Nettetal Löther Rieser und die Besenbinder Groesbeek

Nettetal · Das Jahrbuch 2014 des historischen Vereins "Overkwartier van Gelre" schildert Gemeinsamkeiten diesseits und jenseits der Grenze.

 Besenbinderei demonstrierten Heimatfreunde vor einigen Jahren vor der Plaggenhütte in Bönninghardt bei Alpen.

Besenbinderei demonstrierten Heimatfreunde vor einigen Jahren vor der Plaggenhütte in Bönninghardt bei Alpen.

Foto: Olaf Ostermann

Leuth wird gerne mit Besenbindern in Verbindung gebracht, seit in den 1950er-Jahren die "Löther Rieser" gegründet wurden. Die Karnevalsgesellschaft hat einen auf einem Reisigbesen sitzenden Clown zu ihrem Wahrzeichen erhoben. Das entsprang offensichtlich einer Schnapsidee, denn als allgemein übliche Tätigkeit lässt sich das Besenbinden hier nicht nachgewiesen - höchstens als feierabendliche Nebenbeschäftigung.

Ganz anders war das in dem Dorf Groesbeek, das zur Gemeinde Bergen in Nordlimburg gehört. Dort wohnte und arbeitete im 19. Jahrhundert fast in jedem zweiten Haus ein "bezembinder", wie Leo Zilessen im mit etwas Verspätung erschienenen Jahrbuch 2014 des historischen Vereins "Overkwartier van Gelre" schildert.

Aufgefrischt werden gleichzeitig die Kenntnisse um das Geschehen am Niederrhein vor 200 Jahren, als nach dem Wiener Kongress mit dem Ende der Franzosenzeit, einen Kanonenschuss von der Maas entfernt, die niederländisch-preußische Grenze entstand. Dabei wurde der deutsche Ort Siebengewald bei Goch den Niederlanden zugeschlagen. Viele Groesbeeker fanden dort Beschäftigung und brachten ihr Handwerk mit. Bis zum Zweiten Weltkrieg war die Herstellung von Reisigbesen lukrativ, dann wurden sie von Kunststoffbesen verdrängt. In Siebengewald gründeten die Karnevalisten "De Bessembienders", in Leuth erinnern die "Löther Rieser" an das alte Handwerk.

Sehr eingehend beschäftigt sich Will Steeghs mit "schönen alten Giebeln" in Roermond und Venlo. Auf die erfolgreiche Spurensuche brachte ihn der Bericht eines englischen Architekten, der 1871 die Region bereist und darüber in der Fachzeitschrift "The Builder" berichtet hatte. Auch heute gibt es noch viele von ihnen, wie nicht nur die Fotos auf dem Umschlag zeigen. Meist wurden Ziegelsteine zur Gestaltung verwendet, manche Fassaden wurden (später) auch verputzt - siehe etwa das Haus Püllen in Wachtendonk.

"Fliegende Blätter" oder "Newe Zeitungen" des 16. und 17. Jahrhunderts hat sich Marie-Luise Posten näher angeschaut. Diese Flugblätter kamen nach der Erfindung der Buchdruckkunst auf und unterrichteten meist über absonderliche und katastrophale Ereignisse, oft in Form von Holzschnitten, da die meisten Leute nicht lesen konnten. An die niederrheinische Mundartdichtertagung in Kevelaer am 2. und 3. Dezember 1950 erinnert Udo Durchgraf, während Marinus Flokstra über die "Schöffen im Land von Kessel während der Preußen-Zeit" schreibt.

Das Buch ist für 16,50 Euro beim Vorsitzenden Lucien Pijper erhältlich, Bezug per E-Mail an pijper@telfort.nl.

(mme)
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