Neukirchen-Vluyn Grüne kämpfen für Katzenkastration

Neukirchen-Vluyn · Ratsfrau Karin Fetzer aus Neukirchen-Vluyn macht sich für eine entsprechende Verordnung stark. Doch eine aktuelle Gesetzesänderung könnte zum Hindernis werden: Demnach müsste der Kreis Wesel die Entscheidung fällen.

 Karin Fetzer engagiert sich unter anderem im Tierheim in Moers. Dort hat sie die Problematik der streunenden Katzen kennengelernt.

Karin Fetzer engagiert sich unter anderem im Tierheim in Moers. Dort hat sie die Problematik der streunenden Katzen kennengelernt.

Foto: Dieker

Karin Fetzer liebt Tiere, und der Einsatz für deren Wohlbefinden ist auch Teil ihres politischen Engagements. Die Grünen-Politikerin aus Rayen bringt mit ihren Parteifreunden in Neukirchen-Vluyn vor allem das Thema Katzenkastration in die Öffentlichkeit. Für sie ist dies ein geeigneter Weg, um das Anwachsen der Population wildlebender Katzen zu begrenzen. Daher kämpfen die Grünen in Neukirchen-Vluyn für eine Verordnung, die dies zur Pflicht macht. "Wenn sie eine Katze füttern, sind sie rechtlich gesehen der Besitzer und für das Tier verantwortlich." Laut der Verordnung, die den Grünen vorschwebt, besteht dann die Pflicht, die Katze kastrieren und chippen zu lassen, ansonsten droht ein Bußgeld.

Schon wieder ein Verordnung mehr?, mögen manche Katzenbesitzer seufzen. Doch Fetzer hat gute Argumente. Als ehrenamtliche Mitarbeiterin im Moerser Tierheim kennt sie das Elend von Katzen, die sich in freier Natur durchschlagen müssen. "Wir hatten in unserem Katzenhaus schon rund hundert Exemplare", erinnert sie sich. Die vielen herumstromernden Katzen sind oft ausgehungert und gesundheitlich in einem erbärmlichen Zustand. Dass sie sich weiter vermehren, ist eine Form von Tierquälerei. "Die Pflicht, zugelaufene Katzen kastrieren zulassen, ist meiner Meinung nach ein guter Lösungsansatz." Von dem zurzeit viel diskutierten Recht der Jäger, Haustiere abzuschießen, die sich fern ihres Zuhauses herumtreiben, hält Fetzer dagegen garnichts: "Es gibt sicher bessere Möglichkeiten, dieses Problem anzugehen, als die Tiere abzuschießen."

Im Moment sieht es allerdings so aus, als würde der von den Grünen angestrebten Verordnung ein Hindernis im Weg stehen. "Eine aktuelle Gesetzesänderung vom Februar sieht vor, dass nicht die einzelnen Kommunen, sondern in unserem Fall der Kreis Wesel federführend ist." Es handelt sich um die "Ermächtigungen zum Erlass von Rechtsverordnungen auf dem Gebiet des Tierschutzrechts", genauer gesagt um den Paragraphen 5 der Regelung.

Das heißt, dass nicht mehr die Kommunen eine Kastrationsverordnung beschließen können, sondern der Kreis. Vielleicht, mutmaßt sie, solle der Prozess so verwaltungstechnisch vereinfacht werden. Die Grünen vor Ort sind allerdings enttäuscht: Eine vorläufige Lösung für Neukirchen-Vluyn könnte nun in weite Ferne rücken.

"Wir wollen allerdings am Ball bleiben", versichert Karin Fetzer. "Ich hatte Kontakt zum Ordnungsamt in Neukirchen-Vluyn aufgenommen, aber dort hatte man vom Kreis Wesel noch nichts gehört." Eine Nachfrage bei Dr. Antonius Dicke vom Veterinäramt des Kreises Wesel stimmt die Grünen wenig optimistisch. "Er hat geäußert, dass sich im letzten Jahr alle Kommunen des Kreises Wesel gegen eine Kastrationsverordnung ausgesprochen haben!" Politisch halte sie die Veränderung der Zuständigkeit für fatal, ergänzt Fetzer. "Jetzt muss nicht nur die Kommune, sondern der Kreis von der Sinnhaftigkeit einer Kastrationsverpflichtung überzeugt werden. Das ist kein gutes Signal für den Tierschutz."

(RP)
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