Kevelaer Gesucht: Paten für bosnische Familien

Kevelaer · Heribert Hölz engagiert sich seit 1992 für die Menschen im kleinen Balkanstaat. 25 Euro im Monat sei nicht viel - die Unterstützung, die auch von Kevelaer und Weeze aus organisiert wird, habe aber große psychologische Wirkung, sagt er.

 Oben: Familie Baliac aus Sarajevo ist ein typischer Fall in Bosnien. Mutter Sofia muss ihre sieben Kinder allein versorgen. Links: Heribert Hölz engagiert sich seit 1992 in der Bosnienhilfe.

Oben: Familie Baliac aus Sarajevo ist ein typischer Fall in Bosnien. Mutter Sofia muss ihre sieben Kinder allein versorgen. Links: Heribert Hölz engagiert sich seit 1992 in der Bosnienhilfe.

Foto: Bosnienhilfe

/ WEEZE / Duisburg "Die Menschen in Bosnien werden vergessen", sagt Heribert Hölz. Der 73-Jährige ist als Sozialarbeiter längst pensioniert, arbeitet aber immer noch halbtags für den Caritasverband Duisburg. Hölz ist das "Gesicht" der Bosnienhilfe: Seit 1992 engagiert er sich für die auch 21 Jahre nach Kriegsende leidgeprüften Menschen in Bosnien. Er kennt sich aus im Balkanstaat, reiste schon 84 Mal dorthin. "Die Probleme in Bosnien nehmen zu. Die Leute haben keine Perspektive", unterstreicht Heribert Hölz.

Jetzt sucht er Paten, die bereit sind, ein Jahr lang einen monatlichen Betrag von 25 Euro an Familien in Not zu überweisen. "Die Hilfe sollte man nicht unterschätzen. Von 25 Euro können Familien sich 50 Brote kaufen, in einem Jahr sind das 600 Brote. Der Mensch lebt nicht nur von Brot, aber es ist notwendig", ergänzt er. "Diese Unterstützung ist psychologisch wertvoll. Ihnen das Gefühl zu geben, nicht vergessen zu werden, ist mir wichtig."

Kevelaer: Gesucht: Paten für bosnische Familien
Foto: Bosnienhilfe

"Es gibt so viele Probleme in der Welt, aber über Bosnien redet heute keiner mehr", sagt der Neukirchen-Vluyner. Doch die Probleme in Bosnien nehmen zu. Die Arbeitslosigkeit liege bei 47 Prozent, die Jugendarbeitslosigkeit sei mit 60 Prozent noch deutlich höher. Die Renten seien so gering, dass alte Menschen nicht davon leben können. Hölz: "Ich kenne Leute, die haben gerade einmal 50 Euro Rente im Monat." Die Wirtschaft ist schwach, die Politik wird kritisch beäugt, so der Helfer. Viele Jugendliche wollten das Land verlassen, obwohl die Jugend doch eigentlich die Zukunft sei. Agrarflächen gebe es im kargen, gebirgigen Bosnien kaum. Und so gut wie keine Industrie. "Die Bosnienhilfe ist nicht alles, aber viel wert in einer Zeit voller Probleme und des Vergessens", so Hölz. Umso wichtiger seien Patenschaften. Paten erhalten Informationen über die Familie, die sie unterstützen. Sie erfahren, wie sie in Bosnien leben und wie sie heißen. Außerdem wird ihnen mitgeteilt, warum ausgerechnet diese Familie Unterstützung gebrauchen kann. "Die Paten können sich sicher sein, dass das Geld ankommt, wo es hingehört: Pfarrer, Lehrer, Sozialarbeiter - Menschen, die ich persönlich kenne, haben ein Auge darauf. Sie fragen ab, ob das Geld angekommen ist und bescheinigen das mit einer Unterschrift", betont Hölz, der plant, einige der Familien selbst zu besuchen.

Die Bosnienhilfe wird auch von Kevelaer und Weeze aus unterstützt. Die Frauengemeinschaft Kevelaer organisiert traditionell einige Aktionen für die Bosnienhilfe. Dazu gehören beispielsweise eine Cafeteria zum Krippenmarkt oder ein Benefizkonzert in der Clarissenkirche. Kindergärten in Weeze haben zur Anschaffung von Schafen gespendet, die Menschen in Bosnien Milch und Wolle liefern.

Kontakt: Heribert Hölz, Telefon 0203 449859-16 (vormittags) oder 02845 5686 (nachmittags). Spendenkonto: Sparkasse Duisburg, IBAN:DE 14 350500000 200104305, Stichwort Bosnienhilfe Patenschaft.

(RP)
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