Nettetal Kinder und der gar nicht so böse Wolf

Nettetal · Auf dem Nabu-Naturschutzhof Nettetal ging es um den Wolf und den schlechten Ruf, den das Tier zu Unrecht hat

 Wolfsbotschafter Markus Heines führt die Kinder in die Welt der Rudeltiere ein.

Wolfsbotschafter Markus Heines führt die Kinder in die Welt der Rudeltiere ein.

Foto: Busch

Vor 150 Jahren galt er als ausgerottet, jetzt ist der Wolf wieder da: Im Jahr 2000 wurden in der sächsischen Oberlausitz erstmals wieder Wolfswelpen in Freiheit geboren. Seither leben in fünf Bundesländern mehr als 30 Rudel, Tendenz steigend. Bei dem "Großen Wolfstag" erklärte Markus Heines, Wolfsbotschafter beim Naturschutzbund Deutschland (Nabu), auf dem Naturschutzhof in Nettetal nun, wie Wölfe leben. Und er räumte mit dem einen oder anderen Vorurteil auf. "Seit des erneuten Aufkommens sind acht Menschen von Wölfen getötet wurden, und jedes Mal geschah dies nachweislich durch ein Fehlverhalten des Menschen."

Eingewandert sind die Wölfe aus Ostpolen. "Wölfe legen pro Tag zwischen 40 und 75 Kilometer zurück", schildert der Wolfsbotschafter. In Sachsen sei es einmal gelungen, einen Wolf mit einem Sender auszustatten. So fand man heraus, dass dieser innerhalb eines Sommerhalbjahres von Sachsen über Polen bis zur weißrussischen Grenze gezogen sei. Dann fiel leider der Sender aus - nach 1500 Kilometer.

Der Wolf verfügt zudem über sehr gute Sinne: So kann er nicht nur gut riechen, sondern seine Beute unter günstigen Bedingungen aus einer Entfernung von zwei Kilometern sehen, und seine Tag- und Nachtsehleistung sei nahezu identisch. Auch sein Gehör ist ausgezeichnet: Wölfe hören sich aus Entfernungen von bis zu fünf Kilometern.

Während des gut zweieinhalbstündigen Vortrags wurden die anwesenden Kinder mit kleinen Mal- und Bewegungsrunden eingebunden. So sollten sie unter anderem die Besonderheit einer mit Sprühkreide gemalten Wolfsspur herausfinden. Worauf keiner kam: Die auf den ersten Blick aus zwei Pfotenabdrücken bestehende Spur zeigte alle vier Pfoten. "Der Hinterfuß eines Wolfs ist kleiner als der Vorderfuß, er wird beim Laufen in den Abdruck der Vorderpfote gesetzt" erklärt Markus Heines. "Das ist oftmals ein sicheres Indiz dafür, dass man eine Wolfsspur entdeckt hat. Denn allein von der Größe kann man die Pfotenabdrücke nicht von denen eines Schäferhundes oder eine Dogge unterscheiden." Ein Hund läuft zudem schräger, die Pfoten sind beim Laufen versetzt, der Wolf läuft gerade. "Außerdem schnüffelt ein Hund mal rechts, mal links, während ein Wolf zielgerichtet und zügig voran läuft. Er ist ja auch im Gegensatz zum Hund 24 Stunden am Tag draußen."

"Dass beim Wolf die hinteren Pfoten in die vorderen Abdrücke treten, habe ich nicht gewusst", wundert sich Viola (10). Sie ist mit dem Pfadfinderstamm Noah Nettetal unterwegs, der passende Name: Wölflings-Meute. Den Kindern gefällt der Vortrag: "Wir wissen jetzt, dass Wölfe im Rudel jagen und wie sie laufen", freuen sich Sophia (9) und Daniel (10). Auch Reiner Brenner, seit über 45 Jahren Mitglied im Nabu Mönchengladbach, ist zu Gast in Lobberich, um sich zu informieren. "Der Wolf sollte sich wieder ansiedeln, er gehört in unsere Natur." Er kann Ängste zwar verstehen, teilt sie aber nicht: "Das ist wie mit den Bären: Auch da war der Mensch das Problem, nicht das Tier."

Um Bedenken entgegenzuwirken, seien Veranstaltungen wie diese wichtig, um Menschen zu sensibilisieren und Akzeptanz zu schaffen: "Man muss einfach bereit sein, etwas zu tun."

(eva)
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