Neukirchen-Vluyn Die Baumschutzsatzung kommt

Neukirchen-Vluyn · Die Politik hat beschlossen, dass die Verwaltung ein entsprechendes Regelwerk erstellen soll. Anlass waren die häufigen Klagen über unvermittelte Fällaktionen im Stadtgebiet. Die CDU sieht dagegen nur Nachteile in einer solchen Satzung.

 Das Fällen der Friedenseiche im Jahr 2016 wurde von vielen Bürgern bedauert. Ein Baumschutzsatzung hätte das Exemplar allerdings kaum bewahrt.

Das Fällen der Friedenseiche im Jahr 2016 wurde von vielen Bürgern bedauert. Ein Baumschutzsatzung hätte das Exemplar allerdings kaum bewahrt.

Foto: crei

Erfolg für die Grünen-Fraktion: Nachdem es bereits in den vergangenen Jahren Anläufe zu einer Baumschutzsatzung gegeben hatte, ist nun der Weg frei. Gemeinsam mit der SPD und der Fraktion NV AUF geht's haben die Grünen gestern ihren Antrag in der Sitzung des Bau- und Umweltausschusses durchgesetzt. Die Verwaltung hat den Auftrag erhalten, eine solche Satzung zu erstellen.

Tom Wagener, der Fraktionsvorsitzende von Bündnis 90/Grüne, hatte zuvor noch einmal den Antrag ausführlich begründet. Er verwies auf den Missmut vieler Bürger über Fällaktionen in den vergangenen Jahren, die nach dem Gefühl vieler Einwohner quasi über Nacht und ohne zureichenden Grund erfolgt waren. Die Magnolie vor der alten Polizeiwache war eines Tages nicht mehr da, an der Feuerwache Neukirchen verschwanden 15 Bäume, am Friesenweg eine Reihe alter Pappeln. Auch die Flügelnuss im Dorfkern und die uralte Friedenseiche wurden gefällt, letztere freilich aus Sicherheitsgründen, weil ihr Halt durch Pilze mürbe geworden war.

"Fällungen standortprägender und/oder ökologisch wertvoller Bäume werden in der Bevölkerung kritisch wahrgenommen und unter anderem auch in entsprechenden Leserbriefen oder sozialen Netzwerken kommentiert", heißt es im Antrag der Grünen. "In einigen Fällen wurden Fällaktionen auch von Bürgerprotesten und Unterschriftensammlungen begleitet." Eine Baumschutzsatzung diene somit der "Sicherstellung der Leistungsfähigkeit des Naturhaushaltes, der Gestaltung, Gliederung und Belebung des Orts- und Landschaftsbildes und der Sicherung der Naherholung, der Abwehr schädlicher Einwirkungen auf den Menschen und auf Stadtbiotope, dem Erhaltung beziehungsweise Verbesserung des Stadtklimas und dem Erhalt eines artenreichen Baumbestandes."

Wagner verwies darauf, dass es in den deutschen Kommunen verschiedene Modelle für diese Satzung geben, manche strenger, manche toleranter. An diesen Beispielen könne man sich orientieren und eine passende Version für Neukirchen-Vluyn entwickeln.

Die Christdemokraten wandten sich gegen den Antrag. Die genannten Beispiele abgesägter Bäume aus der jüngsten Zeit seien untauglich, argumentierte Karsten Holderberg, weil eine Baumschutzsatzung, wie die Grünen sie sich vorstellten, auf diese Fälle gar nicht anwendbar sei. Stattdessen werde das Problem in den privaten Garten verlagert, zum Verdruss der Bürger, auf die nun bürokratischer Aufwand und erhebliche Kosten zukämen, wenn sie einen Baum im eigenen Garten loswerden wollten.

Dem widersprach unter anderem Richard Stanczyk für die SPD-Fraktion "In anderen Städten, zum Beispiel in Kleve, funktioniert es doch auch." Man werde es doch fertigbringen, eine Satzung zu beschließen, die den Zweck erreiche, nämlich einen besseren Schutz der Bäume, ohne zu einer Plage für die Grundstücksbesitzer zu werden.

Lisa Wannenmacher sieht in der Satzung einen grundsätzlichen Fortschritt: "Damit wird ein neues Bewusstsein für den Schutz der Bäume geschaffen", erklärte sie.

Die Christdemokraten hatten sich in anderen Städten schlau gemacht, wie teuer durch eine solche Verwaltungssatzung das Fällen eines Baumes auf einem privaten Grundstück wird. "Es sind rund 2500 Euro pro Baum", sagte Karsten Holderberg. Mit einer solchen Schutzsatzung treffe man also nicht die Baumfäller im großen Stil, zum Beispiel Unternehmen oder Genossenschaften wie die Lineg - denen täten solche Summen nicht weh. Nein, damit treffe man den kleinen Bürger, die "Müller, Meier und Schulzens", erklärte Holderberg.

Bei der Abstimmung votierten neben den Christdemokraten auch der Vertreter der Fraktion FDP/Piraten gegen die Erstellung einer Satzung. Die übrigen Fraktionen hatten die Mehrheit.

(s-g)
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