Nettetal Ohne Glasfaser geht nichts

Nettetal · Die Stadt Nettetal treibt die Versorgung mit Breitbandkabel intensiv voran. Selbst kleinere Dienstleister werden schon bald nicht mehr ohne diese Infrastruktur arbeiten können. Die Stadt ist dem Kreis um eine Nasenlänge voraus.

Die Stadt arbeitet unter Hochdruck daran, das leistungsfähige Glasfaser-Kabelnetz in Nettetal zu erweitern. Sie hat die Stadtwerke "in die Pflicht genommen": Sie wird möglichst überall dort, wo sie Ver- und Entsorgungsleitungen legen, zusätzlich Leerrohre in die Erde bringen. "Wir verfolgen das vorrangige Ziel, die Gewerbegebiete miteinander zu verknüpfen, um isolierte Insellösungen zu vermeiden", erklärte Bürgermeister Christian Wagner im Hauptausschuss.

Ein Kabel kostet 50 000 Euro

Die wirtschaftliche Entwicklung einer Stadt hängt entscheidend davon ab, ob sie Breitband-Kabel anbieten kann. Schon in naher Zukunft werden selbst kleine Dienstleister nicht mehr ohne diese Infrastruktur auskommen. Für Unternehmen, die Glasfaserleitungen verlegen, wie die Deutsche Telekom, sind ländliche Bereiche wirtschaftlich jedoch uninteressant. "Ein Kilometer Glasfaserkabel kostet etwa 50 000 Euro", berichtete Nettetals Wirtschaftsförderer Dietmar Sagel. Da auf dem Land viele Kilometer verlegt werden müssen, ohne dass daran jemand angeschlossen werden kann, winken die Unternehmen ab. Für sie ist eine solche Investition nicht rentabel.

Die Stadt hat in der Zwischenzeit ein eigenes Konzept entwickelt. Sie hat mit Hilfe der Fachhochschule Meschede (BBCC) eine Bestandsaufnahme erarbeitet. Das Ergebnis: Nettetal ist befriedigend bis ausreichend versorgt, in Hinsbeck und Schaag gibt es sogar gravierende Lücken. "Funk als Alternative ist eine Übergangslösung, weil er weniger leistungsfähig ist", berichtete Sagel. Gut versorgt sind zurzeit Bereiche im Stadtgebiet, die in der Nähe eines von drei Hauptverteilern liegen. Es gibt einzelne Firmen, die auf eigene Kosten Glasfaserkabel verlegen ließen. Aber erstens sind nicht alle Unternehmen so leistungsfähig und zweitens sind auch längst nicht alle so standorttreu — oder auch am Standort gebunden.

Um zu verhindern, dass Firmen weggehen oder ansiedlungswillige Betriebe Nettetal wegen fehlender Breitbandverkabelung erst gar nicht in die engere Wahl nehmen, sollen die Gewerbegebiete versorgt und untereinander möglichst verknüpft werden. Wagner berichtete, dass Landrat Peter Ottmann seit Januar kreisweit die Breitband-Infrastruktur vorantreiben will. Auch er will eine Ist-Analyse anfertigen lassen. Darauf reagierten die Gemeinden allerdings mit sehr unterschiedlichem Tempo, erklärte Wagner. Der Kaldenkirchener Gewerbepark Venete wird auf jeden Fall Glasfaser-Technologie erhalten.

Wie dringlich das Thema ist, verdeutlicht ein Beispiel: Wenn die Gesundheitskarte kommt, werden Praxen mit herkömmlicher Infrastruktur Ladezeiten von mehr als 20 Minuten für die Daten in Kauf nehmen müssen. FRAGE DES TAGES

(RP)
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