Nettetal Lobberich — Heimat der EM-Fanartikel

Nettetal · Deutschland-Fähnchen, EM-Tröten, Girlanden: Die Suthor Papierverarbeitung in Lobberich ist Marktführer für Dekoartikel. Für die EM belieferte das Unternehmen Mercedes ebenso wie Lidl — und stellte extra eine Französin ein

Wenn heute Abend in Paris um 21 Uhr das erste Spiel der Fußball-Europameisterschaft (EM) angepfiffen wird, sitzt der Fußballfan Ralf Stobbe zwar auch vor dem Fernseher, doch für den Kaufmann Ralf Stobbe ist die EM längst gelaufen. "Wir sind in Gedanken schon beim Oktoberfest und bei Halloween", sagt der Geschäftsführer der Suthor Papierverarbeitung GmbH & Co.KG, auch wenn er sich noch zwischen Fahnenketten, Luftballons, Girlanden, Fähnchen, Servietten, Flaggenkrepp, Tröten und Winkehänden bewegt. "Jetzt verkaufen wir noch an Privatleute oder Geschäfte aus der Region, die beim Rummel um die EM nicht abseits stehen wollen und auf den letzten Zug aufspringen." So herrscht in den Betriebs- und Büroräumen an der Van-der-Upwichstraße keinerlei Hektik mehr, die die 32 Mitarbeiter durchaus befallen kann, wenn zehntausende Meter Fahnenketten ganz schnell hergestellt werden müssen.

Gleich nach der Fußballweltmeisterschaft (WM) in Brasilien hat man sich bei Suthor, nach eigenen Angaben "Marktführer für Werbe-, Fest- und Dekoartikel in Deutschland", erste Gedanken über die EM in Frankreich gemacht. Die Fähnchenkette mit den Nationalflaggen musste von 16 auf 24 erweitert werden, da die Teilnehmerzahl an der Endrunde um 50 Prozent erhöht wurde. "Davon haben wir dann 100.000 Meter produziert", berichtet Stobbe.

Allerdings kommen noch zahlreiche Variationen hinzu, die vor allem Firmen bestellten, die ihre Embleme einfügen ließen. Oder es baumeln kleine Papiertrikots in den Nationalfarben an der Leine: "Damit hat Oddset alle Lottostellen ausgestattet," zeigt er auf ein Exemplar.

Das Unternehmen hat zur EM einen "durchschlagenden Erfolg" in Frankreich verbucht. "Wir waren drei Mal auf einer Fachmesse in Lyon und haben unseren Katalog auch in französischer Sprache herausgebracht", erläutert Stobbe. Die Anstellung einer Französin für die Korrespondenz habe sich ausgezahlt. Er hofft, auch nach der EM im Nachbarland im Geschäft zu bleiben.

Ansonsten waren die Umsätze in Deutschland "nicht ganz so gut wie in den Vorjahren". Die Stimmung in den Unternehmen sei nicht mehr so wie noch vor zwei Jahren bei der WM in Brasilien. Dazu haben auch die Querelen um Geldgeschäfte beim internationalen Fußballverband Fifa und beim Deutschen Fußballbund beigetragen.

Immerhin hat Suthor noch 200 verschiedene Kampagnen bei der Industrie begleitet. Darunter waren zum Beispiel fünf Millionen Fähnchen für Handelsketten oder Trinkbecher mit Kunststoffbeschichtung für den Hauptsponsor Mercedes. Fertig verpackt warten aktuell noch 400.000 Becher für den Discounter Lidl, die "just in time" zur Fanmeile Heiliggeistfeld in Hamburg angeliefert werden müssen.

Nach der EM ist vor der WM: In zwei Jahren ist Russland Ausrichter des sportlichen Großereignisses. Wie dann die Industrie angesichts des gegenwärtig politisch nicht spannungsfreien Verhältnisses reagieren wird, wagt Ralf Stobbe derzeit nicht zu prognostozieren. Eines weiß er allerdings jetzt schon: Die Fähnchenkette mit den Nationalflaggen muss auf 32 verlängert werden.

(RP)
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