Nettetal Paar-Konflikte im Lobbericher Rathaus

Nettetal · Die Beziehung von Mann und Frau ist für den Cartoonisten Ari Plikat ein schier unerschöpfliches Thema.

 Ari Plikat dankte bei der Ausstellungseröffnung den Besuchern, die gekommen waren, "um meine Witze zu gucken".

Ari Plikat dankte bei der Ausstellungseröffnung den Besuchern, die gekommen waren, "um meine Witze zu gucken".

Foto: Franz-Heinrich Busch

Das erlebt man in Kunstausstellungen doch eher selten: Die Besucher stehen in kleinen Gruppen vor den Exponaten, stecken die Köpfe zusammen, kichern leise oder lachen lauthals. Damit entsprechen sie der Idee von Ari Plikat, dem Cartoonisten, dessen Arbeiten in der Städtischen Galerie im Rathaus in Lobberich derzeit gezeigt werden und der den Besuchern dankt, dass sie gekommen sind, "um meine Witze zu gucken".

Das braucht Zeit. Schließlich sind mindestens 114 Blätter (die Ansichten über die genaue Zahl gehen auseinander) ausgestellt. Hinzu kommen noch ungezählte Postkarten, Siebdrucke, Magnete und ähnliches. Und jedes Blatt will nicht nur angeschaut, sondern auch gelesen werden.

Ari Plikat, 1958 in Lüdenscheid geboren, ist ein preisgekrönter Cartoonist. Er erhielt seine Ausbildung zum Grafiker in Hagen und studierte Visuelle Kommunikation in Leeds und Dortmund. Dort lebt und arbeitet er, indem er für die Titanic, die taz, den Stern, die FAZ und zahlreichen weiteren Zeitungen und Magazine Cartoons zeichnet.

Die Liste seiner Auszeichnungen ist lang, zuletzt erhielt er in diesem Jahr den ersten Preis in der Kategorie Freundschaft & Partnerschaft im Karikaturenwettbewerb zum Alter "Schluss mit lustig" des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.

Der Laudator der Ausstellung, der Illustrator und Cartoonist André Poloczek, fasste Ari Plikats Cartoonstil in seinen "Witzblättern" so zusammen: seine Figuren haben ein "Großmaul", "standfeste Beine", seine gemalten Witze sind detailliert dargestellt und "knallfarbig". Typisches Thema sei der "Paar-Konflikt", den er auf "Höhe- und Siedepunkte" bringe. "Ich rieche Angstschweiß", steht in der Sprechblase über dem Kopf einer vollbusigen Frau, während ihr winzig kleiner blasser Mann sich unter der Bettdecke versteckt. Und mehr muss sie nicht sagen, denn in den Köpfen der Leser entwickelt sich der Rest der Geschichte. "Ich rieche Angstschweiß" ist übrigens auch der Titel eines Cartoonbuches, das Plikat herausgegeben hat. Die Beziehung zwischen Mann und Frau bietet schier endlose Cartoonthemen, beim Kochen, Schlafen, Leben. Auch die Kunst, die Liebe zum Hund, der Vegetarismus findet seinen Platz in Plikats Cartoonwelt. Der Begriff "Datenklau" bekommt eine ganz neue Dimension, wenn Plikat sich seiner annimmt: Seine Figur reißt den 30. Dezember eines Abreisskalenders ab und sieht ein leeres Blatt. Vom Wortwitz lebt der Cartoon. Das Wort vom "burn out" wird neu - vor allem bei Autoren, die "krank geschrieben" sind. Witzig auch, wenn der Gerichtsvollzieher vor der Tür steht und aus der Tür die Sprechblase "man muss auch zulassen können" schwebt.

Die Ausstellung im Rahmen der Kunstszene Nettetal ist bis zum 19. Dezember montags und donnerstags von 8 bis 18 Uhr, dienstags und mittwochs von 8 bis 16.30 Uhr, freitags von 8 bis 12 Uhr und samstags von 10 bis 12 Uhr in der Städtischen Galerie im Rathaus, Doerkesplatz 11 in Lobberich, zu besuchen.

(b-r)
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