Neukirchen-Vluyn Kritik an Treibjagd löst lebhafte Debatte aus

Neukirchen-Vluyn · Nach dem RP-Artikel über den Protest einer grünen Politikerin gegen eine Jagd am Rayener Berg wird im Netz pro und kontra diskutiert.

Neukirchen-Vluyn: Kritik an Treibjagd löst lebhafte Debatte aus
Foto: Dieker, Klaus (kdi)

Lob und Tadel erntet die Grünen-Politikerin Karin Fetzer aus Neukirchen-Vluyn für ihre Kritik an einer Treibjagd am Rayener Berg. Der RP-Artikel über ihren Protest hat mehrere Online-Kommentare erhalten, auch auf der Internet-Seite der Neukirchen-Vluyner Grünen erhielt Fetzer in den vergangenen Tagen reichlich Resonanz.

"Endlich eine grüne Kommunalpolitikerin, die auch öffentliche Kritik wagt", schreibt ein Kommentator unter dem Online-Pseudonym "Wildtiersachverständiger". Unter dem Kürzel "zzony" kommentiert ein Leser: "Die Wildtiere gehören nicht einer kleinen Gruppe Menschen, die sie tot sehen wollen." Dagegen vertritt ein Leser unter dem Namen "abama" die Auffassung: "Das Jagen und Angeln von Tieren und Fischen ist ein ganz natürlicher Vorgang."

Auslöser der Debatte war ein Eintrag von Karin Fetzer auf der Internetseite der Neukirchen-Vluyner Grünen. Darin protestiert sie gegen eine aus ihrer Sicht rücksichtslose Treibjagd am Rayener Berg Mitte November. Dass sie nicht die einzige Anwohnerin war, die sich darüber aufgeregt hat, belegt der Kommentar von Gabi Puelacher: "Meine Mutter kam an diesem Tag auch am Rayener Berg vorbei und war total entsetzt. Zitat: ,Das war keine Jagd, das war Krieg gegen die Tiere!' Der Jagdtourismus in der Region nehme leider zu, weil viele Niederländer wegen der lockeren deutschen Jagdgesetze vermehrt über die Grenze kämen, um hier Tiere zu schießen, schreibt Puelacher. Doch Fetzer erhält auch Gegenwind. Ein Kommentator mit Namen Max-Georg Manus, der sich als Revierjagdmeister vorstellt, wirft ihr vor, nicht über das nötige Fachwissen zu verfügen. Die Jagd sei ein Mittel gegen Wildschäden auf landwirtschaftlichen Flächen sowie "ein wichtiges Instrument zur Bekämpfung als auch Vorbeugung von Tierseuchen".

Als falsch erweist sich die Behauptung eines jagdkritischen Kommentators, Treibjagden müssten 48 Stunden vor Beginn angemeldet werden. "Eine solche Pflicht gibt es nicht", stellt Petra Teppenkamp auf RP-Anfrage klar. Sie ist beim Kreis Wesel als Sachbearbeiterin für Jagdrecht zuständig. Derzeit bearbeitet sie Anträge von Grundstückseigentümern, welche die Jagd auf ihren Flächen untersagen möchten (die RP berichtete). "Ein neuer Antrag ist gerade hinzugekommen, jetzt sind es 16", sagt Teppenkamp. Seit dem 6. Dezember gilt die neue Gesetzeslage, die solche Anträge ermöglicht.

Im benachbarten Kreis Kleve gibt es ebenfalls die ersten Antragsteller, beispielsweise die Ehepaare Kleinmanns und Kalisch aus Issum. Auch für sie war es das Erlebnis einer Treibjagd, das sie zu diesem Schritt veranlasste — Bilder von dichten Treiberketten, die Hasen keine Chance zum Entkommen gegeben und von Alkohol trinkenden Treibern, die Stöcke auf die Tiere geschleudert hätten. "Das Erlebnis der ersten augenscheinlichen Jagd über unsere Grundstücke bleibt für uns bis heute traumatisierend", erklären Jost Kalisch und Ehefrau Lydia.

Allerdings werden die Antragsverfahren voraussichtlich lange dauern, denn nur Einzelfallentscheidungen sind möglich und Gremien wie der Jagdbeirat müssen ihre Stellungnahmen abgeben. Zu diesem Beirat gehört im Kreis Wesel auch ein Vertreter des Naturschutzbundes Nabu. "Wir sind nicht grundsätzlich gegen die Jagd eingestellt", sagt Frank Boßerhoff, Sprecher des Kreis-Nabu. "Bei verschiedenen Projekten haben wir mit der Jägerschaft vor Ort erfolgreich zusammengearbeitet." Dennoch sei der Nabu, der Auffassung, das Jagdrecht müsse in mehreren Punkten reformiert werden. So fordert der Verein unter anderem die Verkürzung von Jagdzeiten und ein Ende der Verwendung von Fallen.

(RP)
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