Nettetal Von der Freiheit, Motive zu verfremden

Nettetal · Unterm Motto "Aquarell-Impressionen aus Naturschutzgebieten an Schwalm und Nette" stellt die Künstlerin und Biologin Regina Thebud-Lassak rund 30 Werke im Infozentrum der Biologischen Station Krickenbecker Seen aus.

 Das Infozentrum der Biologischen Station zeigt Aquarelle der Grevenbroicherin Regina Thebud-Lassek. Die Motive spürte sie im Naturpark Schwalm-Nette auf.

Das Infozentrum der Biologischen Station zeigt Aquarelle der Grevenbroicherin Regina Thebud-Lassek. Die Motive spürte sie im Naturpark Schwalm-Nette auf.

Foto: Burghardt

So vertraut und doch so fremd: Mächtig und markant steht der große Baum da. Er überragt andere Gehölze im Lüttelforster Bruch. Sein Anblick mag manchen Wanderern bekannt sein, doch haben sie ihn so wohl noch nie gesehen: Der Stamm ist rötlich verfärbt, die Konturen sind nahezu aufgelöst, nur noch schemenhaft ist seine Größe zu erahnen. "Ich nehme mir die Freiheit, Motive auch schon mal zu verfremden", erklärt Regina Thebud-Lassak. Die Künstlerin zeigt aktuell im Infozentrum der Biologischen Station Krickenbecker Seen bemerkenswerte "Aquarell-Impressionen aus Naturschutzgebieten an Schwalm und Nette".

Bäume haben es ihr offensichtlich angetan. Einzeln ebenso wie in Gruppen sind sie auf etlichen Bildern der Ausstellung zu sehen. Der "tote Baum", längst zum Wahrzeichen des Feuchtgebietes im Rohrdommelprojekt in Leuth geworden, ist gleich zweimal hinter Glas zu bestaunen, in diesem Fall allerdings durchaus realistisch.

Die Künstlerin aus Grevenbroich ist eben auch Botanikerin, Pflanzenkundlerin, und sie hat schon deshalb einen besonderen Blick für die Gewächse. "Bei meinen Exkursionen im Naturpark entdecke ich zusammen mit den Teilnehmern immer wieder reizvolle, faszinierende Stellen, die ich dann im Bild festhalte", verrät Thebud-Lassak über ihre Motivsuche.

Ihre künstlerische Ader ist geprägt vom biologischen, vom naturschützerischen Standpunkt: "Aquarell ist umweltfreundlich", hebt sie hervor. Keine schädlichen Rückstände, keine belastenden Gerüche. Ökologisch sinnvoll die eine Seite, künstlerisch anspruchsvoll die andere: "Aquarell erlaubt keine Fehler!" Was für Thebud-Lassak bedeutet: Konzentriert arbeiten, zu dunkel geratene Stellen mal eben hell übermalen, das sei aussichtslos.

Und so hat sie konzentriert und mit Liebe zum Detail wie zur Natur Bäume, natürlich, am Wittsee gemalt und im Hühnerkamp. Sie hat die Wacholderheide im Elmpter Schwalmbruch aufs Papier gebannt: Rot und lila die Fläche, im Kontrast dazu schwärzlich grün die Büsche und Bäume, Horizont und Himmel türmen sich gräulich weißlich auf wie eine Nebelwand.

Stimmungen einzufangen, Empfindungen dazustellen, ist eine Stärke der Künstlerin. Regen ihre verwaschenen Moorbilder an zu geheimnisvoll-düsteren Fantasien, so wirken ihre Darstellungen etwa vom Schürkesbach wie gemalte Hymnen auf die frische, lebenskräftige Natur.

Die Vielfalt ihrer Schaffenskraft zeigt Thebud-Lasaak auf knapp 30 großformatigen Aquarellen und einigen Miniaturen. Für Isabelle Lorenz von Infozentrum ist die Präsentation ein Höhepunkt im Reigen der Wechselausstellungen: "Das Besondere ist ja, dass man die Motive der Bilder in der Natur wiederfinden kann." Sie hält eine Wanderkarte von Naturpark bereit, in der die gemalten Stellen markiert sind.

Wer diese Orte draußen in der Natur aufsucht, wird sicher auch den eindrucksvollen Baum im Lüttelforster Bruch entdecken, von Thebud-Lassak bewusst "nass in nass gemalt, damit die Farben zerlaufen". Deshalb also wirkt der Baum so fremd und doch so vertraut.

Die Ausstellung "Aquarell-Impressionen aus Naturschutzgebieten an Schwalm und Nette" läuft bis zum 3. April im Infozentrum der Biologischen Station Krickenbecker Seen, Krickenbecker Allee 36, in Hinsbeck-Hombergen. Geöffnet mittwochs bis sonntags von 11 bis 17 Uhr, ab 1. April bis 18 Uhr, Eintritt frei. Infos: www.bsks.de

(jobu)
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