Neukirchen-Vluyn Neue Heimat für "Heimatlos"

Neukirchen-Vluyn · Neukirchen-Vluyner Sponsorenkreis ermöglichte den Umbau des CJD-Speisesaals zu einer multifunktionellen Begegnungsstätte der Kulturen.

 Ein Konzert der Band "Heimatlos" hat den neuen Veranstaltungsraum im Christlichen Jugenddorf eröffnet. Dort sollen Kulturveranstaltungen für Flüchtlinge stattfinden.

Ein Konzert der Band "Heimatlos" hat den neuen Veranstaltungsraum im Christlichen Jugenddorf eröffnet. Dort sollen Kulturveranstaltungen für Flüchtlinge stattfinden.

Foto: Dieker

"Wenn du glücklich bist, dann klatsche in die Hand", schallt durch die neue Mehrzweckhalle der Flüchtlingsunterkunft an der Wiesfurthstraße. Die Band "Heimatlos", deren Mitglieder hier eine vorläufige Heimat gefunden haben, bringt mit ihren Instrumenten und Stimmen den Saal zum Beben und Groß und Klein zum Mitklatschen.

Gitarrist Ouday al Akbah aus Syrien ist froh und dankbar über die neuen Möglichkeiten, die der frisch renovierte Raum den Bewohnern bietet. Der Grund für diese Freude bringt am Samstagnachmittag die 245 Bewohner, die haupt- und ehrenamtlichen Betreuer, die Nachbarn sowie die Verantwortlichen von Stadt und Diakonischem Werk zusammen. Mit einem bunten Fest bei Musik, selbstgemachtem Baklava und einer Hüpfburg für die Kinder wurde der Saal offiziell eingeweiht.

Viele bürokratische Hürden mussten genommen werden. Dank des Neukirchen-Vluyner Sponsorenkreises konnte das Projekt schließlich realisiert werden. Der ehemalige Speisesaal des CJD soll multifunktional genutzt werden. Spielraum, Konzertsaal, Kursraum, Turnhalle, Tanzsaal - vielfältige Möglichkeiten tun sich hier zukünftig auf.

Rainer Tyrakowski-Freese, Geschäftsführer der Diakonie, hatte den Anstoß zum Umbau gegeben und wünscht sich, dass die Flüchtlinge hier durch kulturelle Aktivitäten die Chance auf ein positives Lebensgefühl bekommen. "Kultur ist mehr als nur Unterhaltung", sagt er. "Ich sehe Kultur als "Lebensmittel", als Möglichkeit, seelische Belastungen zu verarbeiten und in schwierigen Zeiten Mut und Hoffnung zu schöpfen." Tyrakowski-Freese ist überzeugt, dass dies die Voraussetzung für einen positiven Integrationsprozess ist. Deshalb sei er permanent bemüht, Fördergelder zu akquirieren, was alles andere als einfach sei.

Konrad Göke soll die Angebote koordinieren. Der freischaffende Regisseur zeichnet mit verantwortlich für das Kulturzimmer im Dorf Neukirchen und will Künstler aus verschiedenen Kulturen zusammenbringen. Die Band "Heimatlos" könne nun in den neuen Räumlichkeiten ihre Kompetenzen weitergeben. Das Musizieren und Tanzen mit Flüchtlingskindern soll zum regelmäßigen Programmpunkt werden. Eine weitere Idee Gökes ist ein Breakdance/Streetdance-Projekt.

Rund 30 Kinder und Jugendliche leben in der Unterkunft. Nabila Ali, Mitarbeiterin im Spielhaus der Diakonie "Seestern", kann sich gut vorstellen, in der Mehrzweckhalle demnächst Angebote für Mütter und Kinder zu machen. "Sport und Spiel, aber auch Malen, Basteln und Hausaufgabenbetreuung - all das kann helfen, den Alltag leichter zu bewältigen", meint sie. Auch das Kulturamt der Stadt unterstützt die Aktionen. Franjo Terhart berichtet voller Stolz, dass es gelungen sei, eine Reise der Musiker von "Heimatlos" in die polnische Partnerstadt Ustron zu organisieren.

Ob auch die Küche der ehemaligen Mensa zukünftig genutzt werden kann, ist noch offen. Die Bewohner kochen im Moment selbst in den kleinen Küchen, die sich an die Wohneinheiten anschließen. "Das ist auch gut so, denn so sind die Menschen eigenverantwortlich und kochen nach ihren eigenen Tradtitionen", meint Friederike Hinkes, eine von drei hauptamtlichen Betreuerinnen. "Das großzügige Gelände des ehemaligen Jugenddorfes ist ideal. Und der neue Saal bringt in jedem Fall für alle einen Riesengewinn". Bei schlechtem Wetter könnten die Kinder dort spielen. Schulbänke, Tafeln für Deutschkurse stünden bereit.

(RP)
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