Nettetal Für Nettetal ist das Maß im Pappelstreit voll

Nettetal · Der Vorsitzende des Umweltausschusses im Nettetaler Stadtrat wirft der BUND-Kreisvorsitzenden Grytzmann-Meister vor, mit ihrer Polemik demokratische Strukturen aufweichen zu wollen.

 Das malerische Bild mit den Pappeln am Nettebruch wird es nicht mehr lange geben. Die Stadt fällt die Bäume und pflanzt andere Bäume an.

Das malerische Bild mit den Pappeln am Nettebruch wird es nicht mehr lange geben. Die Stadt fällt die Bäume und pflanzt andere Bäume an.

Foto: Busch

Die Pappeln am Ufer des Nettebruchs in Lobberich werden gefällt und durch andere Bäume, beispielsweise Erlen, ersetzt. Der Umweltausschuss des Stadtrates bleibt bei seinem im Mai gefassten Beschluss. Vorsitzender Guido Gahlings (Grüne) wies in der Sitzung Forderungen des BUND-Kreisvorstandes und einer Willich/Viersener Bürgerinitiative zum Erhalt von Pappeln zurück, den Beschluss rückgängig zu machen.

Die BUND-Kreisvorsitzende Almut Grytzmann-Meister aus Viersen hatte, unterstützt von Teilen des BUND-Vorstandes in Nettetal, der Stadt willkürlichen Umgang mit den Bäumen vorgeworfen. In einem Brief an Bürgermeister Christian Wagner forderte die Initiative ein "unabhängiges Gutachten". Sie glaubt nicht einmal, dass zwei Pappeln weg müssen, weil sie für Spaziergänger gefährlich sind.

Für Gahlings und den Ausschuss war offenkundig das Maß voll. Der Vorsitzende, der in Nettetal selbst dem BUND-Vorstand angehört, verwahrte sich gegen "unangemessene und polemische Äußerungen der Kreisvorsitzenden". Gahlings wies den Vorwurf mangelnden Sachverstandes in der Verwaltung und die Behauptung, die Politik sei "über den Tisch gezogen worden", zurück. Der Ausschuss habe sich zwei Stunden an Ort und Stelle umgesehen, in der Stadtverwaltung gebe es "sehr viel Sachverstand". Der Beschluss sei nach "sachlicher, konstruktiver und reiflicher Vorprüfung" gefasst worden. "Wenn die BUND-Kreisvorsitzende damit nicht leben kann, ist das kein Grund, dass wir uns ihrer Meinung anschließen müssten", sagte Gahlings. Demokratisch herbeigeführte Entscheidungen in einem Gremium, das die Nettetaler Bürger gewählt und mit der Wahrnehmung ihrer Interessen betraut hätten, wolle er nicht aufweichen lassen. Eingriffe von außen könne er nur zurückweisen. Der Ausschuss reagierte mit viel Beifall.

Verwunderung löste auch der von Ludwig Mertens für die Bürgerinitiative verfasste Brief an Bürgermeister Wagner aus. Er habe "fachlichen Tiefgang", aber der Unterton darin sei fragwürdig, sagte Gahlings. Es gebe auch keinen Grund für das darin geforderte "unabhängige Gutachten". Dass der Brief Medien früher als den Bürgermeister erreicht hatte, löste Kopfschütteln aus.

Fachlich sieht sich der Ausschuss auf der sicheren Seite. Florian Witter (WIN-Fraktion) erinnerte daran, dass auch Experten der Biologischen Station den Beschluss stützen. "Insofern gibt es keine neue Faktenlage", unterstützte er Gahlings. "Die Heftigkeit und Lautstärke im Vortrag von Argumenten erhöht nicht ihre Schlagkraft", stellte Ingo Heymann (CDU) fest.

Die Angriffe aus Viersen und Willich gehen nach Auffassung des Ausschuss-Vorsitzenden vollkommen an der Realität vorbei. "Keine andere Kommune im Kreis Viersen hat so viele Pappeln wie Nettetal", erklärte Gahlings. Förster Thomas Gieselmann meinte später zum Waldwirtschaftsplan der Stadt, Nettetal habe größere Einschläge in den Pappelbestand immer wieder abgemildert, um die Struktur der Landschaft und vor allem "große dicke Bäume zu erhalten".

(RP)
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