Nettetal "In Nettetal wird laufend geklaut"

Nettetal · Das Jugendamt hilft bei Strafverfahren. Auffällig: Beleidigungen im Internet nehmen deutlich zu.

 Wenn Jugendliche kriminell werden, handelt es sich überwiegend um Ladendiebstahl, hat das Jugendamt Nettetal festgestellt.

Wenn Jugendliche kriminell werden, handelt es sich überwiegend um Ladendiebstahl, hat das Jugendamt Nettetal festgestellt.

Foto: Busch

Kurzer Blick zur Seite, schneller Griff ins Regal, heimlich den Lippenstift in der Jackentasche versteckt: "Hier in Nettetal wird laufend geklaut", hat Barbara Wirth erfahren. Ist ein erwischter Täter jünger als 21 Jahre, wird meist die Sozialpädagogin eingeschaltet: Sie ist beim Nettetaler Jugendamt zuständig für die Jugendhilfe im Strafverfahren, landläufig Jugendgerichtshilfe genannt. Über Trends und Tendenzen der sogenannten Jugendkriminalität berichtete sie jüngst dem Jugendhilfeausschuss.

"Bis jetzt hatte ich in diesem Jahr rund 160 Fälle, bis Jahresende werden es dann so 170 bis 180 sein", sagte Wirth im Ausschuss voraus. Das entspreche nach ihren Erfahrungen dem üblichen Jahresdurchschnitt für Nettetal. Schwere Delikte, Gewalt und Verletzungen etwa, machten den geringsten Anteil bei Fällen aus, mit denen sie konfrontiert wird.

Kommt es bei Jugendlichen und Heranwachsenden zwischen 14 und 20 Jahren zu einer Anzeige, zieht die Staatsanwaltschaft üblicherweise die Jugendgerichtshilfe hinzu. "Ich führe dann ein Gespräch mit dem Jugendlichen, je nach Alter auf Wunsch auch mit den Eltern. Ich mache mir ein Bild von seiner Persönlichkeit", erklärte Wirth.

Manchmal werden, in Abstimmung mit der Staatsanwaltschaft, pädagogische Konsequenzen wie Anti-Gewalt-Training oder Verkehrserziehungskurse angeordnet. Steht ein Verfahren an, schildert Wirth dem Gericht ihre Einschätzung. Sie schlägt geeignete Maßnahmen vor, bei denen sie den Jugendlichen begleitet.

Die meisten der jungen Nettetaler, die mit dem Gesetz in Konflikt geraten sind, sieht Wirth nie wieder: "60 Prozent werden nur einmal auffällig." Um knapp ein Drittel muss sie sich "zwei- bis dreimal" kümmern. Etwa zehn Prozent werden zu Wiederholungstätern. Sie laufen damit Gefahr, ganz auf die schiefe Bahn zu geraten.

Wirth führte einige Beispiele von häufigen Delikten unter Jugendlichen auf. Da ist zum Beispiel die "Leistungserschleichung", also Bus und Bahn ohne Fahrschein benutzen. Verkehrsdelikte hingegen seien in jüngster Zeit nicht so häufig: "Es gibt ganz wenige Roller- und Mofa-Schraubereien." Beurteilen könne sie allerdings nicht, ob solche Taten zurückgegangen seien oder ob weniger Jugendliche erwischt werden.

"Einen neuen Trend" habe das Jugendamt aber auch ausgemacht. Jugendliche tummeln sich natürlich in den sozialen Medien wie beispielsweise Facebook, sie setzen oft ihr Smartphone ein: "Beleidigungen nehmen zu", berichtete Wirth. Am meisten zu tun hat das Nettetaler Jugendamt jedoch nach wie vor mit Jugendlichen, die klassische Bagatelldelikte begehen: "Klauereien."

So greifen beispielsweise laut Wirth in einem Lobbericher Kaufhaus "Mädchen gern mal heimlich zu Kosmetika oder Jungs zu Kopfhörern". Verharmlosen dürfe man Diebstähle nicht, doch weil sie typisch seien für Nettetal, sprach Wirth im Ausschuss von "meinen Kaufhauskindern".

(RP)
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