Scheich Mohammed bin Raschid al-Maktum Scheich picknickt in Nettetaler Naturschutzgebiet

Nettetal · Der Herrscher des Emirats Dubai verbrachte zwei Stunden im Gebiet der Krickenbecker Seen: Er picknickte mit 23 weiteren Personen in einem weißen Pavillon. Naturschützer kritisieren die Aktion.

 Die Krickenbecker Seen sind eines der größten Naturschutzgebiete Nordrhein-Westfalens.

Die Krickenbecker Seen sind eines der größten Naturschutzgebiete Nordrhein-Westfalens.

Foto: RP-Archiv

Ein ungewöhnlicher Brief, der ins Rathaus der Stadt Nettetal flatterte, versetzte die Verwaltung für wenige Tage in Aufregung. Denn die Botschaft der Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) bat Mitte Juli darum, dass Muhammad bin Raschid Al Maktum mit seinem Gefolge für zwei bis drei Stunden in Nettetal picknicken dürfte. Der Scheich, der auch Premier- und Verteidigungsminister sowie Vizepräsident der VAE ist, suche für eine private Veranstaltung einen Bereich. Dieser solle schwer einsehbar sein, mit nur einem Zugang. Die Stadtverwaltung suchte nach einem entsprechenden Platz und entschied sich für einen Bereich inmitten der Krickenbecker Seen.

 Scheich Muhammad bin Raschid al-Maktum aus Dubai kam Mitte Juli für ein Picknick in das Naturschutzgebiet bei Nettetal.

Scheich Muhammad bin Raschid al-Maktum aus Dubai kam Mitte Juli für ein Picknick in das Naturschutzgebiet bei Nettetal.

Foto: dpa

Im Vorfeld hatte der Scheich bereits versucht, das Picknick an der Dhünntalsperre im Rheinisch-Bergischen Kreis zu veranstalten. Dies lehnten die zuständigen Behörden ab. Die Dhünntalsperre sei eine Wasserschutzzone. Die Gefahren für Mensch und Natur wären zu groß gewesen, sagte eine Kreis-Sprecherin.

"In Absprache mit der Biologischen Station haben wir den Standort festgelegt. Zwar gab es keine Genehmigung für das private Picknick, aber es handelte sich um eine vertretbare Duldung", sagt Stadtsprecher Jan van der Velden. Ansgar Reichmann, Leiter der Biologischen Station, die das Naturschutzgebiet vor Ort betreut, ergänzt: "Wir haben der Stadt zunächst andere Plätze vorgeschlagen, allerdings entsprachen die nicht den Kriterien." Die Stadtverwaltung unterstreicht dabei, dass sie erst nach Rücksprache mit Naturschützern und den zuständigen Behörden grünes Licht gegeben hatte.

So kamen am Donnerstag, 21. Juli, der Scheich und 23 weitere Personen in schweren Diplomatenwagen mit einer Polizeieskorte für etwa zwei Stunden nach Nettetal. Der rund 5x15 Meter große Bereich war zuvor von Bediensteten des städtischen Bauhofs gemäht worden und weiße Pavillons wurden aufgestellt. Die Natur sei dabei aber nicht zu Schaden gekommen. "Wir sind sehr vorsichtig vorgegangen", betont van der Velden. Zumal der Bereich auch nur zu Fuß erreichbar sei. Auch habe der Scheich den Platz ordentlich wieder hinterlassen.

Dennoch sieht Reichmann die Aktion für die Tiere kritisch. Zwar sei die Gänsebrutzeit vorbei, allerdings würden Veranstaltungen wie solch ein Picknick die Wasservögel unter Stress setzen, sagt der Biologe. Andere Naturschützer gehen noch weiter und kritisieren vor allem die Gefahr vor Nachahmern. Das jedoch weist Bürgermeister Christian Wagner (CDU) jedoch klar zurück. "Es ist eine einmalige Veranstaltung gewesen. Nur deshalb haben wir überhaupt eine Duldung erteilt", sagt das Stadtoberhaupt. Auch die Kritik aus den sozialen Netzwerken, dass vor allem Geld bei der Ausnahmeregelung eine Rolle gespielt habe, weist die Stadt entschieden zurück. "Wir haben keinen Cent dafür bekommen", sagt van der Velden und ergänzt, dass auch der Steuerzahler nicht mit den Kosten belastet würde: "Die Kosten für alle Maßnahmen — wie etwa die Mäharbeiten — übernimmt der Scheich."

Zudem stellte er klar: "Weder das Bundeskanzleramt noch die Staatskanzlei NRW haben uns aufgefordert oder gar Druck ausgeübt, eine illegale Veranstaltung durchzuführen oder zu genehmigen." Es sei lediglich die Bitte ausgesprochen worden. Diese habe die Stadt gerne erfüllt, schließlich sei nicht alle Tage ein Scheich in Nettetal zu Gast. Ein Wunsch hingegen blieb verwehrt: Es gelang nicht, Dubais Herrscher um einen Eintrag ins Goldene Buch der Stadt zu bitten. Muhammad bin Raschid al-Maktum war bereits unterwegs zum nächsten Termin.

(lsa/lnw)
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