Nettetal Georg Sennert war "Mr. Naturschutz"

Nettetal · Am Wochenende starb der Grefrather Studienrat nach einem Herzanfall. Sennert prägte maßgeblich auch die Landschaftsplanung

 Vor fünf Jahren wurde Georg Sennert für seine Verdienste mit dem Rheinlandtaler des Landschaftsverbandes Rheinland ausgezeichnet.

Vor fünf Jahren wurde Georg Sennert für seine Verdienste mit dem Rheinlandtaler des Landschaftsverbandes Rheinland ausgezeichnet.

Foto: Busch

Mit großer Bestürzung reagierten Freunde und langjährige Weggefährten gestern auf die Nachricht vom plötzlichen Tode Georg Sennerts. Der 60-jährige Grefrather starb am Wochenende an den Folgen eines Herzanfalls. Weit über den Kreis Viersen hinaus erwarb Sennert sich einen besonderen Ruf im Umwelt- und Naturschutz.

Bereits mit 15 Jahren durchstreifte Sennert seine heimatliche Umgebung in Grefrath. Er begann 1967 mit akribischen Aufzeichnungen der Vogelwelt und wurde 1968 schon zum Ortsvertrauensmann für Vogelschutz berufen. Diese frühe Leidenschaft und die unbedingte Bereitschaft, enormen Aufwand bis zur völligen Erschöpfung für den Schutz der Natur zu treiben, gab Sennert nie mehr auf.

Sennert betrieb Naturschutz mit großer Emotionalität, aber nie mit Militanz. Er verfügte über ein fundiertes Wissen, das er gerne der Allgemeinheit zur Verfügung stellte. So erinnert sich der frühere Planungs- und Umweltdezernent des Kreises, Hartmut Kropp, wie Sennert zu Beginn der Landschaftsplanung dem Kreis aus der Patsche half. Sennert übernahm für den erkrankten Dr. Jödicke zu Beginn der 1980er-Jahre gegen geringe Honorierung die fachliche Vorbereitung für den Zuschussantrag des ersten Landschaftsplanes. "Ich habe damals die außerordentliche Leistungskraft Georg Sennerts kennen und schätzen gelernt", so Kropp.

Dieses gegenseitige Vertrauen litt nie darunter, dass Sennert häufig andere Auffassungen als eine technokratische Verwaltung vertrat. Mit Vehemenz betrieb er beim Kauf von Schloss Krickenbeck durch die WestLB die Interessen des Naturschutzes. Mit Herbert Hubatsch und Helmut Klein boxte er die Idee einer Biologischen Station durch. Sie wurde gegenüber dem Schloss, gleichsam zur Kontrolle dessen, was im öffentlich-rechtlichen Vertrag festgelegt worden war, eingerichtet. Bis vor einigen Jahren war er Vorsitzender des Vereins, der die Einrichtung trägt. Sennerts Einsatz ging so weit, dass der allmächtige WestLB-Chef Friedel Neuber zeitweilig für Sennert ein Betretungsverbot erließ.

Die hohe Kompromissfähigkeit und die Eigenschaft, sich nach Zornesausbrüchen zurückzunehmen und den Ausgleich zu suchen, zeichneten Sennert immer aus. Die Identifikation mit seiner Aufgabe und seinem Auftrag formulierte er ohne jeden Anflug von Hybris mit unter so: "Ich bin Mr. Naturschutz im Kreis Viersen." Dass er aber lieber 90 bis 98 Prozent von Forderung erfüllt sah als für hundert Prozent zu kämpfen und komplett zu scheitern, rief unter Naturschützern häufig auch Kritik hervor. Darunter litt Sennert, der sich dann unverstanden fühlte. Hinter den Kulissen nutzte er oft sein diplomatisches Geschick, um Lösungen zu erarbeiten. Dazu gehört unter anderem auch die Sicherung des ehemaligen Depots in Bracht und die Entwicklung des Elmpter Schwalmbruchs und des Lüsekamps in Niederkrüchten. Kurios ist, dass Sennert Studienrat für Wirtschaft und Geografie am Berufskolleg in Dülken war, aber tatsächlich nie Biologie studiert hat.

(RP)
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