Nettetal Symbol des Lebens

Nettetal · Walter Grieger hat im Innenhof von Burg Bocholt ein Dutzend über 250 Jahre alte Olivenbäume aus Portugal pflanzen lassen. Der aus Kleve stammende Landschaftsarchitekt Bernd Füchte ist sicher, dass sie anschlagen.

Walter Grieger leistet jetzt die Hauptarbeit. Der für seine hemdsärmelige Tüchtigkeit bekannte Unternehmer (TerraTec Electronic GmbH) und Besitzer der Lobbericher Burg Bocholt stemmt sich mit aller Kraft gegen ein zwei Meter hohes, schweres Tongefäß, ähnlich einer antiken Amphore. Respektvoll hält Bernd Füchte Abstand. Knirschend kippt der überdimensionale Tonkrug gegen die Haltevorrichtung eines Gabelstaplers.

Das Gefäß wurde früher eingegraben. Darin lagerten Portugiesen über Jahrhunderte Öl von Olivenbäumen. Der Krug wird gleich seinen Platz im Innenhof der Burg Bocholt einnehmen und ein ungewöhnliches Werk vollenden. Walter Grieger hat in Portugal ein Dutzend mehr als 250 Jahre alte Olivenbäume erworben und an den Niederrhein schaffen lassen. Im Innenhof werden die uralten knorrigen Bäume künftig wachsen und gedeihen.

Verantwortlich dafür ist der Landschaftsarchitekt Bernd Füchte (50). Er stammt aus Kleve und lebt seit elf Jahren in Portugal. Der Handel mit alten Olivenbäumen ist für ihn Alltag. Einen Golfplatz hat er unlängst mit hundert Exemplaren bestückt. Die 2700 Kilometer lange Strecke an den Niederrhein, den ein Mitarbeiter mit einem Tieflader zurückgelegt hat, ist für den gebürtigen Niederrheiner allerdings neu. „Aber die Bäume werden problemlos weiterwachsen“, kündigt Füchte an und weist in die Zweige: „Sie blühen und werden Früchte tragen.“ Eine Mühle, um Öl kalt zu pressen, will Walter Grieger jedoch nicht auch noch anschaffen. Ihn fasziniert das Land Portugal wie kaum ein anderes, und er liebt Olivenbäume.

„Olivenbäume sind für mich Kunstwerke, gefördert auch durch ihr extrem langsames Wachstum“, erklärt Grieger. Alten Olivenbeständen wird diese Eigenschaft in Portugal zum Verhängnis. Die Ölproduzenten bevorzugen Turbobäume mit schnellem Wachstum und reichem Ertrag, die geeignet für die maschinelle Ernte sind. Dass die EU den Raubbau an Kultur und Natur finanziert, wundert nicht wirklich. Füchte kauft alte Bäume, lagert sie zu hunderten ein und handelt mit ihnen. Walter Griegers Bäume sind winterhart, in der Herkunftsregion Alentejo gibt es im Winter harte Fröste.

Jetzt dirigiert Grieger den großen Tonkrug zwischen zwei Olivenbäume und wird dabei energisch: „Wenn ich sage, dass es gut ist, dann ist es gut – jetzt ist es gut.“ Allgemeines Aufatmen folgt. Der riesige Tonkrug ist fast so alt wie die Bäume, hergestellt im Feldbrand, einer Technik, die für solche Großobjekte komplett verloren ist. Nicht auszudenken, das Gefäß wäre kaputt gegangen. Darüber will Grieger erst gar nicht nachdenken. Er schaut auf die Bäume und meint fast liebevoll: „Sie erzählen Geschichten und sind, wie biblische Erzählungen beweisen, ein Symbol des Lebens.“

(RP)
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