Neukirchen-Vluyn SPD zeigt sich vom Wahlergebnis erschüttert

Neukirchen-Vluyn · Nach der Schlappe bei der Bürgermeisterwahl wollen die Sozialdemokraten nun auch über personelle Konsequenzen reden.

 Umjubelter Sieger: Harald Lenßen mit Ehefrau Sabine Lenßen am Wahlabend im Ratssaal. Rechts der Bundestagsabgeordnete Siegmung Ehrmann (SPD).

Umjubelter Sieger: Harald Lenßen mit Ehefrau Sabine Lenßen am Wahlabend im Ratssaal. Rechts der Bundestagsabgeordnete Siegmung Ehrmann (SPD).

Foto: Dieker, Klaus (kdi)

Gestern konnte er schon wieder etwas lachen, Jochen Gottke (SPD), der Verlierer der Bürgermeisterwahl in Neukirchen-Vluyn. "Das Leben geht weiter", meinte er, nachdem er eine Nacht über sein schlechtes Abschneiden gegen Harald Lenßen (CDU) geschlafen hatte. 59,24 Prozent der Wähler (6054 Neukirchen-Vluyner) hatten am Sonntag für Lenßen votiert, nur 40,76 Prozent (4165 Stimmen) für Gottke. Selbst in Gottkes "Heimat-Wahlbezirk" Dorf Neukirchen, den er bei den Ratswahlen 2009 und 2014 "handstreichartig" gewonnen habe, blieb Lenßen siegreich. "Da knackt man dran."

 Jochen Gottke begrüßt am Wahlabend Gäste im Ratssaal. Zum Lachen war ihm da eigentlich nicht mehr zumute.

Jochen Gottke begrüßt am Wahlabend Gäste im Ratssaal. Zum Lachen war ihm da eigentlich nicht mehr zumute.

Foto: Klaus Dieker

Für die SPD heißt es nun, die Schlappe aufzuarbeiten. Morgen steht eine Fraktionssitzung an, nächsten Montag eine Sitzung von Fraktions- und Ortsvereinsvorstand. "Wir werden darüber nachdenken, wie es weiter geht, auch personell", kündigte gestern die Ortsvereinsvorsitzende Elke Buttkereit an. Die Deutlichkeit des Ergebnisses habe die SPD erschüttert. "Wir haben die Menschen nicht erreicht", bedauerte Buttkereit. Gottke mutmaßte, dass ein "Merkel-Effekt" bei der Wahl eine Rolle gespielt haben könnte: "Den Leuten geht es gut, sie sehen keinen Anlass, etwas zu ändern."

Während bei der SPD Wunden lecken angesagt war, dauerte bei den Christdemokraten gestern die Hochstimmung an. Fraktionschef Markus Nacke zeigte sich erneut zuversichtlich, dass die CDU-Fraktion durch Lenßens Sieg im Rat Rückenwind bekomme. Zwar gehe Lenßens Erfolg größtenteils auf dessen Person zurück. "Es gibt aber einen gewissen Anteil der CDU." Nacke nannte die FDP/Piraten und NV Auf geht's als mögliche künftige Kooperationspartner im Rat, eventuell auch die Grünen, mit denen die CDU früher gut zusammengearbeitet habe. Entscheidend sei aber, wie sich die SPD ausrichte. "Wir hoffen, dass in Zukunft wieder die Sacharbeit im Rat im Vordergund steht."

Norbert Gebuhr, Fraktionsvorsitzender der FDP/Piraten, zeigte sich gestern zu Gesprächen mit der CDU bereit: "Wenn die CDU Ambitionen hat, werden wir darüber reden." Die FDP/Piraten hatten eine Wahlempfehlung für Lenßen ausgesprochen. "Gottke hat viele Fehler gemacht", sagte Gebuhr. "Er hat versucht, den Leuten Dinge zu verkaufen, die nicht zu machen sind, wie die Wiederbelebung der Bahnlinie oder Tempobeschränkungen auf Landstraßen innerorts."

Klaus Wallenstein (NV Auf geht's) äußerte sich ähnlich. "Mit Werbegags lassen sich Leute nicht fangen", meinte er. Lenßens Erfolg dürfe man aber nicht überbewerten; er habe weniger als ein Drittel der Stimmen aller 22 650 Wahlberechtigten bekommen. "Das bestätigt uns in unserer Rolle im Rat als unabhängige Opposition den Erwartungen der Bürger gerecht zu werden."

Christian Esser (Grüne) schloss gestern Verhandlungen mit der CDU nicht aus. "Das werden aber harte Gespräche", sagte er. In vielen Fragen hätten sich Grüne und CDU voneinander entfernt. "Wir sind mit den wechselnden Mehrheiten im Rat gut zurechtgekommen." Den wiedergewählten Bürgermeister Harald Lenßen wollen die Grünen "an seinen Taten messen", so Esser. "Es gibt einen Vertrauensvorschuss, aber wir werden gut aufpassen."

Harald Lenßen selbst verbrachte den gestrigen Morgen damit, Glückwünsche entgegenzunehmen und zu beantworten, bevor er ab Mittag wieder seinen Amtsgeschäften nachging. Mitarbeiter empfingen ihn im Foyer des Rathauses mit Applaus und Glückwunsch-Plakaten. Lenßens neue Amtszeit als Bürgermeister wird offiziell am 21. Oktober beginnen. Eine erneute Vereidigung ist nicht vorgesehen.

(RP)
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