Nettetal Hilfswerk Somedi erhält Gert-Schmitz-Ehrenpreis

Nettetal · Straßen aus Lehm, herumfliegender Plastikmüll, kaum feste Häuser, meist Wellblechbaracken, dazwischen spielen Kinder - wenn sie keine verstümmelten Gliedmaßen haben. Solche Bilder warf Stefan Voormans auf die Leinwand im Lobbericher Pfarrzentrum "Die Brücke", als er von der Unterstützung berichtete, die das Hilfswerk Somedi seit 1981 für Schulen und Krankenstationen in Indien leistet. Der Geschäftsführer war gerade von einer Reise nach Indien zurückgekehrt und hatte bei allem Elend, das auf den Bildern zu sehen war, eine gute Nachricht: "Es wird allmählich etwas besser."

 Bertold Bauer und Karl Heinz Slotters mit Ramesh Modi (v.li.).

Bertold Bauer und Karl Heinz Slotters mit Ramesh Modi (v.li.).

Foto: J. Knappe

Anlass des Vortrages war die Auszeichnung des Hilfswerks mit dem Gert-Schnitz-Ehrenpreis der Kreis-Seniorenunion. Der Preis wird seit 2012 im Andenken an den früheren Viersener Stadt- und Kreispolitiker an Personen und Vereine vergeben, deren Hilfe "weder vom Staat noch von Kirchen unterstützt wird".

Über eine Urkunde und eine kleine Dotation von 250 Euro, die Berthold Bauer und Karl-Heinz Stoffers vom Vorstand der Kreis-Seniorenunion überreichten, war Somedi-Vorsitzender Ramesh Modi hocherfreut, werde doch damit die Arbeit des Hilfswerks auch über Nettetal hinaus anerkannt. Der frühere Leuther Arzt war 1957 durch einen Austausch von Stipendiaten nach Deutschland gekommen und hatte sich nach Examen und Promotion dort niedergelassen. Die Hilfe für sein Heimatland Indien "begann mit Lumpen-Sammeln", aus deren Erlös der Kauf von aussortieren medizinisch-technischen Geräten finanziert wurde.

Auf Rat seines Nachbarn Matthias Timmermanns, der in Leuth Ortsvorsteher und später Bürgermeister von Nettetal war, wurde 1881 vor allem von Leuther Bürgern der Verein Somedi gegründet. Er erhielt eine Anerkennung als Nichtregierungsorganisation durch die Europäische Union. Zeitweise stapelten sich ausrangierte Betten und Laborgeräte bis unter das Dach einer ehemaligen Scheune am Leuther Hampoel.

Somedi unterstützt nach Angaben von Voormans heute drei Schulen in der Gegend der 40 Millionen-Metropole Mumbai (Westküste) und an der Grenze zu Bangaldesch (Ostküste). Finanziert wird hauptsächlich eine tägliche Mahlzeit, denn "die Kinder kommen zur Schule, weil sie dort etwas zu essen bekommen". Geld fließt auch in "Mobility Camps", in denen Kinder und Erwachsene Bein- und Armprothesen erhalten. Viele Verstümmelungen und Behinderungen haben ihre Ursache in Kinderlähmung und Lepra.

Die zehnjährige Lana, die mit ihrer Oma Marlene Schreus gekommen war, sammelte 670 Euro ein. "Ich bin ein Fan von Stefan Voormans, weil er armen Menschen hilft, und deshalb möchte ich hier für Somedi sammeln", sagte sie.

(mme)
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