Neukirchen-Vluyn Die Schattenseite unseres billigen Stroms

Neukirchen-Vluyn · Gymnasiasten und ihre Lehrer haben an einem Projekt über Kohleförderung in Kolumbien gearbeitet.

 Sabrina Tersteegen, Cecilia Immel und Lee-Ann Sielaff (v.l.) haben Papiermenschen gestaltet, die symbolisch "weggeschmissen" wurden.

Sabrina Tersteegen, Cecilia Immel und Lee-Ann Sielaff (v.l.) haben Papiermenschen gestaltet, die symbolisch "weggeschmissen" wurden.

Foto: crei

Das Handy wird morgens frisch aufgeladen aus der Steckdose gezogen. Für Licht, warmes Wasser, Fön, Radio, Computer und so weiter verbrauchen wir Strom - klar. Was hat das mit dem Raubbau an Natur und Menschen in Kolumbien zu tun? Viel. Das haben Schüler am Julius-Stursberg-Gymnasium in einem Projekt herausgearbeitet und interessierten Gästen in der Schulaula vorgestellt.

Denn trotz der "Energiewende" stammen immer noch rund 40 Prozent unseres Stroms aus Kohlekraftwerken. Rund ein Drittel davon wird durch billige Steinkohleimporte aus Kolumbien abgedeckt. Und was das für das Volk der Wayuu bedeutet, hat nicht nur die Jugendlichen betroffen gemacht. Der Kunstkurs im zehnten Jahrgang und der Kunst GK der Jahrgangsstufe 12 beschäftigte sich mit dem Film "La buena Vida" des Dokumentarfilmers Jens Schanze. Der Film zeigt den Kampf der Menschen gegen ihre gewaltsame Vertreibung durch den Cerrejon-Konzern. Dieser betreibt den größten Steinkohletagebau in Südamerika. Schüler des Sozialwissenschaftskurses von Ulrich Kemper und des Leistungskurses Erdkunde von Andreas Forsthövel lieferten interessante Hintergrundinformationen. Sie verdeutlichten die ökologischen Folgen sowie die prekäre Arbeitssituation der Arbeiter in Kolumbien. Auch machten sie klar, wie die deutschen Energiekonzerne diese Situation schönreden.

Kunstlehrerin Elfi Alfermann hatte die Idee zu diesem Projekt. Unter ihrer Anleitung entstanden im Kunstkurs der Klasse 10 eindrückliche Bilder, die an Schauwänden ausgestellt wurden. Für ihre Performance "Menschen wegschmeißen" hatten die Schüler des 12. Jahrgangs große, aus Papier ausgeschnittene "Menschen" aufgehängt, die beinahe die ganze Bühne ausfüllten.

Am Ende des Abends beeindruckten die Schüler mit einer Aktion, die im Gedächtnis haften bleibt: Da die Energiekonzerne behaupten, in Übereinstimmung mit internationalen Standards zu agieren, verkauften sie "heiße Luft in Tüten". Für zwei Euro, die an die Gesellschaft für bedrohte Völker gespendet werden sollen, konnten Besucher einen schwarzen Papiercoupon in Form eines Kohlestücks erwerben und dieses gegen einen Zip-Beutel, in den mit einem Fön Luft geblasen wurde, eintauschen. Dazu gab es einen freundlichen Händedruck und den Satz, den ein Cerrejon-Mitarbeiter an den Wayuu-Häuptling richtet, und der im Nachhinein wie hohler Sarkasmus klingt: "Wir werden immer für euch da sein, auch als Menschen."

(rauh)
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