Nettetal Investor will Hertie in Lobberich abreißen

Nettetal · Anstelle des seit 2009 geschlossenen Kaufhauses könnte ein Lebensmittel-Discounter in einen Neubau einziehen. Auch am ehemaligen Kino gibt es einen interessierten Investor.

 Seit Sommer 2009 vergammelt das Hertie-Kaufhaus. Reparaturen werden nach Schadensfällen nur mit dem geringsten Aufwand ausgeführt.

Seit Sommer 2009 vergammelt das Hertie-Kaufhaus. Reparaturen werden nach Schadensfällen nur mit dem geringsten Aufwand ausgeführt.

Foto: Busch

Die Stadt schöpft wieder etwas Hoffnung, dass das ehemalige Hertie-Kaufhaus an der Freiheit-/ Ecke Von-Bocholtz-Straße verschwinden wird. Es gibt einen Investor, der das Gebäude abtragen und dort ein großes Ladenlokal neu bauen will. Mieter soll ein Lebensmittel-Discounter werden. Bewegung ist auch in die zuletzt festgefahrene Entwicklung des ehemaligen Kinos gekommen. Auch hier gibt es einen - anderen - Investor, der den Bau eines Ladenlokals anstelle des Kinos erwägt.

In den Fraktionen wird schon länger über die Vorhaben diskutiert. Spruchreif ist noch keines, weil nach Angaben von Wirtschaftsförderer Dietmar Sagel "noch etliche Details zu klären sind". Die Stadt stehe beiden Vorhaben aufgeschlossen gegenüber und sei bereit zu helfen, wo sie könne.

Seit August 2009 liegt der Komplex leer. Errichtet worden war er 1977 für die Kaufhaus-Kette Karstadt. Der Konzern Karstadt geriet zunehmend in wirtschaftliche Schwierigkeiten und schuf 2005 die Marke "Karstadt Kompakt". Schon 2006 folgte die Umfirmierung und Ausgliederung unter dem alten Kaufhaus-Namen Hertie. Doch stand der Neuanfang unter keinem guten Stern, der Kette ging ebenfalls die Puste aus, so dass im August 2009 die Schließung folgte. 20 Mitarbeiter waren damals verblieben.

Danach begann das lange Warten. Verschachtelte Immobilienkonstruktionen machten es sehr schwer, überhaupt an Verhandlungspartner heranzukommen. Hier und da wurde eine Immobilie verkauft, in Nettetal bewegte sich nichts. Mehrere Städte in Deutschland, darunter Nettetal, schlossen sich sogar zu einer Notgemeinschaft zusammen, die die lästige und langsam verrottende Immobilie loswerden wollten.

Schließlich erhielt Kämmerer Norbert Müller vom Rat die Ermächtigung, das Kaufhaus im Rahmen einer Zwangsversteigerung zu erwerben. Man war sich im Klaren darüber, dass der Pries unter Umständen hoch sein konnte. Dazu kam es aber nicht. Die CR Investment Management GmbH in Berlin verhinderte die Zwangsversteigerung durch Zahlung offener Posten - eine Strategie, die die Stadt Nettetal auch an anderen Hertie-Standorten beobachtet hat.

Zu diesem Zeitpunkt begann aber in Investor, sich für mehrere Hertie-Häuser zu interessieren, darunter auch das Gebäude in Nettetal. Es soll abgerissen und durch einen flachen Neubau ersetzt werden. In den Fraktionen wird zurzeit unter anderem auch über die städtebauliche Gestaltung diskutiert. Der Kaufhaus-Klotz im wenig ansehnlichen Funktions-Stil der 1970er-Jahre beeinträchtige das Ortsbild Lobberichs an dieser Straßenecke erheblich. Es gibt Befürchtungen, dass die Optik mit dem Neubau und umgebenden Parkplätzen eher noch schlechter werden könnte.

Sagel mag sich dazu nicht äußern. Im Rathaus ist das Interesse groß, das Gebäude zu beseitigen und die Ecke überhaupt zu beleben. Nach den Erfahrungen der vergangenen sechs Jahre kann man wohl nicht mehr sonderlich wählerisch sein. Das gilt auch für das ehemalige Kino. Die Hoffnung ist groß, dass der Investor hier einen starken Ankermieter mit einem Warensortiment gewinnt, das laut Einzelhandelskonzept fehlt.

Entscheidungen dürften schon bald fallen. Sagel hofft, dass "im Herbst mit dem Abriss von Hertie" begonnen werden kann.

(RP)
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