Nettetal Wagner lädt Bürger zur Beteiligung ein

Nettetal · Der Bürgermeister stellt das ehrenamtliche Engagement am Beispiel der Flüchtlingshilfen in den Mittelpunkt seines Empfangs. Der endete mit dem bewegenden Auftritt einiger Neubürger, die der ganzen Stadt Nettetal dankten.

 Im Anschluss an den Empfang entwickelten sich kleine Gesprächskreise, die Flüchtlingen zu weiteren Kontakten in die Bürgerschaft verhalfen.

Im Anschluss an den Empfang entwickelten sich kleine Gesprächskreise, die Flüchtlingen zu weiteren Kontakten in die Bürgerschaft verhalfen.

Foto: Busch

Einen Augenblick lang herrschte im Saal des Nettetaler Rathauses am Samstag Stille. Zuhörer rangen mit der Fassung, einige wischten sich verstohlen durchs Gesicht. Sieben vorwiegend junge Männer standen vor ihnen in einer Reihe mit Bürgermeister Christian Wagner und Vertretern der Nettetaler Flüchtlingshilfen. Auch Wagner war anzusehen, dass ihm die Situation emotional zusetzte. Es war vielleicht der Augenblick überhaupt, der den Gästen des Neujahrsempfangs in aller Klarheit vor Augen führte, warum sich mehr als 250 Bürger Nettetals seit Monaten dauerhaft um Flüchtlinge kümmern und noch viel mehr Menschen mal hier und mal dort etwas für sie tun.

Mit seiner Entscheidung, die Flüchtlingshilfe in den Mittelpunkt des Neujahrsempfangs zu stellen, bewies Wagner eine sehr glückliche Hand. Er hatte in den vergangenen Jahren oft visionäre Reden gehalten, und dabei auch Akzente gesetzt. Diesmal macht er es anders. Er hielt eine über weite Strecken inhaltlich zwischen Selbstkritik und Zuversicht klug ausbalancierte Rede, in der er deutlich machte, warum es sich lohnt, in Nettetal zu leben und sich für diese Stadt zu engagieren. Das wahre Kunststück aber war, dass am Ende die Zahlen des Zustroms von Menschen Gesichter bekamen. Es waren eindruckvolle Momente.

"Es ist ein ganz neues, ganz wunderbares Netzwerk entstanden - zwischen Ehrenamtlichen und Hauptamtlichen, zwischen Zivilgesellschaft und Staat. Es haben sich auch jene engagiert, die selbst einmal fremd waren oder aus Einwandererfamilien stammen. (...) Darauf kann dieses Land zu Recht stolz sein und sich freuen", dieses Zitat eine Rede des Bundespräsidenten Joachim Gauck und dessen Dank an Deutschland übernahm Wagner für den den Beginn seiner Ansprache.

Ausdrücklich bedankte der Bürgermeister sich bei Hilfsorganisationen, Wohlfahrtsverbänden, Polizei, Feuerwehr, Ärzten, dem Integrationsrat und vielen einzelnen Bürgern, aber ausdrücklich auch bei den Mitarbeitern der eigenen Stadtverwaltung. Ohne das Zusammenwirken von Bürgerschaft und Hauptamtlichen wäre niemals zu bewältigen gewesen, was in den vergangenen Monaten an Aufgaben zu erfüllen war. Kurz streifte er auch die Kritik der Städte und Gemeinden daran, dass das Land - immer noch - und anfangs auch der Bund weniger Unterstützung leisteten als benötigt wird.

Neben dem alles überlagernden Thema Flüchtlingshilfe hat es im vergangenen Jahr viele andere Entwicklungen gegeben, die wichtig für Nettetal sind. Wagner räumte ein, dass die Besiedlung von Venete "nicht den gewünschten Verlauf" nahm, aber das Engagement von Cabooter Rail Cargo gleich nebenan bringe möglicherweise nun doch Bewegung. Er erinnerte daran, dass Pierburg die Stadt verließ, aber es gab auch viele kleinere Entwicklungen - Firmen erweiterten und investierten. Nettetals Wirtschaft bleibt in Bewegung.

Wagner ist stolz darauf, dass etliche neue Wohngebiete entstehen und die Schulentwicklung konfliktfrei fortgeschrieben wurde. Die Stadt strenge sich an, das Krankenhaus zukunftsfähig zu halten - den künftigen Verwaltungsdirektor will die Stadt in dieser Woche vorstellen. Wagner verschwieg nicht, dass die Finanzen weiterhin zum Zerreißen angespannt sind. Die Strategie, den Haushalt schrittweise und mit Augenmaß, aber ohne Hektik in Ordnung zu bringen, wolle die Ratsmehrheit weiterhin verfolgen. Bedauernd stellt der Bürgermeister fest, dass in manchen Angelegenheiten wenige Bürger die Gelegenheit nutzen, sich zu informieren und ihre Meinung einzubringen. "Wer sich nicht beteiligt, kann sich nicht beschweren, dass andere sich mit ihren Vorstellungen besser einbringen können", sagte er. "In Nettetal können sich Bürgerinnen und Bürger beteiligen und haben dabei gute Chancen, ihre Vorstellungen in den Entscheidungsprozess einzubringen. Von dieser Möglichkeit könnten aber noch mehr Gebrauch machen." Insgesamt ziehe er eine leicht positive Bilanz für 2015.

(RP)
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