Nettetal Naturschützer kritisiert frühe Wiesenmahd

Nettetal · Für Heinz Tüffers hat die Stadt eine Blumenwiese in Kaldenkirchen zu früh zurückgeschnitten. Die Stadt bemüht sich, für Pflegeschnitte die richtigen Fristen einzuhalten. Das neue Grünflächenkonzept wird heute im Ausschuss vorgestellt

Nettetal: Naturschützer kritisiert frühe Wiesenmahd
Foto: Burghardt Joachim

Prächtig die kleine Wiese, Klatschmohn und Margeriten voll in Blüte. Auf dem nahegelegenen Spielplatz toben Kinder. In und über der Wiese tummeln sich Insekten, Spinnentiere, Vögel. Bis plötzlich das Summen und Brummen der Bienen übertönt wird von jaulenden Rotoren und dröhnenden Motoren. Zurückbleibt ein Kahlschlag an der Johann-Sticker-Straße in Kaldenkirchen. "Es ist viel zu früh zu mähen, solange alles noch in voller Blüte steht", sagt Naturschützer Heinz Tüffers.

 Vor einer Woche noch blühten an der Johann-Sticker-Straße in Kaldenkirchen etwa Klatschmohn und Margeriten.

Vor einer Woche noch blühten an der Johann-Sticker-Straße in Kaldenkirchen etwa Klatschmohn und Margeriten.

Foto: jobu

Für die Pflege solcher Flächen ist zwar die Stadt Nettetal zuständig, aber der Bauhof kann nicht alles leisten. Deshalb wird ein Teil der Grünpflege an private Garten- und Landschaftsbaufirmen vergeben. So steht's im Grünflächenkonzept 2015, das heute Abend im Ausschuss für Umwelt- und Klimaschutz vorgestellt wird.

 Kahlschlag nachdem Mitarbeiter des städtischen Grünflächenamtes den Grünstreifen gemäht haben. Dabei solle man - als Rückzugsort für die Tiere - noch ein Stück ungemäht lassen, sagt Heinz Tüffers.

Kahlschlag nachdem Mitarbeiter des städtischen Grünflächenamtes den Grünstreifen gemäht haben. Dabei solle man - als Rückzugsort für die Tiere - noch ein Stück ungemäht lassen, sagt Heinz Tüffers.

Foto: Burghardt Joachim

Die Grünflächen am Spielplatz Johann-Sticker-Straße stehen auf der Liste "Vergebene Grünpflegearbeiten an Straßenbegleitgrün, Grünanlagen, Spielplätzen, Schulen usw.". Solche Anlagen sind zumeist in die so genannte Pflegeklasse 2 eingestuft, soll heißen: Rasenschnitt erfolgt sechs- bis zehnmal im Jahr, für "extensive Wiesenflächenanteile" jedoch nur zwei- bis dreimal.

"An diese Vorgaben halten wir uns", sagt ein Mitarbeiter der beauftragten Firma, "je nach Wuchs und Wetter erfolgen Rasenschnitte auch öfter." Am Spielplatz habe man auftragsgemäß gemäht, die schmale Blumenwiese davor an der Ecke zur Johann-Melchior-Straße indes, die gehöre "nicht zum Auftragsvolumen". Um solch extensive Flächen kümmere sich die Stadt selbst. Damit korrigiert er Mutmaßungen von Anwohnern, seine Firma habe "radikal alle Blumen weggesenst".

Tatsächlich wurde die kleine Wiese zufälligerweise nahezu zeitgleich mit dem Spielplatz "gepflegt", wie man im Rathaus bestätigt - und zwar von städtischen Mitarbeitern: "Jetzt im Juni ist die richtige Zeit für die Mahd von Blumenwiesen", erläutert Stadtsprecher Jan van der Velden. Der Baubetriebshof versuche, sich an die zeitlichen Vorgaben zu halten, allerdings könnten sich leichte Verschiebungen im Terminplan ergeben.

Für den Blumenwiesen-Experten Tüffers kam die Mahd zu früh: "Eigentlich müsste man warten, bis zum Beispiel Margeriten ausgeblüht sind und ihre Samen ausgeworfen haben", sagt der Mitbegründer des Naturschutzhofes. Doch bei der Stadt muss man Einschränkungen in Kauf nehmen, nicht alles sei praktikabel. "So sehr wir uns bemühen, auf bestimmte Fristen etwa für Insekten und Blüten Rücksicht zu nehmen, bei dem Personalbestand und den vielen Aufgaben kann das leider nicht immer garantiert werden", sagt der Stadtsprecher.

Einen Kompromiss bringt Tüffers ins Spiel: "Man sollte immer ein kleines Stück ungemäht lassen als Rückzugsmöglichkeit für Tiere." Zudem müssten "schonende Geräte" eingesetzt werden. Insgesamt jedoch honoriert Tüffers das Bemühen der Stadt: "Gerade das Grünflächenamt, also Heike Meinert und ihre Mitarbeiter, sind da vorbildlich auf einem guten Weg." Etliche Blumenwiesen auf Magerflächen seien im Stadtgebiet angelegt und richtig gepflegt worden.

Warum indes noch nicht alles so klappt wie eigentlich sinnvoll, ist dem Grünflächenkonzept 2015 selbst zu entnehmen: Es bestehe noch "Handlungsbedarf in Bezug auf eine verbesserte Grünpflege", heißt es darin. Konsequenz: Es sind zusätzliche Mittel erforderlich.

(jobu)
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