Neukirchen-Vluyn Kälte bremst die Kröten aus

Neukirchen-Vluyn · Die Zeit der Krötenwanderung ist angebrochen. Auch in Neukirchen-Vluyn haben sich die Amphibien auf den Weg zu ihren Laichplätzen gemacht. Der Nabu hat bereits mehr als 1000 Tiere in der Littard gezählt. Aufgrund des erneuten Kälteeinbruchs lassen's die Kröten nun aber langsam angehen.

Der Winter war lang, doch jetzt ist die Zeit der Krötenwanderung endlich angebrochen. "Die laufen seit einer Woche", sagt Franz Reuter vom Nabu aus Neukirchen-Vluyn. Am Littardweg und an der alten Mühle in der Dong queren die Wanderwege der Amphibien die Straßen. Damit die Amphibien nicht unter die Auto-Räder kommen, haben Helfer des Nabu wieder einen 700 Meter langen Zaun errichtet, so dass die Tiere die Straße nicht überqueren können. Stattdessen laufen sie am Zaun entlang und plumpsen schließlich in Eimer, die vom Nabu bereitgestellt wurden. Weil Kröten nachts unterwegs sind, kommen Nabu-Helfer jeden Morgen, um die gefangenen Tiere zu registrieren und sie dann sicher auf die andere Straßenseite zu tragen. Rund 20 Helfer stehen bereit, weitere dürfen sich beim Nabu gerne melden. "Die werden dann eingeteilt", sagt Reuter.

Aufgrund fehlender Kapazitäten des Nabu, gibt es an der Alten Mühle keinen Fangzaun. Dort richtet die Stadt seit einigen Jahren während der Krötenwanderungen eine teilweise Straßensperrung ein. Autofahrer sollten auf Kröten achten. Vor allem männliche Tiere ließen sich gerne auf der Fahrbahn nieder, weil sie dann gut nach Weibchen Ausschau halten können, schreibt der Nabu Moers/Neukirchen-Vluyn im Internet. Und: "Eine weibliche Kröte gibt ca. 3000 Eier in Laichschnüren ins Wasser ab. Wird sie überfahren, werden sozusagen mehrere tausend Tiere getötet."

Amphibien zählen zu den gefährdeten Tieren. Ihre Lebenräume werden immer knapper. "Sie spielen eine wichtige Rolle in der Nahrungskette", erläutert Franz Reuter. "Nur ein bis zwei Prozent des Laichs kommt durch. Die meisten Kaulquappen werden von anderen Tieren gefressen."

Seit ein paar Jahren ist von einer aus Asien eingeschleppten Krankheit die Rede, die Amphibien in den Niederlanden dezimiert habe. "Wir habe, die Krankheit noch nicht feststellen können, aber sie wird irgendwann auch zu uns rüberschwappen", ist Reuter überzeugt.

Neben Kröten fallen am Fangzaun in der Littard auch Grasfrösche und Molche in die Eimer. Die Zahlen der am Littardweg registrierten Tiere gibt der Nabu an die Untere Landschaftsbehörde weiter. Die Zahlen veröffentlich der Nabu zudem im Internet (www.nabu-moers-neukirchen-vluyn.de/ampstatistik.php). Dort ist zu lesen, dass seit 10. März bis gestern 1265 Kröten, 43 Grasfrösche, 18 Bergmolche und 23 Teichmolche gezählt wurden. Keine schlechte Ausbeute für sechs Tage. Im gesamten letzten Frühjahr haben die Nabu-Helfer 1916 Kröten registriert, in den Jahren davor waren die Zahlen teils drastisch gesunken (von 3311 Kröten im Jahr 2011 auf 1373 im Jahr 2015).

Franz Reuter geht davon aus, dass die Krötenwanderung in den nächsten Tagen vorübergehend aufhört. Schuld ist der erneute Wintereinbruch. "Wenn's nachts unter vier Grad ist, stellen die Tiere die Wanderung ein." Der Nabu Deutschland veröffentlich unter www.nabu.de sogar regelmäßig Prognosen. Aktuell heißt es dort: "Polare Luft bringt den Winter zurück, die Amphibienwanderungen kommen komplett zum Erliegen. Erst ab Mitte kommender Woche sind in milden Flusstallagen frostfreie Nächte möglich." Franz Reuter schätzt, dass die Nabu-Helfer sich dann bis Mitte April als Amphibien-Retter in der Littard betätigen können.

(RP)
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