Neukirchen-Vluyn Flüchtlinge ins Jugenddorf Neukirchen

Neukirchen-Vluyn · Neukirchen-Vluyn benötigt zur Unterbringung von Flüchtlingen weitere Gebäude des CJD-Komplexes. Die Landesunterkunft in Moers steht unterdessen übers Wochenende leer. Die Bezirksregierung Arnsberg bedauert Fehler bei der Kommunikation.

 Die ehemaligen Wohnheime des Christlichen Jugenddorfs an der Neukirchener Wiesfurthstraße werden für Flüchtlinge benötigt.

Die ehemaligen Wohnheime des Christlichen Jugenddorfs an der Neukirchener Wiesfurthstraße werden für Flüchtlinge benötigt.

Foto: Klaus Dieker

Als die Stadt Neukirchen-Vluyn im Frühling angekündigt hatte, ein Gebäude des CJD für die Unterbringung von Flüchtlingen anzumieten, waren die Reaktionen gespalten. Einerseits gab es eine große Bereitschaft, die Menschen aufzunehmen. Andererseits äußerten Anwohner Bedenken, ob das Zusammenleben mit den Fremden reibungslos ablaufen kann. Die Stadt sagte den Anwohnern damals zu, dass es bei dem einen Asylheim auf dem CJD-Gelände bleiben soll. Dass sie wortbrüchig werden muss, wurde schon vor einem Monat klar, als angekündigt wurde, dass ein weiteres CJD-Gebäude für die Unterbringung von Flüchtlingen gebraucht wird. Jetzt ist klar: Dabei wird es nicht bleiben. "Wir brauchen weitere CJD-Gebäude", sagte gestern Hans-Willi Pergens, Pressesprecher der Stadt. "Die Alternative wären Turnhallen und Zelte. Das wollen wir nicht." Derzeit haben knapp 400 Flüchtlinge, darunter 85 Kinder und Jugendliche aus etwa 30 Ländern ein Domizil Neukirchen-Vluyn. Etwa die Hälfte kommt aus Syrien und Irak. Alleine im September nahm die Stadt 72 Flüchtlinge auf. Im Oktober werden es nach jetzigem Stand um die 100 sein. Ein Ende des Zustroms ist - wie in anderen Kommunen auch - nicht absehbar. In Moers dagegen steht die Landesunterkunft für Flüchtlinge in der Achterrathsfeldschule übers Wochenende voraussichtlich leer. In der dortigen Notaufnahmestelle hatte die Stadt Platz für 320 Menschen geschaffen. Doch die 150 bislang dort untergebrachten Flüchtlinge waren, angeblich ohne Rücksprache mit der Stadt, nach der Registrierung in Herford auf verschiedene Bundesländer verteilt worden. Neue Flüchtlinge wurden der Stadt aber nicht zugewiesen.

Ein Sprecher der Bezirksregierung Arnsberg bedauerte Pannen bei der Kommunikation zwischen seiner Behörde und der Stadt Moers. Er betonte indes, dass es "gängiges Verfahren" sei, Flüchtlinge nach der Registrierung auf die Bundesländer zu verteilen. Dies sei der Stadt "mündlich und schriftlich" mitgeteilt worden. Forderungen des Landtagsabgeordneten Ibrahim Yetim (SPD), Flüchtlinge noch in der Unterkunft zu registrieren, wies er zurück. Er kündigte jedoch die Einrichtung einer weiteren zentrale Registrierungsstelle in Niederaußem (Rhein-Erft-Kreis) an.

Der für Flüchtlinge geeignete Wohnraum wird immer knapper. "Die Unterbringung in Turnhallen oder gar Zeltstädten sind für mich das letzte Mittel", sagte Neukirchen-Vluyns Bürgermeister Lenßen. Der Rathaus-Chef zeigt sich besorgt: "Die räumlichen und personellen Kapazitäten sind trotz weiterem Ausbau bzw. weiterer Aufstockung ausgereizt. Wir können unserem eigenen Anspruch an einer guten Unterbringung und hinreichenden Betreuung kaum noch Rechnung tragen. Daher habe ich mich auch dem an die Bundesregierung gerichteten Schreiben der über 200 Bürgermeister und Verwaltungschefs angeschlossen, um auf die Problematik hier vor Ort aufmerksam zu machen." An dem Schreiben war maßgeblich auch der Moerser Bürgermeister Christoph Fleischhauer (CDU) beteiligt, der während der Sondersitzung des Städte- und Gemeindebundes kommissarisch den Vorsitz innehatte.

Unterdessen hat in Neukirchen-Vluyn erstmals ein vom Stadtrat beschlossener "Runder Tisch Flüchtlinge" getagt. Vertreter von Verwaltung, Fraktionen, Diakonie (Treff 55), Polizei und Feuerwehr nahmen daran teil.

(ock/pogo)
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