Neukirchen-Vluyn Die Marketing-Mühle: Joachim Bürgers Lebenswerk

Neukirchen-Vluyn · Der PR-Fachmann hat eine alte Turmwindmühle zum Zentrum seines Schaffens erwählt.

 Joachim Bürger mit Partnerin Gudrun Pyka vor der Mühle, die er 1982 erwarb, restaurierte und zum Wohnhaus umbaute.

Joachim Bürger mit Partnerin Gudrun Pyka vor der Mühle, die er 1982 erwarb, restaurierte und zum Wohnhaus umbaute.

Foto: Klaus Dieker

Wenn es darum geht, verrückte Ideen erfolgreich umzusetzen, macht Joachim Bürger (67) niemand so leicht etwas vor. Gerade sitzt er unter den mächtigen Holzbalken seines Arbeitszimmers und tüftelt die Strategie für ein neues Weinmarketing-Konzept aus. Bundesweit erlangte er in den 90er Jahren Berühmtheit, als er den Macho als Marktlücke erkannte und mit seinem Buch "Mann, bist Du gut. Was Männer den Frauen immer schon mal sagen wollten," und zwei weiteren Nachfolgeschriften jahrelang von Talkshow zu Talkshow gereicht wurde. Jüngere Semester kennen ihn als Hausherren des Märchenfestivals in der Dong. Viele gute Ideen. "Aber das hier", sagt Bürger, und deutet auf die mächtigen Mauern um sich, "war eine meiner besten Ideen."

Das PR-Genie Bürger wohnt nämlich in einer ehemaligen Bockwindmühle aus dem Jahre 1867. 700.000 Ziegelsteine waren nötig, um das bis zu zwei Meter dicke Mauerwerk zu errichten. Doch von dem stattlichen Bauwerk war nicht mehr viel übrig, als Bürger es in den 80er Jahren erwarb. Ein Architekt, der sich bei der Renovierung übernommen hatte, verkaufte ihm die auf einem Hügel gelegene Anlage im Jahre 1982. Teile des alten Lagerhauses waren mit Erde aufgefüllt. Fünf Jahre dauerte es, bis die Feuchtigkeit aus dem Mauerwerk gewichen war. Weitere fünf Jahre dauerte es, bis der Umbau der Mühle zum Wohnhaus im Wesentlichen vollendet war.

Noch immer ist der Unterhaltungsaufwand enorm. So muss das Gemäuer regelmäßig mit einem Spezialanstrich versehen werden, damit keine Feuchtigkeit in die Ritzen eindringt. Erst im vergangenen März riss eine Böe des Orkantiefs Niklas Teile der mühsam restaurierten Mühlenflügel herunter. Zwar gelang es Bürger, durch einen glücklichen Zufall rasch wieder an passenden Ersatz herankommen, doch sind die neuen Flügel aufgrund von Streitigkeiten mit der Versicherung immer noch nicht angebracht. Und im nächsten Jahr steht auch schon die Überholung der Mühlenhaube an.

Aber solche Unbill nimmt Bürger gerne in Kauf, alleine schon deshalb, weil ihm der Kauf der Mühle erlaubte, auch seine Büroräume im Obergeschoss unterzubringen und dafür sein Bürohaus in Düsseldorf zu verkaufen. Tausende Stunden Lebenszeit, rechnet Bürger vor, habe er allein dadurch gespart, dass er nicht mehr täglich nach Düsseldorf fahren müsse.

Zudem kann kein normales Haus mit dem in die Höhe strebenden Charme eines Mühlenwohnzimmers mit offenem Kamin konkurrieren. "Wie in Mutters Schoß", sagt Bürger. Dank der dicken Mauern verschlingt das gesamte Gebäude nicht mehr Heizkosten als ein modernes Haus gleicher Größe.

Trotz der vielen Vorzüge gab es eine Zeit im Leben Bürgers, als er in der Mühle eher selten zu Gast waren. Da hatten Bürger und seine verstorbene Ehefrau in einem wunderschönen Landhaus in Irland gelebt, unmittelbar an der Küste gelegen. "Ich beziehe sogar eine kleine Rente aus Irland", verrät Bürger schmunzelnd. Da seine jetzige Partnerin eine Arztpraxis in Vluyn hat, die sie nicht gut allein lassen kann, hat sich auch der Hausherr wieder enger an seine Mühle und ihre Herausforderungen gebunden. Nicht die geringste davon ist das Thema Sicherheit. Mehrfach wurde Bürger von Einbrechern heimgesucht, einmal sogar mit einem Brecheisen niedergeschlagen und dabei schwer verletzt. Bürger nahm die Attacken als Herausforderung und rüstete seine Mühle mit allem aus, was moderne Sicherheitstechnik zu bieten hat. So können sich Bürger und seine Partnerin zu den Feiertagen nicht nur geborgen wie in Mutters Schoß fühlen, sondern auch genau so sicher.

(RP)
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