Nettetal Linda Zervakis über Maggi, Knoblauch und Ouzo

Nettetal · Für einen gelungen Abend sorgte die als Tagesschau-Sprecherin bekannte Linda Zervakis mit ihrer Lesung

 Tagesschau-Sprecherin und Autorin Linda Zervakis war in der Werner-Jaeger-Halle zu Gast.

Tagesschau-Sprecherin und Autorin Linda Zervakis war in der Werner-Jaeger-Halle zu Gast.

Foto: David Young

Erst mehr die distanzierte Tagesschau-Sprecherin, dann die muntere Moderatorin, zum Schluss gar die lustige Plaudertasche: Linda Zervakis lief im Laufe ihrer Autorenlesung am Mittwochabend in der Werner-Jaeger-Halle zur Hochform auf. Und sie bescherte den fast 300 Zuschauern einen vergnüglichen Abend, allerdings durchaus mit Tiefgang, Sie ließ dabei Gestalten und Typen aus ihrem Buch "Die Königin der bunten Tüte" lebendig werden.

"Statt mit Knoblauch wurde in der deutschen Küche mit Maggi gewürzt." Was Lindas griechische Familie, eingewandert als Gastarbeiter, anfangs in Deutschland erlebte, glich für sie einem Kulturschock. So zumindest schildert es die Autorin pointiert und spitzbübisch in ihrem Buch - und bei ihrer Lesung.

Anfangs gab sich die Zervakis, bekannt als Tagesschau-Sprecherin, zurückhaltend, blickte nur wenige Male kurz lächelnd ins Publikum, um dann konzertiert weiterzulesen. Doch als sie sich vom Text lösen musste und mit eigenen Worten ein weiteres Kapitel aus dem Buch ankündige, dabei Zusammenhänge erläuterte, wurde sie zunehmend lockerer. Wandelte sich von der Vorleserin zur Entertainerin mit teils komödiantischen Zügen.

Köstlich, wenn sie hanseatische Typen mit Hamburger Slang zitierte oder das griechisch-deutsche Kauderwelsch ihrer Mutter imitierte. Wobei sie zugab, sie traue sich das nur, wenn die Mutter nicht bei einer Lesung dabei wäre: "Und Nettetal ist weit genug weg." Alles amüsant, ja, aber wahrlich nicht klamaukhaft. Denn wie im Buch schilderte sie auch die unterschiedlichen Lebenswelten und Schicksale rund um den Kiosk ihrer Familie, der zum "Hotspot der Siedlung" wurde.

Hier eingebildete Neureiche mit vornehmen Gehabe, da vom Schicksal gebeutelte Typen wie der Trunkenbold "Stinker", dem nach einem Reizhustenanfall "wieder ein, zwei kleine Äderchen auf seiner roten Knollennase geplatzt" waren. Mal schmunzelnd, mal nachdenklich, mal lachend das Publikum. Wobei Zervakis die lustigsten Kapitel ihres Buches nicht einmal vortrug: "Das können Sie ja selber lesen".

Geduldig und charmant ließ sie sich nach fast zwei Stunden Lesung noch auf eine Fragestunde und Plauderrunde mit den Zuschauern ein. Die waren eh bester Stimmung, spätestens, als jeder nach der Pause einen Ouzo spendiert bekam. Wobei Zervalis neckisch ihr Publikum fotografierte und ihm zuprostete: "Jamas!"

(jobu)
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