Nettetal Hier geht es um die goldene Wurst

Nettetal · Fleischermeister Peter Kempkes hat erneut zahlreiche Preise abgeräumt. 14 Mal erhielt er die höchste Auszeichnung beim NRW-Fleischwurst-Pokal 2016. Der Lobbericher Betrieb ist die älteste Fleischerei im Kreis Viersen

 In der Metzgerei Kempkes an der Breyeller Straße in Lobberich präsentieren die prämierten Würste (v.l.): Azubi Alexander Gotzen, Verkäuferinnen Sandra Glünz und Kirsten Jöriskes sowie Inhaber Annemie und Peter Kempkes.

In der Metzgerei Kempkes an der Breyeller Straße in Lobberich präsentieren die prämierten Würste (v.l.): Azubi Alexander Gotzen, Verkäuferinnen Sandra Glünz und Kirsten Jöriskes sowie Inhaber Annemie und Peter Kempkes.

Foto: Busch

Kinder freuen sich schon, wenn sie die Mutter beim Einkauf zum Metzger begleiten können: Zum Schluss gibt es für sie immer eine Scheibe Schinkenwurst auf die Hand - natürlich zum sofortigen Reinbeißen. "Was für den Kölner die Blutwurst ist, ist für den Rheinländer die Schinkenwurst", sagt Peter Kempkes. Und deshalb legt der Fleischermeister besonderen Wert auf den Geschmack dieser geräucherten Wurst, die er selbst "unwiderstehlich" findet. Dieser Meinung waren auch die Juroren des jüngsten Wettbewerbs um den NRW-Fleischwurst-Pokal und ehrten Kempkes mit einer Goldmedaille. Gemeinsam mit seinem Auszubildenden Alexander Gotzen nahm er die Auszeichnung des NRW-Fleischerverbandes in Oberhausen entgegen.

Doch es ging nicht nur um Schinkenwurst. Meister und Azubi kehrten - wie schon 2013 - mit weiteren 13 Goldmedaillen heim, die sie für geräucherte Bauernwurst, Jagdwurst, Fleischwurst, Plockwurst, geräucherten Schinkenspeck, Pfefferschinken, gekochten Schinken, Kölner Leberwurst, Schnittlauch-Leberwurst, Bauernleberwurst, Rostbratwurst und Pfefferbeißer erhielt. Letzterer ist eine Rohwurst-Spezialität mit einer raffinierten Gewürzmischung und deshalb auch als Party-Snack sehr beliebt.

Seinen Erfolg führt Kempkes auf "die Qualität uralter Hausrezepte" zurück, die "zwar immer wieder etwas dem sich wandelnden Geschmack angepasst werden, aber im Kern erhalten bleiben", erläutert der Lobbericher Fleischermeister. Die Medaillenflut ist für ihn eine Bestätigung dafür, "dass wir den Geschmack unserer Kunden genau treffen", sagt er. Die Urkunden an der linken Wand des Ladens geben ihm recht.

Seit 1990 führt Kempkes die Metzgerei an der Breyeller Straße 10 - mittlerweile mit vier Mitarbeitern. Er hatte damals das Geschäft mit seiner Frau Annemie von den Schwiegereltern Franz-Josef und Änne Buschmann übernommen. Diese gingen in den Ruhestand, hatten sie das Geschäft doch seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges rund 45 Jahre geführt.

Gegründet wurde die Lobbericher Metzgerei im Oktober 1893. Damals herrschte in Lobberich große Aufbruchstimmung, die Textilindustrie nahm einen ungeahnten Aufschwung. Das sah Johann Buschmann als gute Grundlage für eine Geschäftsgründung an. Mit seiner Frau Maria war er bis zum Jahre 1932 aktiv, dann sprang ein Onkel ein. Denn der zur Nachfolge vorgesehene Franz-Josef musste noch lernen und wurde als Soldat in den Krieg geschickt, ehe er die Metzgerei übernehmen konnte.

Kempkes-Buschmann ist mit derzeit 123 Jahren die älteste Metzgerei im Kreis Viersen. Zudem ist sie die letzte handwerklich geführte Fleischerei in Lobberich, nachdem auch Lohse an der Wevelinghover Straße kürzlich geschlossen hat. Kemples schlachtet nicht mehr selbst, sondern bezieht seine Rinder- und Schweinehälften von Thönes Natur und Gotzen in Amern: "Da weiß ich, dass die Qualität sehr gut ist", sagt der Fleischermeister.

Wie es in Zukunft mit dem Betrieb weitergehen wird, wissen Peter und Annemie Kempkes noch nicht genau. Die eigenen Söhne haben sich anders orientiert: Der eine studierte Chemie, machte auch seinen Metzgermeister, ist aber in der Lebensmittelindustrie tätig. Der andere hat sich als Elektromeister selbstständig gemacht und seine Geschäftsräume im alten Kempkes-Bauernhof in Rennekoven.

Auch Lehrling Alexander Gotzen hat andere berufliche Pläne. Bald steht seine Gesellenprüfung an. Für Herbst hat er sich zudem zur Meisterprüfung angemeldet, um danach in den Betrieb seiner Eltern in Amern einzusteigen. "Wenn wir einen jungen Mann finden, bilden wir ihn gerne aus", sagt Peter Kempkes. Auf jeden Fall soll 2018 das 125-jährige Bestehen der Lobbericher Metzgerei gefeiert werden.

(mme)
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