Neukirchen-Vluyn Pfarrer aus Vluyn schreibt für Anthologie

Neukirchen-Vluyn · Martin Simon hat mit Erfolg am Schreibwettbewerb eines Verlages im Ruhrgebiet teilgenommen. Der erste Satz wurde vorgegeben.

 "Böse Geschichten" hatte Martin Simon in dem Buch "Das Schwein hat blaue Augen" gesammelt, das im vergangenen Jahr erschien. Nun ist wieder eine Geschichte von ihm veröffentlich worden.

"Böse Geschichten" hatte Martin Simon in dem Buch "Das Schwein hat blaue Augen" gesammelt, das im vergangenen Jahr erschien. Nun ist wieder eine Geschichte von ihm veröffentlich worden.

Foto: Klaus Dieker

"Wenn das rauskommt" - diese Äußerung sorgt oft genug für Befürchtungen der schlimmeren Art. Der Dortmunder Schreiblust-Verlag hat diesen Anfangssatz über einen Schreibwettbewerb gestellt, gesammelt, gesichtet und 35 Beiträge für gut befunden. Herausgekommen ist pünktlich zum Leseherbst eine Sammlung von Kurzgeschichten nach dem Motto "Ein Anfang - 35 Ideen".

Mit von der Partie ist erneut Martin Simon, der schreibfreudige Pastor der Vluyner Kirchengemeinde. Er bewarb sich mit einer Geschichte, die nach Wettbewerbskriterien genau 20.000 Zeichen haben durfte. "Den ersten Satz habe ich leicht verändert", erklärt Martin Simon. "Wenn das rauskäme, würden sie ziemlich große Probleme bekommen", lautet daher sein Satz. De Autor entführt den Leser in die Welt am Niederrhein mit ihrer Trinkhallentradition, mit den Zechen, den Kumpeln und ihrer Passion für die Taubenzucht. Eben ganz viel Heimat und dem Gefühl "genau, so ist das".

Seine Geschichte, die sich um Leni und Johannes dreht, hatte Martin Simon schon länger in der Schublade, auf Halde sozusagen. Der Aufruf zum Wettbewerb kam daher passend. Der Anfangssatz hat ihn interessiert. "Er bedeutet ja, wenn das rauskommt, dann geht alles schief", so Simon. "Alles läuft aus dem Ruder, nichts ist mehr unter Kontrolle."

In seiner Geschichte betreibt Leni eine Trinkhalle. Zu ihr kommen die Menschen, jung und alt, und vertrauen sich ihr an. Sie tröstet die Kinder, weiß Rat und hört, wo was über wen gesprochen wird. Sie wird geschätzt als Komplizin, als die Frau, bei der Geheimnisse gut aufgehoben sind. Leni könnte, wenn sie wollte, Ehen auseinanderbringen, Betriebe in die Insolvenz treiben. Ihr Mann Johannes geht als Bergmann in den Ruhestand und beide könnten gemeinsam diese Zeit genießen. Doch Leni will das Büdchen nicht aufgeben. Eines Tages trifft ihr Mann einen Kumpel, der sich nicht traut, zu Hause seine Arbeitslosigkeit einzugestehen. Jeden Tag geht er mit der Tasche aus dem Haus und auf Schicht. Johannes wird zum Vertrauten und weiß, sein Kumpel braucht nichts dringender als ein Alibi. Leni und er entwickeln einen Plan, der sich zur Geschäftsidee mausert. "Lieber ein falsches Alibi, als kein Alibi" wird ihr Motto.

Wie sich dann alles entwickelt und welche skurrilen Situationen der Leser erlebt, das will Martin Simon nicht verraten. Nur so viel: "Es bleibt menschlich", sagt er. Zusammen mit 34 anderen Autoren wird der Anfangssatz auf die verschiedenste und kreative Weise mit Leben gefüllt. Das Schmökern macht Spaß, so Simon. Über 200 Einsendungen bekam damals der Verlag nach seinem Aufruf. Dass darüber mindestens zwei Jahre verstrichen sind, "hat mit den langen Produktionswegen und dem Lektorat zu tun", so Simon. Im Handel erschienen ist ein Buch mit 35 spannenden Geschichten auf gut 280 Seiten.

(sabi)
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