Nettetal "Victor 14/01 bitte kommen"

Nettetal · Ein Blick in die wechselvolle Geschichte der Polizeistation Kaldenkirchen. Sie ist schon länger als ein Jahrhundert ein Teil der einstigen Grenzstadt. Untergebracht waren die Beamten ursprünglich neben dem Rathaus in der Kehrstraße.

Im Stadtarchiv Kaldenkirchens schlummert eine Dienstanweisung aus dem Jahr vom 18. Dezember 1900. Sie weist Polizeibeamten und dem Flurhüter Aufgaben, Aufträge und Verhaltensweisen "Im Allgemeinem", im "Besonderem" und "bei besonderen Anlässen" zu. Ferner regelt die Anweisung, die Bürgermeister Moritz Peters unterschrieben hatte, den Gebrauch von Waffen.

Die Polizei war in Kaldenkirchen stets präsent. Die Nähe zur Grenze und die damit verbundene strategische Lage der Stadt dürfte einer der Hauptgründe gewesen sein.

Nach dem Ersten Weltkrieg waren der Polizeiassistent Fiß und die Polizei-Sergeanten (Polizeiwachtmeister) Hansen, Leven und Rieter im Dienst. Ab 1913 ist bereits eine Planstelle für einen Kriminalpolizisten ausgewiesen. Das Gefängnis - genutzt als Arrest - war dem Bürgermeister als Polizeiverwalter unterstellt. Die Leitung hatte zunächst Polizei-Sergeant Rieter, später Polizei-Sergeant Hansen. Hilfskräfte gab es nicht, dazu war das Gefängnis dann zu klein. Es bestand aus fünf Zellen, von denen drei für Durchreisende bestimmt waren. Die weiblichen Gefängnis-Insassen betreute die Ehefrau des zuständigen Polizeibeamten. Nach dem Ersten Weltkrieg war der berittene Landjäger Rupp in Kaldenkirchen stationiert, 1927 als speziell ausgebildeter Oberlandjäger. Gewaltverbrechen wurden in Kaldenkirchen für die 1920er- und 1930er-Jahre übrigens nicht registriert.

Veränderungen brachte das Landesgesetz über die Organisation und Zuständigkeit der Polizei vom 11. August 1953. Der Oberkreisdirektor des Landkreises Kempen-Krefeld stand nun an der (Verwaltungs-)Spitze der neu geschaffenen Kreispolizeibehörde. Das Gebiet entsprach den politischen Grenzen des Landkreises. Darin waren die sechs Stationsbereiche Kempen, Hüls, Süchteln, Dülken, Willich und Kaldenkirchen für die Schutzpolizei ausgewiesen. Daneben hatte die Kriminalpolizei dort überall Außenstellen eingerichtet, zusätzlich in St. Tönis, Lobberich und Breyell. Im März 1955 wurden die Polizeidienststellen neu eingeteilt. Zur Kriminalaußenstelle Kaldenkirchen (KA) gehörten nun die Gemeinden Bracht, Breyell, Schaag, Boisheim und Leuth. Bürgernähe und damit "Polizei als Ansprechpartner und Vertrauensperson" war schon da eine Forderung an die Beamten.

Die Kaldenkirchener Polizeidienststelle war in der Kehrstraße, rechts neben dem Rathaus (heute Sparkasse), ansässig. Im November 1961 zog die Polizei um in das einstige Chemische Untersuchungsamt des Kreises in die Kanalstraße. Zu ihrem Bereich gehörten die Gemeinden Breyell und Brüggen, in denen Polizei-Gruppenposten eingerichtet wurden, sowie Bracht und Leuth, wo es Polizeiposten gab. Das Gebäude befand sich in Besitz der Polizei, die die Wohnung in der ersten Etage privat vermietete. Nach dem Auszug der Mietpartei übernahm das Deutsche Rote Kreuz einen Raum als Lebensmittellager. "Manchmal kullerten Erbsen die Treppe herunter", erinnert sich der einstige Dienststellenleiter Horst Schirmmacher schmunzelnd.

Mit den kommunalen Neugliederungen ab 1970 (Städte und Gemeinden) und 1975 (Kreise) gab es eine tiefgreifende Veränderung. Die Dienststelle Kaldenkirchen wurde aufgelöst und Dülken unterstellt. Ab dem 1. Januar 1975 wurden die Polizeiwachen in Polizeistationen der Kreispolizeibehörde Viersen umstrukturiert. Die Polizeistation Nettetal-Kaldenkirchen meldete sich nun im einheitlichen Funkverkehr unter "Victor 14/01".

Ständiges Gesprächsthema blieben die Frage nach einer neuen gemeinsamen Dienststelle für Kriminal- und Schutzpolizei und die bessere Unterbringung. Der Bau an der Kanalstraße war immer weniger für Polizeiarbeit geeignet. Überlegungen zur Übernahme der Schule an der Jahnstraße und/oder der Realschule an der Severusstraße wurden nicht weiter verfolgt. Alles sprach schließlich für einen Neubau. Allerdings waren die Landeskassen schon damals leer. Die Stadt Nettetal entwickelte Ideen und bot im Zentrum Kaldenkirchens an der Rückseite der Realschule ein Grundstück an. Die Stadt wollte zunächst selbst bauen, verwirklicht hat den Neubau aber die Firma Stephan Sturm aus Neuss, die das Haus dem Land vermietete. Die Bauarbeiten begannen im Mai 1988, umziehen konnte die Dienststelle am 12. Januar 1989.

(ivb)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort