Nettetal Initiative päppelt verletzte Tiere wieder auf

Nettetal · Rasch den Arm hoch, von der Schulter über den Rücken und über den anderen Arm runter: Das Eichhörnchen klettert auf Anna Pilz herum, als wäre sie ein Baum. "Der Kleine ist noch zutraulich. Sobald er scheu wird und einen Fluchtreflex entwickelt, können wir ihn mit den anderen Eichhörnchen auswildern", erklärt die Kaldenkirchenerin (21). Sie setzt das Tier in den gepolsterten orangefarbenen Kuschelsack, dort mummelt es sich sofort ein. Das elternlose Eichhörnchen wird von der Wildtierhilfe Fell und Federn NRW aufgepäppelt.

 Anna Pilz hat die Initiative Fell und Federn mitgegründet.

Anna Pilz hat die Initiative Fell und Federn mitgegründet.

Foto: JOBU

Knapp zehn Eichhörnchen haben in der großen Voliere in einem Nettetaler Garten eine Bleibe gefunden. "Tierfreunde haben sie gebracht, sie waren alle allein und hilflos, aus dem Kobel gefallen oder verletzt", erzählt Anna Pilz, die die Initiative mitgegründet hat. Im Gehege nebenan tapern noch etwas unbeholfen elternlose Stockentenküken umher.

Seit 2015 kümmern sich die Vereinsmitglieder aus dem Raum Nettetal um pflegebedürftige Tiere. Langfristig sollen diese wieder ausgewildert werden. "Das hat sich dank unserer Facebook-Gruppe schnell herumgesprochen. Wir helfen, informieren und klären auf", sagt die 21-Jährige. Was passiert, wenn ein verletztes Tier abgegeben wird? "Wird uns etwa eine verletzte Wildente gebracht, klären wir erst mal ab, ob sie tierärztlich versorgt werden muss", sagt Anna Pilz. Nicht immer sei eine Obhut nötig. Bei manchen Küken, die verlassen scheinen, sollte man erst mal abwarten, ob nicht die Elterntiere doch in der Nähe sind.

Die Initiative stimme sich laut Pilz mit Behörden oder Biologischen Stationen ab, sei vernetzt mit Organisationen wie Wildvogelhilfe, Notfelle oder Tier-Refugium Wegberg: "Es geht um das Wohl eines Tieres und um die Frage: Wer kann als erster kompetent helfen."

Die Liebe zu Tieren und zur Natur hat sie in ihrer Familie schon früh erlebt. So ist Annas Opa der bekannte Storchenvater Wolfgang Pilz, der sich im Raum Kleve für die Wiederansiedlung von Störchen engagierte. Zur Tierliebe gehören für sie Respekt und Distanz: "Natürlich braucht ein kleines Eichhörnchen anfangs Nähe und Wärme, aber es darf keine Beziehung zu mir aufbauen, sonst kann es später nicht selbstständig in Freiheit leben." Doch wenn ein kleines Tier stirbt, dann fließen auch "ein paar Tränen", wie Pilz sagt. Mit einer Futterspritze flößt die Tierhelferin Nahrung in kleine Schnäbel und Münder: "Spritzen, Transportboxen oder Futter - das kostet natürlich Geld." Für Spenden sei man dankbar. Sie lacht: Das kleine Eichhörnchen klettert wieder auf ihren Arm.

(jobu)
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