Nettetal In Gemeinschaft altern und sich helfen

Nettetal · Bei der Regionalkonferenz des Netzwerks "Zwischen Alter und Ruhestand" (ZWAR) im Nettetaler Rathaus berieten die Delegierten über die Vernetzung untereinander und stellten ihre Aktivitäten vor. In Nettetal sind vier Gruppen aktiv

Keine Bange vor dem Altern: "Wenn man mal jemanden braucht oder Hilfe nötig hat, ist immer einer da, auch ungefragt", berichtete Peter Spijker von seinen Erfahrungen. Mit mehr als zwei Dutzend Gleichgesinnten aus Breyell und Schaag trifft er sich regelmäßig, "ZWAR'ler" nennen sie sich, das Kürzel steht für "Zwischen Alter und Ruhestand".

Solche Zusammenschlüsse gibt es in mehr als 60 Kommunen in NRW; aus dem Regierungsbezirk Düsseldorf trafen sich nun Delegierte von 17 Gruppen im Nettetaler Rathaus, tauschten sich über beglückende Erlebnisse und Sorgen aus, bekamen Anerkennung auch von politischer Seite.

Sichtlich bewegt war Wolfgang Nötzold: "Ich bin stolz auf euch", lobte der Mitinitiator der ZWAR-Bewegung die Delegierten. Er hatte von der Zentralstelle in Dortmund aus auch die Stadt Nettetal beraten und 2005 die Gründung der Gruppen in den Stadtteilen zusammen mit Christian Forthmann, Seniorenfachberater im Rathaus, angestoßen. Längst sind überall im Land Gruppen etabliert, organisieren sich selbst ohne Vereinsstatuten oder Mitgliedsbeiträge, sind zu einer Bewegung geworden, die das "Leben im Alter lebenswert macht", wie ein Teilnehmer es formulierte.

Für die Kommunen sind die Gruppen mittlerweile ein Aushängeschild: Dass "Nettetal auf dem guten Weg ist, sich auch um die älter werdenden Menschen zu kümmern", sei mit ein Verdienst der ZWAR-Gruppen, meinte Harald Post. In seiner Begrüßung der Delegierten hob der stellvertretende Nettetaler Bürgermeister das ehrenamtliche Engagement vieler ZWAR'ler in der Stadt hervor, auch für Flüchtlinge.

Gemeinschaft und Geselligkeit, Bildungs- und Freizeitangebote, Ausflüge und Besichtigungen zählten die Sprecher der verschiedenen Gruppen als Beispiele für ihre Aktivitäten auf. Was aber den Zusammenhalt einer Gruppe ausmache, sei die Solidarität untereinander, meinte Birgit Traut von der Kaldenkirchener Gruppe. "Im Vordergrund steht für uns auch, sich zu kümmern um die, die Hilfe brauchen, einige Ältere sind sehr krank." Groß nämlich ist die Altersspanne der Menschen zwischen Alter rund und Ruhestand, in der Lobbericher Gruppe etwa reicht sie laut Heinz Hoffmann "von 55 bis 78 Jahre, der Durchschnitt liegt bei 65".

Während die meisten in den Generationstreffs wie Doerkesstuben oder Haus Sonnenschein zusammenkommen, gibt es ansonsten nur einschränkte Möglichkeiten für Treffen - ein Manko mancher Stadtteile: "In Breyell ist abends kein Café, kaum eine Kneipe geöffnet. Da müssen wir uns schon mal bei einem von uns zu Hhause einfinden", so Spijker. Das schweiße zwar zusammen, doch der Eindruck einer geschlossenen Gruppe, die sie tatsächlich nicht sei, hemme andere, neu dazukommen.

Ob in Schwalmtal oder Heiligenhaus, Brüggen oder Wuppertal, Rheydt oder Kaldenkirchen - überall stehen Radtouren hoch im Kurs. "Die meisten haben ein E-Bike, ich noch nicht, das geht manchmal an die Muskeln", gab ein Delegierter zu. Nicht alle "ZWAR'ler" könnten sich alles leisten.

Probleme gebe es mitunter auch in der Kommunikation untereinander - mit ein Hauptthema der Regionalkonferenz war daher auch die gemeinsame Vernetzung. "Viele verabreden sich untereinander per E-Mail, aber nicht alle können oder wollen diese Möglichkeit nutzen", teilte Barbara Thierhoff von der ZWAR-Zentralstelle NRW in Dortmund mit. So berieten die Delegierten auf ihrer Versammlung, um Kompromisse zu finden - damit niemand von der Kommunikation ausgeschlossen bleibe.

Schwer tun sich manche auch mit Fachbegriffen. So gab es im Rathaus das Angebot "Open Space", worüber einige nur den Kopf schütteln konnten: "Es kam Kritik auf, warum neuerdings alles englisch betitelt sei. Der Offene Raum ist ein Angebot für freie, spontane Themen und Fragen", erläuterte deshalb Thierhoff.

Solche Probleme freilich treten in den Hintergrund, wenn es um den Sinn von "ZWAR" geht, um das, was die Gruppen ausmacht: "Wir sind kein Verband, kein Verein, es gibt keine Verpflichtung zum Mitmachen", sagte Hoffmann, "wir sind einfach nur Freunde auf dem vagen Weg ins Alter".

(jobu)
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