Neukirchen-Vluyn/Moers "Kein Verständnis" für Moerser Pläne

Neukirchen-Vluyn/Moers · Empörung über den Alleingang beim Flüchtlingsheim für Minderjährige.

 Markus Nacke (CDU): "Wir sind massiv irritiert."

Markus Nacke (CDU): "Wir sind massiv irritiert."

Foto: Dieker

Wie die sprichwörtliche Bombe ist in Neukirchen-Vluyns politische Landschaft die Nachricht eingeschlagen, dass die Stadt Moers ein Gebäude in Neukirchen anmieten möchte, um minderjährige Flüchtlinge unterzubringen. Die Verwaltung in Neukirchen-Vluyn hatte selbst gehofft, das CJD-Gebäude an der Wiesfurthstraße pachten zu können, um dort eine Flüchtlingsunterkunft einzurichten. "Ich war geplättet", gesteht Elke Buttkereit, Fraktionsvorsitzende der Neukirchen-Vluyner SPD. Die Moerser Pläne habe man "nicht auf dem Schirm", gehabt. Buttkereit kritisiert das Verhalten der Moerser Verwaltung: "Die Städte sprechen sich bei allen Themen ab, sei es Müllabfuhr oder die Schwimmbäder, wieso dieses Mal nicht?" Allerdings dürfe man auch das Verhandlungsgeschick von Bürgermeister Harald Lenßen hinterfragen.

Lenßen nutzte gestern Abend die Einweihung des Arbeitszimmers (siehe Seite C 3), um sich öffentlich zu äußern: "Das ist in keiner Weise abgestimmt worden, nicht mit der Bezirksregierung, nicht mit dem Kreis." Zwar könne man das Vorhaben kaum stoppen, doch zumindest eine Erklärung fordern, "denn wir sind die Geschädigten." Immerhin habe der Moerser Bürgermeister ihm signalisiert, dass man eine Kompensation für die verlorenen Unterbringungskapazitäten anbieten wolle.

 Elke Buttkereit (SPD): "Ich war geplättet."

Elke Buttkereit (SPD): "Ich war geplättet."

Foto: Archiv

Nicht minder verstimmt über die Moerser Nachbarn zeigt sich Markus Nacke, Fraktionsvorsitzender der Neukirchen-Vluyner CDU. Er fordert die dortige Verwaltung auf, "ihre Aufgaben im eigenen Stadtgebiet und nicht auf Kosten der Nachbarn zu lösen". Denn die Betreuung der Anwohner, die bereits eine große Zahl von Flüchtlingen in der Nachbarschaft akzeptiert haben, bleibe an den Akteuren vor Ort hängen. Nackes Fazit: Die Moerser Verwaltung hätte das Gespräch suchen müssen. "Wir sind massiv irritiert", fasst Nacke die Reaktionen in der Fraktion zusammen. Dass Moers von einem CDU-Parteifreund regiert wird, ist für Nacke dabei nebensächlich: "Wir sind vor allem die CDU Neukirchen-Vluyn."

Norbert Gebuhr (FDP), Sprecher der Fraktion FDP/Piraten, erklärte: "Das Verhalten der Moerser Verwaltung ist nicht fair." Christian Esser, Fraktionsvorsitzender der Grünen, fürchtet keine große Belastung für Neukirchen-Vluyn, da für eine "intensive pädagogische Betreuung" durch mehrere Träger gesorgt sei. Doch auch Esser nennt den Vorgang einen "Tiefpunkt interkommunaler Zusammenarbeit" und sieht einen "nachhaltigen Vertrauensverlust". Für die Infopolitik der Moerser Verwaltung könne "kein Verständnis aufgebracht" werden.

(s-g)
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