Neukirchen-Vluyn Kirche und Verwaltung suchen Lösung

Neukirchen-Vluyn · Der Bau des geplanten neuen evangelischen Gemeindezentrums an der Bruchstraße wird noch durch einen alten Bebauungsplan gehemmt. Es geht um gewünschte Stellplätze und um den Status als Bodendenkmal.

Zu den Tugenden, die einen guten Christen ausmachen, gehört bekanntlich die Geduld. Diese brauchen die Mitglieder der evangelischen Kirchengemeinde in Neukirchen auch in diesen Monaten, denn der Neubau ihres Gemeindezentrums an der Bruchstraße ist verwaltungstechnisch zunächst auf Probleme gestoßen. Darüber wurde im jüngsten Stadtentwicklungsausschuss gesprochen. Die gute Nachricht: Offenbar können die Schwierigkeiten beigelegt werden.

Die Protestanten möchten das alte Gemeindezentrum an der Hochstraße abreißen und das Grundstück veräußern. Dafür soll an der Bruchstraße ein neues Zentrum entstehen, am jetzigen Standort des Pfarrhauses.

Zu erklären, woran es mit den Plänen hakt, ist nicht ganz einfach. Etwas allgemein ausgedrückt: Der geltende Bebauungsplan passt nicht ganz zum Bauvorhaben der evangelischen Kirchengemeinde. "Der alte B-Plan untersagt zum Beispiel neue Parkplätze an dieser Stelle", erläutert Pfarrer Frank Rusch. Den Gemeindemitgliedern käme es allerdings entgegen, wenn in der Nähe des geplanten Gemeindezentrums Stellplätze entstehen könnten. Die Verwaltung gibt zu bedenken, "dass sich alle geplanten Vorhaben in einem Bereich befinden, der als Bodendenkmal vorläufig unter Schutz gestellt ist", wie es in der Vorlage für den Ausschuss heißt. "Die Erlaubnis der Denkmalbehörde ist zwingend erforderlich. Ob diese erteilt wird, ist noch fraglich."

So wie es aussieht, könnte ein neuer Bebauungsplan beschlossen werden, dazu müsste die Kirchengemeinde einen Antrag stellen. Das Ganze sei zwar zeitraubend, meint Rusch, aber die Verwaltung, genauer gesagt, der Technische Beigeordnete Ulrich Geilmann, habe Entgegenkommen signalisiert.

"Eine Änderung des Bebauungsplans darf kein Tabu sein", meint auch Gerd Lück, baupolitischer Sprecher der SPD-Fraktion. Nach jetzigem Stand überschreite die Planung der Gemeinde die gültigen Baugrenzen um ein paar Quadratmeter. Um die gewünschte Zahl von Stellplätzen zu erhalten, meint Lück, könne das Gebäude ja theoretisch etwas nach Norden verschoben werden. Eine weitere Herausforderung für die Kirchengemeinde - wie für alle Anlieger der Hochstraße - ist die geplante Neugestaltung dieses Bereiches. Auch auf die Gemeine kämen, wenn die Pläne so durchgeführt werden, wie es im Integrierten Handlungskonzept (IHK), vorgesehen ist, 50.000 bis 60.000 Euro Kosten zu. Wie andere Anlieger, haben die Pfarrer der Gemeinde zu diesem Thema bereits kritisch ihr Wort erhoben. Frank Rusch erklärt, warum die Stimmung im Dorf so angespannt ist: "Es gab ein alternatives Konzept, das die reine Wiederherstellung der Straße vorsah." In diesem Fall hätten die Anwohner nichts zahlen müssen. Kein Wunder, dass die IHK-Pläne nun sehr kritisch betrachtet werden. Pfarrer Rusch meint: "Es soll ja eine Verbesserung werden. Aber man kann darüber streiten, ob es schon eine Verbesserung ist, bloß ein neues Pflaster zu legen."

Alle Anlieger werden mit Spannung den Haupt- und Finanzausschuss am 22. Juni erwarten. Dann soll die Entscheidung über den Ausbau der Hochstraße fallen - oder vielleicht auch nicht.

(s-g)
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