"Ich bin finanziell am Ende" Roger Achterath schließt sein Restaurant in Neukirchen-Vluyn

Neukirchen-Vluyn · Das "Achterath's", Restaurant von Roger Achterath, in Neukirchen-Vluyn bleibt auf unbestimmte Zeit geschlossen. Der Gastronom hat auch Buchungen abgesagt. Sein Restaurant hatte sich unter seiner Leitung zum Flaggschiff der Neukirchen-Vluyner Gastronomie entwickelt.

 Dieser Zettel an der Tür informiert die Gäste.

Dieser Zettel an der Tür informiert die Gäste.

Foto: Gilsbach

Stammgäste von Achterath's Restaurant in Rayen kennen diese schöne geschwungene Handschrift, mit der Chef Roger Achterath seine kreativ-bodenständigen Tagesempfehlungen aufschrieb. Doch seit dieser Woche sorgen die schönen Letter für Frustration bei den Freunden des Achterath's". Mit sofortiger Wirkung und auf unabsehbare Zeit" bleibe das Achterath's geschlossen, heißt es da. Gäste, die im Restaurant, zum Teil schon seit Wochen, reserviert hatten, erhielten eine Absage, in der auf betriebsinterne Gründe hingewiesen wurde.

"Ja es stimmt, ich bin finanziell am Ende", sagt Achterath im Gespräch mit unserer Redaktion. Zum einen werde es grundsätzlich immer schwieriger, ein Haus wie seines zu führen. "Dazu braucht man gutes Personal, das wirkt sich dann aber auf die Kosten aus", sagt er. Hinzu seien die Altlasten aus der Insolvenz des Seehauses gekommen.

Achterath hatte das Restaurant an der Wedau 2012 schließen müssen. Daraus hätten Forderungen des Insolvenzverwalters an ihn resultiert, die für ihn eine zusätzliche Belastung bedeutet hätten.

Stammgäste des Lokals wollten die schlechte Nachricht anfangs nicht glauben. "Meine Frau und ich haben noch vor kurzem dort essen wollen, aber keinen Platz mehr bekommen", berichtet Bürgermeister Harald Lenßen, den wir im Urlaub an der Ostsee erreichten. "Wenn Achterath zumacht, ist das ein herber Verlust für unsere Stadt. Das war doch unser Spitzenrestaurant."

Erst vor kurzem hatte das Achterath's seine Öffnungszeiten drastisch zusammengestrichen. Seit einigen Wochen gab es schon keinen Mittagstisch mehr, von Sonntag bis Dienstag blieben die Türen geschlossen.

Gäste hatten in diesem Jahr schmerzhaft den Weggang von zwei Stammkräften in der Bedienung vermisst, die über die vergangenen Jahre hinweg für Freunde des Hauses ebenso verlässliche wie humorvolle Ansprechpartner waren.

Seitdem entsprach der Service auch nicht mehr dem gewohnten Niveau des Hauses, zumal es auch erhöhte Krankenstände gab, so dass der Chef immer häufiger selbst beim Auftragen aushalf. Die Küchenleistungen indes blieben konstant hoch; auch hatten Besucher des Achteraths nicht den Eindruck, dass Gäste das weit über Neukirchen-Vluyn bekannte Haus mieden. Eine vorübergehende Krise, ja, aber doch nichts weshalb man sich ernsthafte Sorgen machen müsse.

So schien es. Doch nun wird wohl wieder ein neues Kapitel in der Geschichte des Hauses aufgeschlagen. Die ehemalige Postkutschenstation befindet sich bereits seit 1771 in Familienbesitz und wurde von den Achteraths viele Jahre lang als Gastwirtschaft betrieben. 2001 baute Roger Achterath, der bei Küchenchefs in der halben Welt gelernt hat, die Kneipe in ein Landrestaurant um. 2016 erhielt er seine zweite Gault-Millau-Haube.

Eine Chance, den Betrieb wieder aufzunehmen, sieht er nicht. Er selbst will als Koch weiterarbeiten.

(RP)
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