Nettetal Luther-Stück reißt die Zuschauer mit

Nettetal · Die Alte Kirche Lobberich war ausverkauft, als dort die Lebensgeschichte des Reformators aufgeführt wurde

 "Ich fürchte nichts!", rief Martin Luther im zur Bühne umfunktionierten Altarraum der Alten Kirche Lobberich.

"Ich fürchte nichts!", rief Martin Luther im zur Bühne umfunktionierten Altarraum der Alten Kirche Lobberich.

Foto: Franz-Heinrich Busch

"Ich bin selten so gut unterhalten worden", so die Reaktion einer Besucherin nach dem Besuch des Stücks "Ich fürchte nichts... - Luther 2017!". Im zur Bühne umfunktionierten Altarraum der ausverkauften Alten Kirche Lobberich, vor einem aus weißen Säulen und unterschiedlich großen Tonnen gebildeten einfachen Bühnenbild, zeigten die fünf Schauspieler des N.N. Theaters Neue Volksbühne Köln ein Stück voller Dramaturgie mit einer Mixtur aus Slapstick, Humor, Tragik und Musik. Rasant und wortgewaltig wie auch dramaturgisch hervorragend dargebracht. Unterstützt wurden sie dabei von einem aus den evangelischen Kirchenchören Breyell, Kaldenkirchen, Lobberich und Grefrath zusammengesetzten 33-köpfigen Chor, der von Uli Windbergs geleitet wurde. Die rund 150 Zuschauern spendeten großen Beifall.

Das Stück entstand in einer Kooperation der evangelischen Kirche im Rheinland mit dem N.N. Theater anlässlich des 500. Reformationsjubiläums. Es führt zurück in das Deutschland von 1517 und behandelt die komplexe Geschichte Luthers mit Politik, Religion, Schuld und Zufälligkeiten. Stationen des Geschehens sind Nonnenflucht und Bauernaufstand, Ablasshandel und Nutzung des gerade erfundenen Buchdrucks sowie der von Lucas von Cranach dem Älteren hergestellten Bilder, Luther war der erste Medienstar. Auch seine antisemitischen Aussagen im Disput mit dem Rabbi von Leipzig werden nicht verschwiegen, eine erschreckende Szene, bei der man eine Stecknadel hätte fallen hören können. Doch es kommt auch zur Sprache, dass er seine Revolution weder kontrollieren noch die Auswirkungen absehen konnte. Bis zum Lebensende wurde er von den Folgen seines Handels und seinen inneren Dämonen verfolgt. Frieden fand er nur bei seiner Ehefrau Katharina von Bora. Zwischen die ernsten Bereiche wurden immer wieder Slapsticks eingefügt. So zum Beispiel, als das frisch vermählte Ehepaar zum Vollzug der Ehe schritt oder als "Käthe" ihm sechs Kinder gebar. So wurde es ein vergnüglicher Abend mit ernstem Hintergrund.

Veranstalter waren die Arbeitsgemeinschaft der evangelischen Gemeinden der Nette (AG Nette) in Kooperation mit dem evangelischen Pfarrer Christoph Helbig aus Breyell und dem Arbeitskreis Alte Kirche.

Seit Mitte Februar dieses Jahres führt das N.N. Theater Köln dieses Stück in ganz Deutschland auf. Mit der 50. Vorführung waren sie nun auch in der Alten Kirche Lobberich. Es folgen noch acht Aufführungen, darunter am 13. Oktober nochmals in Lobberich sowie am 15. Oktober in Waldniel.

(heko)
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