Nettetal Prozess: 45 Verkehrsunfälle vorgetäuscht?

Nettetal · Ein Rechtsanwalt aus Nettetal soll mit einem Kfz-Sachverständigen und vier weiteren Mitangeklagten im großen Stil Autoversicherungen betrogen haben. Mehr als drei Jahre lang ging das gut

Ein halbes Dutzend Männer muss sich wegen einer raffinierten Betrugsmasche vor der Ersten Großen Strafkammer des Landgerichts Krefeld verantworten. Ihnen wird unter anderem gemeinschaftlicher gewerbsmäßiger Betrug in fast 50 Fällen vorgeworfen. Fünf der sechs Angeklagten stammt aus dem Kreis Viersen. Das Gericht hat wegen einer Vielzahl an geplanten Zeugenvernehmungen mindestens fünf Monate für den Strafprozess eingeplant.

Die Staatsanwaltschaft wirft den Männern vor, zahlreiche Verkehrsunfälle vorgetäuscht zu haben und auf diese Weise zu unrecht Leistungen verschiedener Kfz-Versicherungen kassiert zu haben. Mehr als drei Jahre lang soll die Masche gut gegangen sein, bis die Tatverdächtigen aufflogen. Die Staatsanwaltschaft Krefeld hat insgesamt 45 Betrugsfälle zusammengetragen, die sich zwischen Februar 2009 und Oktober 2012 ereignet haben sollen.

In den Betrug sollen unter anderem ein Rechtsanwalt aus Nettetal und ein Kfz-Sachverständiger aus Erkelenz verstrickt sein. Dem Nettetaler Rechtsanwalt werden insgesamt 27 Betrugsfälle vorgeworfen, wobei es in drei Fällen beim Versuch geblieben sein soll. Dem Kfz-Sachverständigen legt die Staatsanwaltschaft insgesamt 23 Betrugsfälle zur Last; auch bei ihm soll es in drei Fällen beim Versuch geblieben sein. Beide Männer sollen laut Anklage ihre berufliche Position dazu genutzt haben, die Betrugsmasche umzusetzen.

Ebenfalls Mitglieder der Bande sollen ein 47 Jahre alter Mann aus Brüggen sowie drei Männer aus Nettetal sein. Dem Brüggener wirft die Staatsanwaltschaft neben gewerbsmäßigem Betrug in 27 Fällen auch Anstiftung zum Vortäuschen einer Straftat in zwei Fällen, Vortäuschen einer Straftat in einem Fall und Anstiftung zur falschen uneidlichen Aussage in einem Fall vor. Die drei Nettetaler sollen in fünf, sechs und elf Fällen an dem gewerbsmäßigen Betrug beteiligt gewesen sein; einer von ihnen soll zusätzlich in einem Fall eine Straftat vorgetäuscht haben.

Der erste Fortsetzungstermin ist für kommende Woche anberaumt. Am Montagmorgen, 21. November, soll um 9 Uhr in Saal 70 des Landgerichts Krefeld weiterverhandelt werden. "Zahlreiche weitere Fortsetzungstermine sind vorgesehen für die folgenden Monate, derzeit bis März 2017", erklärte ein Sprecher des Landgerichts.

(mrö)
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