Nettetal Seit 70 Jahren besucht Nikolaus Leuths Kinder

Nettetal · Rund 60 Kinder zwischen drei und sechs Jahren werden am Vorabend des Nikolaustages beschenkt. Die Regie führt Helga Beyen.

 Im priesterlichen Gewand eines Bischofs besuchen Leuths Nikolaus-Darsteller, begleitet vom gar nicht bösen Knecht Ruprecht, die Kinder.

Im priesterlichen Gewand eines Bischofs besuchen Leuths Nikolaus-Darsteller, begleitet vom gar nicht bösen Knecht Ruprecht, die Kinder.

Foto: Busch

Am Vorabend des Nikolaustages erwartet die braven Kinder in Leuth wieder ein besonderer Besuch: Der Heilige im Bischofsgewand kommt persönlich in die Häuser der Kleinen. Neben seinem goldenen Buch und einem Korb voller Süßigkeiten bringt er seinen Gehilfen Knecht Ruprecht mit. Seit 70 Jahren lebt diese Tradition in Leuth nun schon fort. Vieles hat sich im Laufe der Zeit verändert. Eines, so betont die Organisatorin Helga Beyen, bleibe jedoch: Und das ist die Begeisterung der Kinder.

Ins Leben gerufen wurde die Aktion für die Kinder von Pastor Paul Schrievers bereits im Jahr 1945. Gleich nach Kriegsende trat der Pfarrer sein Amt in Leuth an. Bald darauf initiierte er den Nikolaus-Besuch. "Er wollte mit diesem Brauch das Gedenken an den heiligen Nikolaus als Wohltäter und Überbringer von Geschenken wiederbeleben", sagt die heutige Organisatorin. In nationalsozialistischer Zeit wurde die Symbolfigur des christlichen Weihnachtsfestes nämlich zu einer finsteren Gestalt herabgesetzt.

Beyen selbst nahm das Ehrenamt 1966 mit ihrem Ehemann Michael auf. "Der Pastor fragte uns bei unserer Hochzeit, ob wir die Tradition fortleben lassen wollten." Über 40 Jahre lang war Michael Beyen daraufhin als bärtiger Wohltäter unterwegs. Er besuchte Kinder, brachte Geschenke und freute sich über ihre Gedichte und Lieder. 2007 ist der dienstälteste Nikolaus aus Leuth allerdings verstorben. Für seine Ehefrau stand fest, die Organisation künftig alleine fortzuführen. "Mein Mann machte die Aufgabe immer so gerne und war mit so viel Spaß und Begeisterung dabei", erklärt Beyen. "Außerdem sind die Nikolaus-Besuche einfach eine schöne Tradition." Die 69-Jährige kann sich aus eigenen Kindertagen an die Visiten des Nikolauses erinnern. "In den Anfangsjahren war Hans Muff mit seinen Ketten dabei. Den haben wir abgeschafft, um die Kinder nicht zu verschrecken."

Begleitet wird der Nikolaus heute nur noch von Knecht Ruprecht. Doch auch der spricht keine Rügen mehr aus, sondern motiviert viel mehr zu bravem Benehmen. "Den Kindern wird nahe gelegt, häufiger auf die Oma zu hören oder die Zimmer aufzuräumen", erzählt Beyen. Welches Verhalten Eltern wünschen, teilen sie der Organisatorin vorab schriftlich mit. Der Nikolaus gibt den Kindern Süßigkeiten, Nüsse und Äpfel.

Das Nikolaus-Geschenk wird nicht am Morgen des 6. Dezember selbst abgegeben, vielmehr lassen Eltern meist ihren Kleinen die Präsente vom Heiligen Mann überreichen. "Das machen etwa 90 Prozent der Eltern so", berichtet Helga Beyen. "Dafür muss man den Nikolaus, sobald es an der Tür klopft, das Geschenk einfach so mitgeben, dass das Kind es nicht sieht."

Rund 60 Kinder aus dem kleinen Dorf im Alter zwischen drei und sechs Jahren dürfen sich dieses Jahr auf den Nikolaus freuen. Die entsprechenden Namen hat die Organisatorin vom Kindergarten und den Grundschulen in Leuth und Kaldenkirchen erhalten. Doch auch wer nicht in den Kindergarten geht, betont Beyen, muss nicht auf einen Besuch des Geschenkgebers verzichten. Noch bis Freitagnachmittag kam man sie unter der Telefonnummer 02157 81 15 15 anrufen und sich für den Besuch anmelden.

Um 17 Uhr gehen sie dann los: Der Nikolaus und Knecht Ruprecht in vierfacher Ausgabe. Zu den Ehrenamtlern gehören als Nikolausdarsteller Josef Siemes, Thomas Timmermanns, Alexander Büschkes und Horst Hartmann sowie die Ruprechte Daniel Büschkes, Kevin Krebs, Markus Breuer und Markus Keggen. Und alle, so versichert Beyen, sind mit Leib und Seele dabei.

(RP)
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