Nettetal Kreis will Umladestation in Venete bauen

Nettetal · Der Abfallbetrieb des Kreises plant eine neue Strategie, die die Gebühren für alle Bürger im Kreisgebiet spürbar und vor allem langfristig senken soll. Kompostierbare Abfälle sollen in Kaldenkirchen zum Weitertransport umgeladen werden.

 Öffnet die Stadt Nettetal die Barrikaden, mit denen ungebetene Fernfahrer abgehalten werden, damit der Kreis Viersen in Venete eine Halle bauen kann?

Öffnet die Stadt Nettetal die Barrikaden, mit denen ungebetene Fernfahrer abgehalten werden, damit der Kreis Viersen in Venete eine Halle bauen kann?

Foto: Busch

Der Kreis Viersen bereitet eine neue Strategie in der Abfallbeseitigung vor. Kompostierbare Abfälle will er auf einer Anlage in Asdonkshof im Kreis Wesel behandeln lassen. Dazu ist eine Umladestation erforderlich, die der Kreis im Kaldenkirchener Gewerbepark Venete errichten will. Mit großer Freude ist dies keineswegs in Nettetal aufgenommen worden, die Fraktionen denken zurzeit intensiv darüber nach, was für und gegen die Station sprechen könnte.

Der Abfallbetrieb des Kreises Viersen (ABV) will mit dem Kreis Wesel und den Wirtschaftsbetrieben der Stadt Duisburg bei der Behandlung biologisch abbaubarer Abfälle zusammenarbeiten. Der laufende Vertrag mit der Entsorgungsgesellschaft Niederrhein (EGN) in Viersen läuft Ende 2017 aus. Der Kauf oder die Miete der Anlage von EGN auf der früheren Deponie in Süchteln scheiterten. Neu ausschreiben will der Kreis nicht. Er ist sicher, die Gebühren für die Bürger spürbar und nachhaltig senken zu können, wenn er nicht mehr ausschreibt, sondern selbst aktiv wird.

Zunächst hatte der Abfallbetrieb ein Auge auf das jetzt frei werdende Militärgelände in Elmpt geworfen. Nicht nur die Zuweisung von Flüchtlingen, sondern die brachliegende Entwicklung des geplanten Gewerbegebiets dort haben die Pläne des Kreises durchkreuzt. Bei der Suche nach anderen Flächen gab es immer wieder ein Problem: In vielen Gewerbegebieten verhindern Wasserschutzzonen die Anlage einer Umladestation - in Venete ist das nicht der Fall.

Der Kreis will eine Halle bauen, in der kompostierbare Abfälle für den Transport nach Wesel umgeladen werden. Das Kostenvolumen soll bei sieben bis acht Millionen Euro liegen. Täglich steuern rund 90 Fahrzeuge die Station an. Nicht nur das Verkehrsaufkommen lässt in Nettetal Politiker zögern zuzustimmen. Angeblich dürfen beladene Müllfahrzeuge nicht die Autobahn benutzen - der Verkehr fließt dann großen Teils durch Kaldenkirchen oder über den Deller Weg in Leuth. Bedenken gibt es auch aus reinen Imagegründen. Ob eine solche Umladestation für das ehrgeizige Projekt Venete so richtig passe, müsse man sich genauer ansehen. Allerdings hat man sich von Erwartungen verabschiedet, die vor etwa 15 Jahren bei der Planung des Gewerbeparks formuliert worden waren.

Schwerer wiegt wohl in der Abwägung, dass der Kreis generell keine Gewerbesteuer zahlt und die angebotene Vergütung bei etwa 25.000 Euro im Jahr liegt - ein eher geringer Betrag. Andererseits aber lockt der Abfallbetrieb mit der Aussicht auf einen Wertstoffhof, über den in der Stadt schon länger diskutiert wird. Mit ihm entstünden ein Dutzend neuer Arbeitsplätze, verspricht der Kreis. Offiziell äußern möchte sich in Nettetal zurzeit niemand. Das Projekt hat der Kreis dem Nettetaler Ausschuss für Wirtschaftsförderung zunächst einmal hinter verschlossenen Türen vorgestellt.

Im Kreisgebiet fallen jährlich etwa 75.000 Tonnen kompostierbare Abfälle an. Sie sollen umgeladen und nach Asdonkshof transportiert werden - sofern die Zusammenarbeit mit dem Kreis Wesel und der Stadt Duisburg klappt. Das Land möchte eine höhere Kompostierungsquote erreichen und vergärbare Stoffe zur Energiegewinnung einsetzen. Das entstehende Gas könnte nach entsprechender Behandlung in die Netze eingespeist werden oder für Blockheizkraftwerke zur Verstromung eingesetzt werden.

(RP)
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