Nettetal Wie Integration in Nettetal gelingen kann

Nettetal · Eine Strategiegruppe der Stadt arbeitet an einem Konzept, das Flüchtlingen den Weg in unsere Gesellschaft ebnen will. Das Spektrum reicht von Bildung und Wohnraum bis zu Sport und Vereinsleben

Die Asylbewerber von heute können die Mitbürger von morgen sein: "Integration insbesondere der Flüchtlinge mit Bleibeperspektive ist unser Ziel", erläutert Bürgermeister Christian Wagner (CDU). Wie die Integration funktionieren könnte, geht aus "Grundüberlegungen" der Verwaltung vor. Wagner hat eine Strategiegruppe ins Leben gerufen, die das Konzept vorantreiben soll.

Es geht darum, "klare Integrationsziele zu benennen". Das Vorhaben beschäftigte die Verantwortlichen, noch bevor der Flüchtlingsstrom auch Nettetal erreichte. Die Zahl der zugewiesenen Menschen nahm jedoch so schnell zu, dass sich zunächst alles nur um ihre menschenwürdige Unterbringung drehen konnte.

Zwar sucht die Stadt weiterhin nach Unterkunftsmöglichkeiten, doch hat sie im Augenblick auch so viel Luft, dass das Integrationskonzept angepackt werden kann. Wie viele Asylbewerber anerkannt werden und ob sie dann in Nettetal bleiben, wisse niemand, schränkt Wagner ein. Aber es gebe Anhaltspunkte: Bei Flüchtlingen aus Syrien, Afghanistan, Irak und Eritrea geht man "von einer relativ hohen Wahrscheinlichkeit einer Bleibeperspektive aus", wie es in den Grundüberlegungen formuliert ist.

Die Strategiegruppe Flüchtlinge in Nettetal hat erste Untersuchungen angestellt, wie sich theoretische Erwägungen in praktische Vorhaben ummünzen lassen. Dazu hat sie alle Lebensbereiche erfasst und konkrete Ziele formuliert. Sie reichen von "frühzeitiger Sprachförderung" bis hin zur Absicht, "Flüchtlingskindern verbindlich einen Kindergartenplatz" bereitzustellen. Das Miteinander schon im Kleinkindalter hat Vorrang. "Reine Notgruppen" will die Stadt nicht einrichten, eine "separate Betreuung" kommt möglicherweise im Einzelfall in Betracht.

Ähnlich ist die Strategie für die schulische Bildung: "Willkommensklassen zur frühzeitigen Sprachförderung" sind wünschenswert, "von Zentralschulen für Flüchtlinge im Kreis Viersen halten wir nichts", erklärte Wagner. Bei der beruflichen Ausbildung, Qualifikation und Suche nach einem Arbeitsplatz will die Stadt mit dem Jobcenter zusammenarbeiten. Grundsätzlich will sie ohnehin die jeweils zuständigen Behörden und Einrichtungen in die Planungen einbeziehen.

Was indes nutzen Asylbewerbern möglicherweise gute Perspektiven in Bildung und Beruf, wenn sie hier keine Wohnung finden? Bezahlbarer Wohnraum in Nettetal, vor allem für Alleinstehende, aber auch überhaupt für Menschen mit wenig Einkommen, ist Mangelware. Ist er vorhanden, soll er erhalten werden und ansonsten neu geschaffen werden. Dazu wird "ein differenziertes Unterbringungskonzept" erarbeitet, das sowohl für Menschen, die vorübergehend hier leben, gilt, als auch für jene, die langfristig bleiben.

Dabei hat die Stadt nicht allein Asylbewerber im Blick, sondern laut Wagner "auch regionale Zuwanderungen" nach Nettetal von potenziellen Arbeitnehmern mit ihren Familien. Wie vielfältig überhaupt die Überlegungen sind, geht aus dem Papier der Verwaltung hervor, das auch Seniorenarbeit, medizinische Versorgung und den Öffentlichen Personennahverkehr auflistet.

Große Bedeutung misst die Stadt der Lebensqualität bei: "Gerade der kulturelle und sportliche Bereich wird als ein Schlüssel zur Integration von Menschen in Nettetal gesehen", heißt es im Papier. Durch das Engagement von Sportvereinen sei vielen Asylbewerbern zumindest hier schon Teilhabe am gesellschaftlichen Leben in Nettetal möglich. Die neuen Bürger könnten auch über andere Vereine und kulturelle Angebote einbezogen werden.

Möglicherweise stimmt die Verwaltung die Einstellung vieler Flüchtlinge positiv, die ihrerseits Bereitschaft zur Integration bekunden. Das zeigen sie durch die Teilnahme an Sprachkursen oder den Besuch von Veranstaltungen überall im Stadtgebiet. In Einzelfällen bringen sie sich mit ihren Möglichkeiten und Talenten dort ein. Wagner jedenfalls zeigte sich zuversichtlich, es könne gelingen, in den nächsten Monaten "eine Integrationsstrategie für Nettetal zu entwickeln".

(jobu)
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