Neukirchen-Vluyn/Rheurdt Land will Jägern mehr Vertrauen schenken

Neukirchen-Vluyn/Rheurdt · Umwelt- und Agrarministerin Christina Schulze Föcking sprach beim Hegering über das Jagdgesetz, das sie bis Ende des Jahres neu ausrichten will.

 Christina Schulze-Föcking mit Mitgliedern des Hegerings.

Christina Schulze-Föcking mit Mitgliedern des Hegerings.

Foto: crei

Christina Schulze Föcking gewann am Donnerstagabend die Herzen der 220 Jäger im Flug, die aus Neukirchen-Vluyn, Kamp-Lintfort und Rheurdt zur Jahreshauptversammlung des Hegerings Lintfort-Neukirchen in die Vluyner Kulturhalle gekommen waren.

"Ich komme aus einem jagdverbundenen Haushalt", erzählte die 41-jährige nordrheinwestfälische Umwelt- und Landwirtschaftsministerin aus Westfalen, die über den Kontakt des Neukirchen-Vluyner Europaabgeordneten Karl-Heinz Florenz an den Niederrhein gekommen war. "Ich habe zwar keinen Jagdschein, weil so viele andere in meiner Familie einen besitzen. Aber ich bin als Treiberin bei Jagden dabei. Außerdem bilde ich Jagdhunde aus. Ich bin mit der Hege und Pflege groß geworden. Jäger sind Freunde der Natur und Naturschützer durch und durch."

Da erntete die gebürtige Emsdettenerin den ersten Applaus der Jäger, darunter den des Hegering-Vorsitzenden Marcell Schüren.

Mehrfach lobte sie in ihrer Rede die Jäger, die "Anerkennung und Respekt" verdienten, wie "Wertschätzung der Gesellschaft", aber keine "Gängelei". Diese habe sie von 2010 bis 2017 im Landtag erlebt, erzählte die Christdemokratin und staatliche geprüfte Landwirtin, ohne den Namen ihre Amtsvorgängers Johannes Remmel zu nennen.

Schließlich hängt sie dem Konsensprinzip an, das in den 70er Jahren mit der politisch Linken populär wurde. Als sie über das Jagdgesetz berichtete, dessen Erneuerung eines ihrer großen Projekte ist, erläuterte sie, wie sie alle "Beteiligten mit ins Boot holt", neben der Landwirtschaft und dem Jagdverband zum Beispiel den Naturschutzbund und den Entomologischen Verein für Insekten. "Dieser Dialog ist intensiv und nicht immer einfach", berichtete sie über das Ziel, einen gemeinsamen Nenner zu finden. Nach dem Konsensprinzip, das sie nicht als solches benannte, sollen damit alle Beteiligen leben können.

Sie erzählte außerdem von Gesprächen mit Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU), die für das Bundesjagdgesetz zuständig sei. "Die Jagdgesetze müssen aufeinander abgestimmt sein", forderte die Referentin. "Das gilt auch für die Jagdgesetze der Länder. Das weiß ich aus eigener Erfahrung, weil ich im Kreis Steinfurt an der Grenze zu Niedersachsen wohne."

Der Entwurf zum neuen Jagdgesetz liege vor und durchlaufe im Mai die Verbändeanhörung, erläuterte die Ministerin. Nach den Sommerferien gehe er zur ersten und zur zweiten Lesung in den Landtag. "Das Gesetz soll bis Ende des Jahres erlassen sein", sagte sie. "Ich weiß, dass sie darauf warten. Aber es geht nicht schneller."

"Praxisferne Einzelbestimmungen aus Düsseldorf brauchen wir nicht", beschrieb sie das Subsidiaritätsprinzip, das das neue Jagdgesetz zu durchziehen scheint. "Die Verhältnisse vor Ort sind überall anders. Dort können die Jäger viel besser entscheiden. Zum Beispiel sollen generelle Baujagdverbote für Füchse aufgehoben werden. Die Jäger haben Eigenverantwortung verdient."

Nach diesem Subsidiaritätsprinzip, das in den 20er Jahren in der katholischen Soziallehre entwickelt wurde, werden Entscheidungen grundsätzlich auf einer unteren Ebene getroffen. Die höhere Ebene greift erst dann ein, wenn das nicht zielführend ist. "Ich will ihnen Vertrauen zurückschenken", rief die Landeslandwirtschaftministerin den Jägern zu, die nach der Rede lange applaudierten. "Stets Waidmannsheil!"

(RP)
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