Straße ja frei für die Durchfahrt, freitags achten die Leute dann nicht auf das Schild." Besonders ärgerlich sei dies, wenn ein großer Lkw mit Anhänger sich in die gesperrte Straße verirre. "Neulich hatten wir so einen Fall, da hat es 20 Minuten gedauert, bis er sich wieder freigefahren hatte." Es komme sogar vor, dass Fahrer ihn selber bäten, ihren Wagen zu drehen, sagt der Handwerksmeister.

Solche Zustände tragen nicht dazu bei, Leinung für die neue Regelung zu erwärmen. Er versteht nicht, warum man die Durchfahrt, die nun schon seit einigen Monaten gegolten hatte, nicht auch noch bis ins neue Jahr, also über das Weihnachtsgeschäft, geduldet habe. "Aber schon vergangene Woche wurde die Sperrung ja sofort wieder durchgeführt", meint er kopfschüttelnd. "Dabei wird doch Anfang nächsten Jahres die Hochstraße für die Kanalarbeiten aufgerissen." Dann herrsche sowieso eine völlig neue Situation. Wenn dann die Bauarbeiten vorbei seien, könne man sich doch noch einmal zusammensetzten, um über den Wochenmarkt reden.

Die Diskussion über die Varianten Durchfahrt oder keine Durchfahrt war durch eine Anwohner-Initiative unter dem Namen "Alarm pro Dorf" im vorigen Herbst wieder angefacht worden. Gegen Verkehrsbelastung und Lärm, hieß die Devise. Die Politik ging darauf ein und verhängte probeweise die freitägliche Sperrung. Edgar Leinung und andere Geschäftsleute wandten sich dagegen mit einer Unterschriftenaktion. Zu den Organisatoren gehörte auch Uwe Horn, Inhaber des gleichnamigen Reisebüros. Ebenfalls auf dieser Seite standen das Fahrradfachgeschäft Tendick, die Bäckerei Sonderkamp, das Therapiezentrum, die neurologische Praxis Berkenfeld und die Logopädie-Praxis Hewel. Sie alle spürten einen Rückgang der Kundenfrequenz an Freitagen.

Kurioserweise hatten auch die Befürworter der Sperrung Unterschriften gesammelt. Beide Initiativen konnten darüber hinaus eine ähnliche Anzahl an Unterstützern vorlegen, jeweils etwa 500.

Werden die Geschäftsleute und Freiberufler im Ort nun resignieren oder erneut etwas unternehmen? Darüber beratschlage man zurzeit, sagt Leinung. "Es gibt aber manche, die resigniert haben und davon reden wegzugehen." Man habe den Eindruck, die Stadt mache es dem Einzelhandel in Neukirchen zurzeit so schwer wie möglich. Ähnlich hatten sich neulich auch die Anlieger der Andreas-Bräm-Straße geäußert, die zum zweiten Mal in Folge während des Weihnachtsgeschäftes eine große Baustelle vor der Nase haben (die RP berichtete).

(s-g)
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