Nettetal Wenn ein Bär am Bass Beethoven spielt

Nettetal · Zum Auftakt der Kinder- und Jugendbuch-Tage kam "Die 9. Sinfonie der Tiere" in der Hauptschule zur Aufführung. Die Nimmerland Theaterproduktion begeisterte die Grundschüler aus Breyell, Kaldenkirchen und Schaag.

 Eine Schauspielerin in 14 Rollen: Hannah Senft begeisterte die Kinder zum Auftakt der Nettetaler Kinder- und Jugendbuchtage in dem Stück "Die 9. Sinfonie der Tiere" in der Aula der Hauptschule in Kaldenkirchen

Eine Schauspielerin in 14 Rollen: Hannah Senft begeisterte die Kinder zum Auftakt der Nettetaler Kinder- und Jugendbuchtage in dem Stück "Die 9. Sinfonie der Tiere" in der Aula der Hauptschule in Kaldenkirchen

Foto: Burghardt

Der Löwe musste aufs Klo, die Gans hatte vor Kälte eine Gänsehaut, und die Schildkröte prahlte damit, sie habe "Beethoven noch persönlich gekannt": Chaos allenthalben, der Dirigent kriegte die Krise, die Kinder lachten, und dazu erklang klassische Musik. So aberwitzig, lustig, ja urkomisch kam "Die 9. Sinfonie der Tiere" in der Aula der Hauptschule Kaldenkirchen daher. Und wie nebenbei erfuhren die begeisterten Grundschüler aus Breyell, Kaldenkirchen und Schaag zum Auftakt der vierten Nettetaler Kinder- und Jugendbuch-Tage eine ganze Menge über Ludwig van Beethoven und die Instrumente in einem Orchester.

"Das ist ein Orchesterkollege, kein Futter!" Ständig musste Leo Löwe ermahnt werden, sich aufs Paukenspiel zu konzentrieren, auch wenn er noch so gern Liesel Gans an der Oboe vertilgt hätte. In dieser verrückten Konstellation der Musiker, pardon, der Tiere, lag der Reiz des musikalischen Theaterstücks. Konzipiert ist es als recht chaotische Orchesterprobe. Dreizehn tierische Musiker, von Silke Schaf am Fagott bis zu Bruno Bär am Kontrabass, dazu Dirigent Karavan, der ständig der Ohnmacht nahe war - vierzehn Rollen für nur eine Schauspielerin.

Wie Hannah Senft das meisterte - alle Achtung. Sie jauchzte und jammerte, näselte und nuschelte, lamentierte und lachte, taperte und tänzelte daher, palaverte in Dialekten und plauderte mit Akzenten, sang und säuselte, gab mit Schmollmund und Schmuseblick jedem Tier seinen Charakter, als stünde es leibhaftig mit Instrument der Bühne, besser gesagt: auf dem Boden. "Weil hier keine erhöhte Bühne ist, musste ich mich bei manchen Szenen mehr recken, die Instrumente etwas höher halten als üblich, damit auch die Kinder in den hinteren Reihen etwas sahen", meinte Senft hinterher und fügte hinzu: "Aber es hat großen Spaß gemacht."

Spaß hatten allemal die Kinder. Sie halfen mit Zurufen, wenn der Dirigent seine tierischen Kollegen suchte. Sie lachten lauthals, wenn "Midi Hörnchen" als "Brother Bratsche" rappte: "Ey, Alter!" Sie staunten bei der anschließenden Instrumentenschau über den großen Kontrabass und die kleine Querflöte. Sie erzählten freimütig, ob und welche Instrumente sie selber lernten. "Das hat mir alles super gefallen", schwärmte Viertklässlerin Veronika. Lob für die Darbietung gab es auch von ihrem Schulkameraden Philipp: "Die lustigen Eichhörnchen und die Musik fand ich gut."

Er hätte origineller kaum sein können, der Start der Kinder- und Jugendbuch-Tage als mit der Aufführung von "Die 9. Sinfonie der Tiere". Buch und Theaterstück stammen übrigens von Thomas Lange, dessen Nimmerland Theaterproduktion in der Hauptschule gastierte. Dort erklang zur eingespielten Beethoven-Sinfonie wie als Gag synkopisch der Pausengong - just als der Löwe aufs Klo musste.

(jobu)
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