Neukirchen-Vluyn Baumfällung löst heftige Reaktionen aus

Neukirchen-Vluyn · Morgen wird die 144 Jahre alte Friedenseiche in Neukirchen gefällt. Aus diesem Grund wird es mehrere Stunden lang Sperrungen und Umleitungen geben. Besonders in den sozialen Netzwerken wird die Aktion massiv kritisiert.

 Dies wird eines der letzten Bilder der Friedenseiche sein. Morgen wird der kranke Baum gefällt. Viele Bürger bedauern das zutiefst.

Dies wird eines der letzten Bilder der Friedenseiche sein. Morgen wird der kranke Baum gefällt. Viele Bürger bedauern das zutiefst.

Foto: Christoph Reichwein

Wenn ein Baum nahezu anderthalb Jahrhunderte gestanden hat, dann heften sich viele Gefühle daran. Die kranke Friedenseiche in Neukirchen ist keine Ausnahme. Morgen wird sie fallen, aus Gründen der Sicherheit: Wie die Stadt in der vergangenen Woche mitteilte, ist der Baum so stark von einem Pilz gefallen, dass man nichts mehr für ihn tun kann.

Die Reaktionen aus der Bevölkerung fallen teilweise heftig aus. In den sozialen Netzwerken machen Behauptungen die Runde, der Baum wäre durchaus zu retten, wenn die Behörden nur wollten. Ein Nutzer höhnt, die benachbarte Gaststätte "Zur Friedenseiche" müsse wohl bald umbenannt werden in "Zur Eichenleiche". Manche vermuten hinter der Fällaktion gar bösartige Absichten und sehen in Verwaltung und Politik notorische Baumhasser am Werk, die alles umhauen "was nicht niet- und nagelfest ist", so eine Bürgerin auf der Facebook-Seite der Stadt.

Das veranlasst Stadtsprecher Frank Grusen zu der Frage: "Welches Interesse sollte die Stadt an der Fällung eines so eindrucksvollen Naturdenkmals haben?" Um den Vorwürfen entgegenzutreten, hat die Verwaltung die Daten zu den schalltomografischen Untersuchungen an dem Baum online gestellt. Demnach sind vor allem die Krone und der Bereich oberhalb der Wurzeln durch den Pilz beschädigt. Das Risiko, dass der Baum umstürze, sei einfach zu groß. Die Entscheidung hat die Stadt nicht allein getroffen, auch die Untere Landschaftsbehörde und der Landesbetrieb Straßenbau NRW waren mit im Boot. Der Landesbetrieb wird auch die Fällarbeiten durchführen.

Mehrere Ratsmitglieder haben sich in den sozialen Netzwerken auf die Diskussion mit den aufgeregten Bürgern eingelassen, darunter Markus Nacke (CDU), Karin Fetzer (Bündnis 90/Grüne) und Jochen Lobnig (Fraktion FDP/Piraten). "Ich habe mich wegen dieses Themas noch einmal mit Herrn Kallen, dem Leiter des Baubetriebshofes in Verbindung gesetzt", berichtet Karin Fetzer. Nach Prüfung aller Fakten kommt sie zu dem Schluss, dass den Entscheidungsträgern kein Vorwurf gemacht werden kann. Die Friedenseiche sei fachmännisch untersucht worden. "Der Baum ist sehr krank, und er steht an einer exponierten Stelle." Der Beschluss, ihn aus Sicherheitsgründen zu fällen, sei nachvollziehbar. "Ich glaube nicht, dass die Verwaltung da eine leichtfertige Entscheidung getroffen hat", resümiert die Grünen-Politikerin. Andererseits könne sie die Reaktion der Bürger auch verstehen. "Es ist immer traurig, wenn so ein Naturdenkmal verschwindet. Dass die Bürger dies aufmerksam verfolgen, ist ja auch völlig in Ordnung. In jüngster Zeit gab es eine Reihe von Fällungen, auch der Vluyner Platz sieht ja noch recht kahl aus." Dort sollen Spalierbäume angepflanzt werden. Auch für die Friedenseiche soll es eine Ersatzpflanzung geben, das hat der Landesbetrieb bereits angekündigt.

Aufgrund der Fällung werden morgen, Donnerstag, Sperrungen notwendig, um einen sicheren Ablauf der Arbeiten zu gewährleisten. Aus diesem Grunde ist die Zufahrt in das Dorf Neukirchen über die Andreas-Bräm-Straße aus Richtung Süden während der Fällung nicht möglich. Auch der öffentliche Nahverkehr ist nur eingeschränkt möglich. Die Niag wird an diesem Tag die noch aus den vergangenen Wochen bekannte Umleitung fahren. Betroffen sind die Linien 912 und 929. Die Maßnahme soll zwischen 9 und 16 Uhr andauern.

(s-g)
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