Neukirchen-Vluyn Matthäus-Passion - eine kleine Sensation

Neukirchen-Vluyn · Drei Chöre, ein Orchester und sechs Solisten boten Bachs Werk in St. Quirinus Neukirchen-Vluyn dar.

 Unter der Leitung von Hans-Hermann Buyken bildeten Chöre, Musiker und Solisten in St. Quirinus eine große Einheit.

Unter der Leitung von Hans-Hermann Buyken bildeten Chöre, Musiker und Solisten in St. Quirinus eine große Einheit.

Foto: prümen

"Die Matthäus-Passion zählt zum Größten und Anspruchvollsten, was je in der Kirchenmusik komponiert wurde", war im ausführlichen Programmheft zu der Aufführung in der St-Quirinus-Kirche zu lesen. Und so war es schon eine kleine Sensation, dass dieses Werk in Neukirchen zur Aufführung gebracht werden konnte. Johann Sebastian Bach hatte es für den Karfreitagsgottesdienst in der Leipziger St.-Thomas-Kirche 1727 komponiert, der Text stammt von Christian Friedrich Henrici, genannt Picander. Der Kirchenmusiker und Chorleiter des Collegium Vocale der Selbstständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche, Hans-Hermann Buyken, versammelte unter seiner Leitung drei Chöre, ein Orchester und sechs Solisten für das monumentale Werk. Die Zuhörer in der voll besetzten Kirche erlebten eine Mischung aus Gottesdienst und Konzert, die die Passionsgeschichte Jesu nach dem Evangelisten Matthäus nacherlebbar machte.

Wer wollte, konnte den Text mitlesen oder auch mit geschlossenen Augen in der Musik versinken. Gastgeber Pfarrer Andreas Fink verwies in seiner Begrüßung auf die Wortbedeutung von "Passion" als Loslassen und Geschehenlassen im Vertrauen auf Gott. Doch auch die andere Bedeutung des Wortes als "Leidenschaft" hatte ihre Berechtigung. Denn alle Musiker, Laien wie Profis, überzeugten in ihrem leidenschaftlichen Ausdruck und ihrem perfekten Zusammenspiel. Neben dem Collegium Vocale bildeten die Sänger des Düsseldorfer Kammerchors, der von Wolfgang Abendroth geleitet wird, den zweiten Chor.

Die großen Choräle erklangen von beiden Chören zusammen, darunter bekannte Stücke, die viele innerlich mitsangen. Zu Beginn und in der Mitte trat als dritter Chor ein Kinder- und Jugendchor dazu, dessen hohe Stimmen klar hervortraten. Die jungen Sängerinnen kamen aus dem Familienchor Neukirchen, den "In-Betweens" aus Vluyn und dem Kinderchor an St. Johannis Köln. Die 14 Choräle des dreistündigen Werkes, die die Stimme der Gemeinde darstellen, wurden mit viel Liebe und Kraft interpretiert. Besonders ergreifend war das doppelchörige "Sind Blitze und Donner", in dem die Wut der Gläubigen über den Verrat Jesu ihren Höhepunkt findet. Auch beim achtstimmigem Ruf "Barrabam" auf die Frage, wer freigelassen werden soll, ging die Musik durch Mark und Bein. Als Evangelist brachte der Tenor Wolfgang Klose die erzählten Teile wunderbar deutlich und stark zum Ausdruck.

Neben dem Bericht aus dem Evangelium standen die virtuosen Rezitativen und Arien im Mittelpunkt, in den die Solisten die Brücke zu den Emotionen der Beteiligten sowie der Gläubigen in allen Zeiten schlagen. Etwa, wenn der Sopran (Theresa Nelles) bekennt: "Wiewohl mein Herz in Tränen schwimmt, dass Jesus von mir Abschied nimmt". Das Cölner Barockorchester, aufgeteilt in zwei Orchester, begeisterte mit seinen historischen Instrumenten. Nach dem Verklingen der Glocken dankte das Publikum der herausragenden Aufführung mit minutenlangem Applaus.

(rauh)
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