Nettetal Terror: Symbiose von Hightech und Kalaschnikow

Nettetal · Beim Bürgerverein Kaldenkirchen sprach der Terrorismusexperte Rolf Tophoven über seine Einschätzungen

Als er nach Kaldenkirchen fuhr, hörte Rolf Tophoven im Radio von einer Schießerei, bei der aus einer Kalaschnikow auf Polizisten gefeuert wurde. Die der Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) zugerechneten Männer und Frauen nutzen das russische Gewehr auch bei ihren Attentaten in Europa. So komme der Terrorismus heute daher als eine "Symbiose von Hightech und Kalaschnikow", denn der IS nutze die modernen Kommunikationsmittel. Sein Schlussbild zeigte also einen Laptop und das als unverwüstlich geltende Gewehr.

Schon während seiner Lehrertätigkeit am Hugo-Junkers-Gymnasium in Rheydt beschäftigte sich der Germanist und Historiker mit Guerillakriegen und Terrorismus. Er hat zahlreiche Bücher dazu geschrieben und wird häufig von Medien als Terrorismusexperte befragt. Von seinem Wohnort Grefrath aus leitet der bald 79-Jährige das Institut für Terrorismusforschung und Sicherheitspolitik (Iftus) in Essen. Noch kurz vor dem Besuch in Kaldenkirchen stand er einem niederländischen Fernsehsender Rede und Antwort. Am Abend sagte er seinen überraschten Zuhörern: "Eine freie offene Gesellschaft wird mit dem Terror leben müssen." Man werde den IS nicht auslöschen, sondern höchstens eindämmen können, denn "die Idee steckt im Kopf, die kann man nicht herausschießen".

Er sprach vom Missbrauch des Islams, wenn im Namen Allahs Vernichtungskriege angezettelt werden. Mit dem Tod von Osama bin Laden sei zwar das "Hauptkarzinom entfernt, es bleiben aber noch die Metastasen".

Militärisch sieht er den IS "im Bunker", aber er wolle den Terror nach Europa exportieren: auch in Flüchtlingsströmen. Tophoven stellte gar die These auf, dass die Flüchtlingsströme bewusst provoziert werden, um Europa zu destabilisieren. Der "guten nachrichtendienstlichen und polizeilichen Arbeit" sei es zu verdanken, dass bisher nicht mehr passiert sei.

Der Bürgervereinsvorsitzende Heinz-Willi Schmitz lüftete das Geheimnis, warum Tophoven in Kaldenkirchen sprach: Er ist mit der Kaldenkirchenerin Irmgard Herkenrath verheiratet. So zitierte er aus einem Lied von Bernhard Büsges über Kaldenkirchener Mädchen: "On wenn et sech enne Fräeme nemmt, / dann hat se em vör jet Höheres bestemmt. / Et löt em kenn Rauh, dat es gewess, / bis hä ooch enne richtige Koakerker ess." Das kennt Tophoven, er begrüßte Schmitz bei einer Tagung in Witten mit "Hoch Kaldenkirchen".

(mm)
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